Wenn Kaufleute sich streiten
Der Günzburger Unternehmer Jörg Bordan ist ehrenamtlicher Handelsrichter. Aber was macht er da eigentlich?
Günzburg Etwa alle zwei Monate streift sich Jörg Bordan eine Richterrobe über. Der 54-Jährige aus Günzburg ist ehrenamtlicher Handelsrichter, gestern wurde er am Landgericht Memmingen offiziell in sein Amt eingeführt. Doch was tut ein Handelsrichter eigentlich?
Jörg Bordan muss nicht lange überlegen. „Wir bringen in erster Linie unser Praxiswissen ein, der Berufsrichter sorgt für den juristischen Sachverstand.“Wie die Schöffen in einer Strafkammer, sind die beiden Handelsrichter bei der Urteilsfindung gleichberechtigt mit dem Berufsrichter. Doch die Anforderungen sind ganz andere. Nicht jeder kann Handelsrichter werden. Eine leitende Position in einem Unternehmen ist eine der Voraussetzungen. „Der Vorteil ist, dass man in einer solchen Position von den Aufgaben her breit aufgestellt ist“, erklärt Bordan.
Denn die Fälle, mit denen er es zu tun bekommt, sind vielfältig. Vor einer Handelskammer landen unter anderem Rechtsstreitigkeiten unter Kaufleuten. Vom Streit mit einem Handwerker über nicht erbrachte Leistungen, über Vertragsangelegenheiten bis hin zu Konflikten unter Geschäftspartnern: In all diesen Fällen können die Parteien ein Handelsgericht anrufen, um die Sache zu klären.
Meist kommt es im Verlauf der Verhandlungen zu einer Einigung. „Wir versuchen, einen Kompromiss oder einen Vergleich zu erreichen. Das ist auch den Beteiligten oft ganz recht“, erklärt Bordan. Er hat bereits langjährige Erfahrung. Bevor er das Amt in Memmingen antrat, war er acht Jahre lang Handelsrichter am Landgericht München I. Als er dann vor zwei Jahren nach Günzburg zog, kam die IHK Schwaben auf den 54-Jährigen zu und bot ihm erneut einen Posten an. „Für mich ist es auch ein persönlicher Erfahrungsgewinn. Man lernt, worauf man selbst in seinem beruflichen Alltag achten muss, welche Fettnäpfchen etwa bei Vertragsschließungen lauern.“
Hauptberuflich ist der Vater einer erwachsenen Tochter auf Lichttechnik spezialisiert. Nach einer Ausbil- dung im kaufmännischen Bereich absolvierte er 1995 die Weiterbildung zum Handelsfachwirt (IHK) und studierte 1999 bis 2001 Internationales Management an der Surrey University – European Management School in Großbritannien. Darüber hinaus ist er in verschiedenen Verbänden und Gremien engagiert. Heute vermittelt er als Handelsvertreter elektronische Bauelemente an die Industrie. Außerdem ist Bordan Teilhaber an einem international agierenden Großhandel für Veranstaltungstechnik sowie Geschäftsführer eines Start-ups, das sich auf LEDModule spezialisiert hat.
Für fünf Jahre ist der Günzburger jetzt für das Landgericht Memmingen tätig. Dann muss er erneut berufen werden. Seine Robe musste er sich übrigens selbst kaufen. Doch die alte aus Münchner Zeiten tue es noch, sagt Bordan. Ab Januar ist sie wieder im Einsatz.