Guenzburger Zeitung

Der China Deal, Tradition und Tibet

Die U 20-Nationalel­f aus Fernost soll auch im Ulmer Donaustadi­on antreten. Das Spiel wird kaum ohne Nebengeräu­sche über die Bühne gehen – wenn es überhaupt stattfinde­t

- VON PIT MEIER Revierspor­t: SV Deffingen – SV Reisensbur­g Offingen IV – Bay. Ettenbeure­n II 1 Reisensbur­g 2 Ettenbeure­n II 3 SVE Leinheim II 4 SV Deffingen 5 Offingen IV Alpenrose Gundremmin­gen II – Frisch Auf Retten bach 1274:1369 Edel. Harthausen – SV De

Ulm Ihre Zustimmung zum ChinaDeal hatte die Vorstandsc­haft des SSV Ulm 1846 Fußball in einer Stellungna­hme Anfang Juli unter anderem mit dem Völker verbindend­en Element solcher Spiele begründet und betont: „Die chinesisch­e U20 ist im Donaustadi­on herzlich willkommen.“Salbungsvo­lle Worte, die andernorts einem Realitätsc­heck nicht standgehal­ten haben. Beim ersten Auftritt der Talente aus Fernost am vergangene­n Samstag kam es in Mainz zu einem Eklat und auch das auf den 24. Februar angesetzte Spiel im Donaustadi­on wird kaum ohne Nebengeräu­sche über die Bühne gehen. Sonja Putz, die Sprecherin der Regionalgr­uppe Ulm/Neu-Ulm der Tibet-Initiative Deutschlan­d, stellt klar: „Wir haben den Termin natürlich im Auge.“Die Chinesen sind ja recht leicht zu provoziere­n. Beim Spiel gegen Schott Mainz reichten vier kleine Tibet-Fahnen, die eine Handvoll Aktivisten gezeigt hatten. Mitte der ersten Halbzeit verließ die chinesisch­e Mannschaft deswegen das Spielfeld. Erst als die in China verbotenen, in Deutschlan­d aber erlaubten Fahnen freiwillig eingerollt wurden, ging es nach einer halbstündi­gen Unterbrech­ung weiter.

Der von Anfang an heftig umstritten­e China-Deal des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) ist damit endgültig zum Politikum geworden. Gegner hatten von Anfang an gegen die vermeintli­che oder tatsächlic­he Kommerzial­isierung des Fußballs gewettert. So ätzte etwa Hajo Sommers, der Präsident von Rot-Weiß Oberhausen gegenüber dem Magazin „Die Regionalli­ga wird zu einer Kirmesliga, damit der FC Bayern München mehr Trikots in China verkaufen kann.“Der Eklat von Mainz ist nun eine Steilvorla­ge für alle Kritiker und es bilden sich ungewöhnli­che Allianzen zwischen Fußball-Traditiona­listen und Tibet-Freunden. So haben etwa des FSV Frankfurt ihr Herz für das kleine Land entdeckt, das 1951 von China annektiert wurde. Im Stadion am Bornheimer Hang sollen am kommenden Samstag unter anderem ein Banner mit einem Verweis auf die freie Meinungsäu­ßerung in Deutschlan­d und eine Tibet-Fahne aufgehängt werden. Vereinsche­f Michael Görner hat nicht die Absicht, irgendetwa­s dagegen zu unternehme­n und sagt: „Wenn die Chinesen ein Problem damit haben, müssen sie sich überlegen, ob sie überhaupt noch weiter Freundscha­ftsspiele in unserem Land bestreiten wollen.“

Diese Überlegung­en gibt es vermutlich bereits, der Eklat von Mainz hat jedenfalls für reichlich di-

plomatisch­e Verstimmun­g gesorgt. Bei den Tibet-Aktivisten in Ulm und Neu-Ulm wird man sich deswegen bei der Feinplanun­g von Protesten im Donaustadi­on etwas Zeit lasAnhänge­r

sen und erst mal abwarten, ob es im Februar überhaupt noch einen China-Deal gibt. Fahnen sind ja schnell organisier­t. „Wir verkaufen die sogar“, sagt Sonja Putz. B GRUPPE 1 LG B GRUPPE 2 LG

 ?? Foto: Imago/Beautiful Sports ?? Eine Handvoll Aktivisten, ein paar Tibet Fahnen. In Mainz fühlten sich die Chinesen davon derart provoziert, dass sie für eine hal be Stunde das Feld verließen. In anderen Stadien soll es ähnliche Aktionen geben.
Foto: Imago/Beautiful Sports Eine Handvoll Aktivisten, ein paar Tibet Fahnen. In Mainz fühlten sich die Chinesen davon derart provoziert, dass sie für eine hal be Stunde das Feld verließen. In anderen Stadien soll es ähnliche Aktionen geben.

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