„Die haben uns das einfach hingeknallt“
Krumbachs Bürgermeister Fischer kritisiert „Niemandsland“beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst
Krumbach/Thannhausen/Ziemets hausen Der junge Mann hat Kopfweh, schon den ganzen Tag, am Abend wird es immer schlimmer, Fieber kommt noch dazu. Doch es ist Samstagabend. Was tun? Mit einem Arztbesuch möchte er auf keinen Fall bis zum Montag warten, wenn die Praxis seines Hausarztes wieder geöffnet ist. So nutzt er den Ärztlichen Bereitschaftsdienst. Doch ab Anfang kommenden Jahres muss er möglicherweise weitere Wege in Kauf nehmen.
Ab Ende Januar 2018 sollen in der Region zwischen Augsburg im Osten und der Iller im Westen Bereitschaftspraxen nur noch an den Kliniken in Günzburg, Weißenhorn, Augsburg und Bobingen unterhalten werden. Dies wird von Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer mit deutlichen Worten kritisiert. Fischer spricht mit Blick auf den südlichen Landkreis von einem „bereitschaftsdienstlichen Niemandsland“.
In Abstimmung mit seinen Amtskollegen Georg Schwarz (Thannhausen) und Anton Birle (Ziemetshausen) hat er am 26. Oktober einen entsprechenden Brief an die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) geschrieben.
„Ich habe bislang keine Antwort erhalten“, erklärt Fischer im Gespräch mit unserer Zeitung. Fischer wörtlich in seinem Schreiben: „Die Klinik in Krumbach soll nicht mehr als allgemeine ärztliche Bereitschaftspraxis zur Verfügung stehen. Schon ein Blick auf die von Ihnen mitübersandte Karte der vorgesehenen Dienstregion Günzburg-Weißenhorn zeigt, dass der Bereich des Altlandkreises Krumbach, insbesondere die Städte Krumbach und Thannhausen und der Markt Ziemetshausen mit ihren Umgebungen in ein bereitschaftsdienstliches Niemandslands verdrängt werden.“
Fischer ist sich zugleich sicher, dass Patienten, die außerhalb der Sprechzeiten einer „ambulanten medizinischen Hilfe bedürfen“, nicht nach Weißenhorn, Günzburg oder Augsburg fahren, sondern die Klinik in Krumbach aufsuchen. Diese werde natürlich, so Fischer, Hilfsbedürftige nicht abweisen. Sie könne die erbrachten Leistungen aber nicht abrechnen. „Natürlich schickt die Klinik Patienten nicht weg, aber sie erhält nichts dafür“, sagt Fischer. Der Rathauschef findet deutliche Worte: „Das ist eine Frechheit.“
Wenn Betroffene die Dienste in Günzburg, Weißenhorn oder im Raum Augsburg in Anspruch nehmen wollten, müssten sie Fahrzeiten von rund 30 Minuten in Kauf nehmen. Bei Schneefall oder Nebel dauere es wesentlich länger. Die neue Regelung sei ein weiterer Schritt, eine kleine Klinik wie Krumbach, die für die Versorgung des ländlichen Raumes sehr wichtig sei, zu schädigen. Denn die Krumbacher Klinik müsse mit Blick auf die Neuregelung damit rechnen, dass sich ihr Defizit erhöhe. Im Ziemetshauser Marktrat war die Neuregelung vor Kurzem ebenfalls ein Thema. Deutliche Worte der Kritik gab es dabei von Marktrat Manfred Krautkrämer. Abgesehen davon, dass wohl kein Bürger aus dem Mindeloder Zusamtal bei Bedarf nachts oder an Wochenenden bis nach Weißenhorn fahre, so Krautkrämer, so könne er sich auch nicht vorstellen, dass im Bedarfsfall ein Arzt von dort nach Thannhausen oder Ziemetshausen fahren würde.
Krumbachs Bürgermeister Fischer sprach das Thema vor Kurzem auch in der Sitzung des Hauptausschusses an: „Die Neuregelung schwächt die Klinik Krumbach.“Fischer bemängelte den Informationsstil der KVB: „Die haben uns das einfach hingeknallt. Wer etwas ändert, der muss sich aber erklären.“Stadtrat Dr. Marcus Härtle meinte, dass es sinnvoll gewesen wäre, die Reaktion mit dem regionalen Ärzteobmann abzustimmen. Bei der Neuregelung setze die KVB eine politische Entscheidung um. In erster Linie gehe es darum, die Interessen der Stadt und der Bürger zu vertreten, meinte Fischer. Mit der Klinik sei die Positionierung der Stadt abgestimmt.