Letzte Handgriffe für das große Krippen Fest
Der Verband Bayerischer Krippenfreunde feiert sein 100-jähriges Bestehen in Ichenhausen. Warum die Veranstaltung nicht am Gründungsort Günzburg stattfindet
Der Verband Bayerischer Krippenfreunde feiert sein 100-jähriges Bestehen in Ichenhausen – und nicht am Gründungsort.
Ichenhausen Durch einen traurigen Zufall kommt der Krippenverein Ichenhausen ab dem heutigen Freitag zu einer großen Ehre. Eigentlich sollte der Verband Bayerischer Krippenfreunde zum 100-jährigen Bestehen an den Geburtsort von Verband und Ortsverein nach Günzburg kommen. Doch nach dem plötzlichen Tod des langjährigen Vorsitzenden Josef Lutz im November 2016 sah sich der Günzburger Verein nicht mehr in der Lage, das Jubiläum auszurichten. Die Ichenhauser sprangen kurzfristig ein und stemmen heute und morgen nicht nur den Festakt, sondern gleichzeitig die Landestagung und die Eröffnung einer eigenen, großen Krippenausstellung. „Auch wenn die Zeit knapp war, ist das Ganze doch etwas sehr Besonderes für uns“, sagt Vorsitzender Michael Metz.
Wer selbst höchstens mal zur Weihnachtszeit daheim eine Krippe aufbaut oder auf einer Ausstellung anschaut, wird kaum wissen, dass vor 100 Jahren der Ausgangspunkt aller bayerischen Krippler im Landkreis Günzburg lag. Pfarrer Alois Burger aus Hochwang, der wohl ein besonderes Faible für Krippen hatte, ist es zu verdanken, dass im Februar 1917 ein eigener Verband ins Leben gerufen wurde. Der Pfarrer hatte extra dafür beim Bischof einen entsprechenden Antrag gestellt. Namhafte Krippenbauer, Sammler und Schnitzer aus dem ganzen Land sollen damals nach Günzburg gereist sein. Neben dem übergeordneten Verband wurde gleichzeitig der Günzburger Ortsverein gegründet. Nach und nach bildeten sich immer mehr Ortsvereine, die Ichenhauser folgten im Jahr 1954. „Das Hinterland ist zu stark geworden“, erklärt Vorsitzender Michael Metz. Seitdem hat der Verein die anderen überflügelt und sich zum mitgliederstärksten im Landkreis entwickelt, 250 zählt er inzwischen. Natürlich ist der gebürtige Pfaffenhofer, der seit acht Jahren die Geschicke des Vereins lenkt, stolz darauf, dass mit Ichenhausen der größte Verein in der Region das geschichtsträchtige Jubiläum ausrichten darf. Trotzdem sagt der 47-Jährige in al- ler Bescheidenheit: „Günzburg wäre am Zug gewesen, wir sind nur die Notlösung.“Schließlich wurden Verband und Ortsverein vor 100 Jahren in Günzburg gegründet. Doch der überraschende Tod des Vorsitzenden Josef Lutz im vergangenen Jahr hatte den Verein in eine Krise gestürzt, Lutz war 25 Jahre im Amt und die prägende Figur gewesen. Ohne ihn ein solches Großereignis wie das 100-jährige Jubiläum zu organisieren, stellte sich als nicht machbar heraus. Der Verband Bayerischer Krippenfreunde suchte händeringend nach einem Ausweichort. Michael Metz, selbst als Beisitzer im Vorstand des Verbandes aktiv, brachte seinen eigenen Verein ins Spiel. Die Mitglieder hatten ihr Einverständnis gegeben und da sich kein anderer Verein in ganz Bayern fand, bekam Ichenhausen im März den Zuschlag.
Dass zeitgleich die Landestagung ausgerichtet und über 300 Gäste verpflegt werden müssen, damit haben die Ichenhauser schon Erfahrung. Schließlich fand das Treffen bereits zweimal bei ihnen statt. Für das Jubiläum jedoch eine ähnlich große Feier, wie sie Günzburg geplant hatte, auf die Beine zu stellen, war für Metz nicht möglich. Er habe Abstriche machen und den Festabend am morgigen Samstag abspecken müssen. Da auch noch die eigene Krippenausstellung vorzubereiten war, die bis 14. Januar im Schulmuseum ist, nahm Metz kurzerhand drei Wochen Urlaub. „Anders wäre es nicht gegangen.“
Die Werke, von heimatlich bis orientalisch, aus Wachs, Porzellan oder Zinn und Figuren von 63 Ausstellern mussten er und seine Helfer auf zwei Etagen aufbauen, die Hintergründe und Holzunterbauten passend machen, gleichzeitig die Dekoration für den Festabend herrichten. Mindestens fünf bis zehn Mitglieder werkeln seit Wochen jeden Tag ohne Unterlass. Michael Metz ist froh, wenn heute Abend die Großveranstaltung losgeht und er endlich Nägel, Hammer und Bohrmaschine aus der Hand legen und die „Baustelle“verlassen kann. Wenn am Sonntag alles vorbei ist, wäre er eigentlich urlaubsreif. Doch der Urlaub ist dann zu Ende.