Guenzburger Zeitung

Baustelle Kirche

Immer mehr Gotteshäus­er in der Region müssen renoviert werden. Die Kosten übersteige­n in manchem Fall sogar die Millioneng­renze. Was die katholisch­e Kirche dazu sagt

- VON HEIKE SCHREIBER

Landkreis Die Liste ist lang: Allein sieben katholisch­e Kirchen im Landkreis Günzburg mussten heuer aufwendig saniert werden. Jetzt wird nach acht Monaten der Renovierun­g Maria Immaculata in Oberwaldba­ch eingeweiht (siehe eigener Artikel). Auffällig ist: Die Liste der zu sanierende­n Gotteshäus­er wird von Jahr zu Jahr länger, die Kosten immer größer. Das Bistum Augsburg bestätigt, dass der Etat für pfarrliche Projekte in den vergangene­n Jahren kontinuier­lich gesteigert werden musste.

Im Doppelhaus­halt 2017/2018 liegt er bei 42 Millionen Euro, teilt der Sprecher des Bistums, Karl-Georg Michel, auf Anfrage mit. Die Zahl der Kirchensan­ierungen – darunter auch Pfarrhäuse­r und -heime – sei in der gesamten Diözese von Jahr zu Jahr gestiegen. Laut Michel ist der Bauunterha­lt eine „dauerhaft und langfristi­g angelegte Aufgabe“. Wie jeder Immobilien­bestand müsse auch der kirchliche altersbedi­ngt instand gesetzt werden. Viele katholisch­e Kirchen seien in einem ähnlichen Zeitraum gebaut worden und kämen jetzt in die Jahre. Deshalb häuften sich die Renovierun­gen. Dass dabei auch die Kosten immens angestiege­n sind, führt der Sprecher auf die allgemeine Baukonjunk­tur zurück.

Ein Beispiel, wie teuer eine Renovierun­g kommen kann, ist die Stadtpfarr­kirche in Krumbach. Die sum- sich inzwischen auf eine Million Euro, damit hatte wohl kaum einer im Vorfeld gerechnet. Vor vier Jahren hatte die Diözese Augsburg eine„ Stand sich er heits untersuchu­ng“der Kirche gemacht und dem Gebäude einen „guten Zustand“attestiert. Lediglich einige geringfügi­ge Eingriffe am Dachstuhl schienen notwendig zu sein. Doch dann traten bei den Arbeiten immer mehr Schäden zutage. Morsches Holz, Braun fäule, Haus schwammbef­all im Holz und im Mauerwerk. Zahlreiche Deckenbalk­en waren lädiert. Hinzu kamen Probleme mit der Decke im Langhaus der Kirche. Derzeit laufen die Arbeiten an den beiden Emporen, auch hier müssen unter anderem beschädigt­e Balken erneuert werden.

Baumaßnahm­en ergeben sich aber nicht nur als Folge von Standund Verkehrssi­cherheitsü­berprüfung­en. Karl-Georg Michel zufolge melden auch die örtlichen Kirchensti­ftungen (als Bauherr) ihre Vorhaben an. Zusammen mit der Diözese Augsburg werde dann auf Grundlage gewisser Richtlinie­n alles geplant, ausgeführt und finanziert. Wünschensw­erte, aber grundsätzl­ich nicht notwendige Projekte seien nicht ausgeschlo­ssen, „können selbstvers­tändlich aber nicht mit den gleichen diözesanen Zuschussmi­ert sätzen gefördert werden“, teilt Michel mit.

Für den rechtliche­n Teil der Sanierunge­n zuständig ist die Untere Denkmalsch­utzbehörde am Landratsam­t. Deren Leiter Ralf Fink bekommt die Anträge auf Zuschüsse auf den Tisch. Er sagt: „Meine erste Frage lautet immer, ob es unter einer halben Million bleibt.“Diese Summe überschrit­ten hat zuletzt nicht nur die Krumbacher Kirche, sondern auch die Gotteshäus­er in Oberwaldba­ch, Scheppach und Thannhause­n. In Finks Augen bewegt sich die Zahl der zu sanierende­n Kirchen auf einem konstant hohen Niveau, „das richtet sich durchaus auch nach dem Budget der Kirche“. Es habe auch schon finanzschw­ache Jahre wie 2008 gegeben, in denen ein Sanierungs­stopp verhängt wurde. Doch wenn die Statik eines Gebäudes nicht mehr gegeben sei und gar Gefahr für die Besucher bestehe, dann bleibt Fink zufolge nur eins: „Da muss man tätig werden.“

Doch dann ergibt sich ein anderes Problem: Da immer mehr Gotteshäus­er fast zeitgleich saniert werden müssen, gehen die Handwerker aus. Franz Wespel, Pfarrer in Mariä Himmelfahr­t in Scheppach, ist froh, dass er den Antrag zur Sanierung seiner Kirche frühzeitig eingereich­t hat. „Wir hatten noch das Glück, unter den Handwerker­n auswählen zu können. Inzwischen sieht es ganz anders aus. Die Warteliste­n sind ewig.“

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Foto: Peter Bauer In der Stadtpfarr­kirche in Krumbach sind im Laufe der Sanierungs­arbeiten immer mehr Schäden zutage getreten. Ferdinand Gug genmos, Mitglied der Kirchenver­waltung, rechnet mit Kosten von etwa einer Million Euro.
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Archivfoto: Heike Schreiber Die Scheppache­r Kirche Mariä Himmelfahr­t war mehrere Monate eingerüste­t. Die Innen und Außensanie­rung kam auf über 500 000 Euro.
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Foto: Peter Wieser Die Kirche St. Ostwald in Glöttweng wird umfangreic­h saniert.
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Foto: Dieter Jehle Der Hausschwam­m hat sich in Thann hausen breit gemacht.

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