Agenda Preis für Siedlungshaus
In dem Gebäude aus den 50er Jahren steckt jetzt moderne Energiespartechnik
Günzburg Der Agenda-Preis 2017 ist vergeben. Der Arbeitskreis Bauen, Wohnen und Energie der Lokalen Agenda 21 hat Susanne Sienel sowie Thomas und Wilhelm Barner für die energetische Sanierung ihres Zweifamilienhauses in Günzburg ausgezeichnet. Der Agenda-Preis wird jährlich ausgeschrieben und ist mit 500 Euro dotiert. Zahlreiche Mitglieder des Agenda-Arbeitskreises begleiteten Oberbürgermeister Gerhard Jauernig und nahmen das Gebäude in Augenschein.
Überzeugt hat die Mitglieder des Arbeitskreises die konsequente Verwendung von Holz als nachwachsendem Rohstoff und heimischem Baustoff. Das Siedlungshaus aus den 1950er Jahren wurde energetisch grundlegend saniert. Das marode Dach wurde abgetragen und mit der Erneuerung des Dachstuhles wurden die Sparren erhöht, so dass zur Dachdämmung Holzfasern eingeblasen werden konnten. Fenster und Rollläden wurden ausgetauscht und die Fassade mit Holzfaserdämmplatten gedämmt. Der Einbau einer zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung an die sämtliche Räume angebunden sind, sorgt für den nötigen Luftaustausch. Eine massive Kältebrücke stellte der Balkon im ersten Obergeschoss dar, der durchgehend mit der Betondecke verbunden war. Die Balkonplatte wurde daher abgeschnitten, um so eine durchgehende Fassadendämmung zu gewährleisten. Geheizt wird mit einer Pelletheizung, die im Untergeschoss anstelle des alten Öltanks untergebracht werden konnte. „Holz als Dämmstoff und Holz zur Heizung sind in der Anschaffung etwas teurer, aber zu 100 Prozent regenerativ und klimaneutral“, betont Arbeitskreis-Mitglied und Energieberaterin Petra Kühner, die das Objekt betreute.
Als Musterbeispiel einer professionellen energetischen Sanierung lobt Arbeitskreis-Sprecher Werner Hensel das Gebäude und wünscht sich eine Vielzahl weiterer dieser Sanierungen. Auch Oberbürgermeister Jauernig – selbst in dieser Siedlung großgeworden – sieht die enormen Sanierungspotenziale: „In den 50er und 60er Jahren musste schnell viel Wohnraum geschaffen werden, an energetisch hochwertiges Bauen war da noch lange nicht gedacht. Jetzt ist die große Chance, diese Siedlungshäuser energetisch auf Vordermann zu bringen. Wenn wir alle unsere Bestandsimmobilien, die vor 1984 gebaut wurden, energetisch sanieren, könnte laut Klimaschutzkonzept rund 75 Prozent an Wärmeenergie eingespart werden.“
Für die Sanierung konnte das KfW-Förderprogramm ‚Energieeffizient sanieren‘ in Anspruch genommen werden. „Überschaubare Investitionskosten und ein Zuschuss machen die Sanierung gegenüber dem Neubau auch finanziell interessant, vor allem, da das KfW Effizienzhaus 55 auch im laufenden Unterhalt punkten wird“, bewertet Klimaschutzmanager Roman Holl.
„7000 Liter fasste der vorhandene Heizöltank, der nun durch Holzpellets ersetzt wurde; wird diese Menge verheizt, gelangten damit 21,8 Tonnen CO² in die Atmosphäre. Bei Holzpellets als klimaneutralem Heizmaterial werden diese komplett eingespart oder 175 Kühlschränke (mit Durchschnittsverbrauch) auf einen Schlag außer Betrieb genommen, ein Vergleich, der eher vorstellbar ist als die CO²-Tonnen“, fasst die städtische Agenda-Beauftragte Christine Hengeler das Zahlenspiel zusammen. Und Oberbürgermeister Jauernig freut sich schon auf die nächste Übergabe des Agenda-Preises: „Ich sehe bei der Verleihung immer wieder tolle Beispiele, engagierte Bauherren und im positiven Sinne wahre Überzeugungstäter und hoffe, dass sich Siedlungen wie diese hier energetisch betrachtet stetig verbessern.“