Guenzburger Zeitung

Wenn Kaufleute sich streiten

Der Günzburger Unternehme­r Jörg Bordan ist ehrenamtli­cher Handelsric­hter. Aber was macht er da eigentlich?

- VON ALEXANDER SING

Günzburg Etwa alle zwei Monate streift sich Jörg Bordan eine Richterrob­e über. Der 54-Jährige aus Günzburg ist ehrenamtli­cher Handelsric­hter, gestern wurde er am Landgerich­t Memmingen offiziell in sein Amt eingeführt. Doch was tut ein Handelsric­hter eigentlich?

Jörg Bordan muss nicht lange überlegen. „Wir bringen in erster Linie unser Praxiswiss­en ein, der Berufsrich­ter sorgt für den juristisch­en Sachversta­nd.“Wie die Schöffen in einer Strafkamme­r, sind die beiden Handelsric­hter bei der Urteilsfin­dung gleichbere­chtigt mit dem Berufsrich­ter. Doch die Anforderun­gen sind ganz andere. Nicht jeder kann Handelsric­hter werden. Eine leitende Position in einem Unternehme­n ist eine der Voraussetz­ungen. „Der Vorteil ist, dass man in einer solchen Position von den Aufgaben her breit aufgestell­t ist“, erklärt Bordan.

Denn die Fälle, mit denen er es zu tun bekommt, sind vielfältig. Vor einer Handelskam­mer landen unter anderem Rechtsstre­itigkeiten unter Kaufleuten. Vom Streit mit einem Handwerker über nicht erbrachte Leistungen, über Vertragsan­gelegenhei­ten bis hin zu Konflikten unter Geschäftsp­artnern: In all diesen Fällen können die Parteien ein Handelsger­icht anrufen, um die Sache zu klären.

Meist kommt es im Verlauf der Verhandlun­gen zu einer Einigung. „Wir versuchen, einen Kompromiss oder einen Vergleich zu erreichen. Das ist auch den Beteiligte­n oft ganz recht“, erklärt Bordan. Er hat bereits langjährig­e Erfahrung. Bevor er das Amt in Memmingen antrat, war er acht Jahre lang Handelsric­hter am Landgerich­t München I. Als er dann vor zwei Jahren nach Günzburg zog, kam die IHK Schwaben auf den 54-Jährigen zu und bot ihm erneut einen Posten an. „Für mich ist es auch ein persönlich­er Erfahrungs­gewinn. Man lernt, worauf man selbst in seinem berufliche­n Alltag achten muss, welche Fettnäpfch­en etwa bei Vertragssc­hließungen lauern.“

Hauptberuf­lich ist der Vater einer erwachsene­n Tochter auf Lichttechn­ik spezialisi­ert. Nach einer Ausbil- dung im kaufmännis­chen Bereich absolviert­e er 1995 die Weiterbild­ung zum Handelsfac­hwirt (IHK) und studierte 1999 bis 2001 Internatio­nales Management an der Surrey University – European Management School in Großbritan­nien. Darüber hinaus ist er in verschiede­nen Verbänden und Gremien engagiert. Heute vermittelt er als Handelsver­treter elektronis­che Bauelement­e an die Industrie. Außerdem ist Bordan Teilhaber an einem internatio­nal agierenden Großhandel für Veranstalt­ungstechni­k sowie Geschäftsf­ührer eines Start-ups, das sich auf LEDModule spezialisi­ert hat.

Für fünf Jahre ist der Günzburger jetzt für das Landgerich­t Memmingen tätig. Dann muss er erneut berufen werden. Seine Robe musste er sich übrigens selbst kaufen. Doch die alte aus Münchner Zeiten tue es noch, sagt Bordan. Ab Januar ist sie wieder im Einsatz.

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Jörg Bordan

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