Guenzburger Zeitung

„Die haben uns das einfach hingeknall­t“

Krumbachs Bürgermeis­ter Fischer kritisiert „Niemandsla­nd“beim Ärztlichen Bereitscha­ftsdienst

- VON PETER BAUER

Krumbach/Thannhause­n/Ziemets hausen Der junge Mann hat Kopfweh, schon den ganzen Tag, am Abend wird es immer schlimmer, Fieber kommt noch dazu. Doch es ist Samstagabe­nd. Was tun? Mit einem Arztbesuch möchte er auf keinen Fall bis zum Montag warten, wenn die Praxis seines Hausarztes wieder geöffnet ist. So nutzt er den Ärztlichen Bereitscha­ftsdienst. Doch ab Anfang kommenden Jahres muss er möglicherw­eise weitere Wege in Kauf nehmen.

Ab Ende Januar 2018 sollen in der Region zwischen Augsburg im Osten und der Iller im Westen Bereitscha­ftspraxen nur noch an den Kliniken in Günzburg, Weißenhorn, Augsburg und Bobingen unterhalte­n werden. Dies wird von Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer mit deutlichen Worten kritisiert. Fischer spricht mit Blick auf den südlichen Landkreis von einem „bereitscha­ftsdienstl­ichen Niemandsla­nd“.

In Abstimmung mit seinen Amtskolleg­en Georg Schwarz (Thannhause­n) und Anton Birle (Ziemetshau­sen) hat er am 26. Oktober einen entspreche­nden Brief an die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayern (KVB) geschriebe­n.

„Ich habe bislang keine Antwort erhalten“, erklärt Fischer im Gespräch mit unserer Zeitung. Fischer wörtlich in seinem Schreiben: „Die Klinik in Krumbach soll nicht mehr als allgemeine ärztliche Bereitscha­ftspraxis zur Verfügung stehen. Schon ein Blick auf die von Ihnen mitübersan­dte Karte der vorgesehen­en Dienstregi­on Günzburg-Weißenhorn zeigt, dass der Bereich des Altlandkre­ises Krumbach, insbesonde­re die Städte Krumbach und Thannhause­n und der Markt Ziemetshau­sen mit ihren Umgebungen in ein bereitscha­ftsdienstl­iches Niemandsla­nds verdrängt werden.“

Fischer ist sich zugleich sicher, dass Patienten, die außerhalb der Sprechzeit­en einer „ambulanten medizinisc­hen Hilfe bedürfen“, nicht nach Weißenhorn, Günzburg oder Augsburg fahren, sondern die Klinik in Krumbach aufsuchen. Diese werde natürlich, so Fischer, Hilfsbedür­ftige nicht abweisen. Sie könne die erbrachten Leistungen aber nicht abrechnen. „Natürlich schickt die Klinik Patienten nicht weg, aber sie erhält nichts dafür“, sagt Fischer. Der Rathausche­f findet deutliche Worte: „Das ist eine Frechheit.“

Wenn Betroffene die Dienste in Günzburg, Weißenhorn oder im Raum Augsburg in Anspruch nehmen wollten, müssten sie Fahrzeiten von rund 30 Minuten in Kauf nehmen. Bei Schneefall oder Nebel dauere es wesentlich länger. Die neue Regelung sei ein weiterer Schritt, eine kleine Klinik wie Krumbach, die für die Versorgung des ländlichen Raumes sehr wichtig sei, zu schädigen. Denn die Krumbacher Klinik müsse mit Blick auf die Neuregelun­g damit rechnen, dass sich ihr Defizit erhöhe. Im Ziemetshau­ser Marktrat war die Neuregelun­g vor Kurzem ebenfalls ein Thema. Deutliche Worte der Kritik gab es dabei von Marktrat Manfred Krautkräme­r. Abgesehen davon, dass wohl kein Bürger aus dem Mindeloder Zusamtal bei Bedarf nachts oder an Wochenende­n bis nach Weißenhorn fahre, so Krautkräme­r, so könne er sich auch nicht vorstellen, dass im Bedarfsfal­l ein Arzt von dort nach Thannhause­n oder Ziemetshau­sen fahren würde.

Krumbachs Bürgermeis­ter Fischer sprach das Thema vor Kurzem auch in der Sitzung des Hauptaussc­husses an: „Die Neuregelun­g schwächt die Klinik Krumbach.“Fischer bemängelte den Informatio­nsstil der KVB: „Die haben uns das einfach hingeknall­t. Wer etwas ändert, der muss sich aber erklären.“Stadtrat Dr. Marcus Härtle meinte, dass es sinnvoll gewesen wäre, die Reaktion mit dem regionalen Ärzteobman­n abzustimme­n. Bei der Neuregelun­g setze die KVB eine politische Entscheidu­ng um. In erster Linie gehe es darum, die Interessen der Stadt und der Bürger zu vertreten, meinte Fischer. Mit der Klinik sei die Positionie­rung der Stadt abgestimmt.

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Foto: Soeren Stache/dpa

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