Wegen Zigaretten den Kumpel verprügelt
Warum ein 26-jähriger Rumäne keine Chance auf Bewährung bekommt
Günzburg Seine Aggressivität und Brutalität wurden ihm jetzt zum Verhängnis: Ein 26-Jähriger muss ins Gefängnis, weil er ausgerastet war, seinem Kumpel übel mitgespielt und beraubt hatte. Dabei ging es nur um zehn Euro und eine Packung Zigaretten. Angeklagter und Kumpel sind mittlerweile wieder ziemlich beste Freunde.
Wegen gefährlicher Körperverletzung, Nötigung und Raubes stand der junge Rumäne gestern vor dem Günzburger Schöffengericht. Anlass der Verhandlung war eine Attacke des Angeklagten auf einen 28-Jährigen im Oktober vergangenen Jahres in der Halle einer Leipheimer Logistikfirma. Täter und Opfer arbeiteten dort gemeinsam. Auslöser der Auseinandersetzung waren laut Staatsanwaltschaft Schulden, die der Rumäne bei seinem Kumpel hatte. Als der Angeklagte seinen Lohn mit einem Abzug von 20 Euro erhielt, flippte er aus. Unter einer wüsten Drohung forderte er von seinem Kumpel zehn Euro zurück und wurde zugleich gewalttätig. Mit einem massiven StrichcodeScanner schlug er das Opfer. Damit nicht genug, griff er sich eine Holzstange, prügelte weiter auf den Kumpel ein und verlangte das Geld. Der flüchtete erst mal nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen. Der Rumäne war aber völlig außer sich und folgte dem Opfer.
Er verlangte ebenfalls eine Zigarette und als der Kumpel das ablehnte, schlug er ihm mit der Faust derart auf die Nase, dass sie anfing zu bluten. „Ich weiß, ich habe was Schlechtes gemacht“, sagte der Angeklagte in schlechtem Deutsch und zum Teil von einem Dolmetscher übersetzt, „ich bin nur für einen Moment ausgerastet.“Der 26-Jährige begründete seine extreme Reaktion mit nur drei Stunden Schlaf, die er nach seiner Rückfahrt aus Rumänien vor dem Arbeitstag gehabt hätte. Und die vom Lohn einbehaltenen zehn Euro brachten das Fass zum überlaufen.
Verteidiger Markus Neumann (Günzburg) versuchte, die Anklagevorwürfe zu relativieren. Mittlerweile habe sich das Verhältnis der beiden Männer wieder eingerenkt. Die beiden besuchen sich gegenseitig und essen zusammen. Der Kumpel sagte als Zeuge aus, dass es schon einmal Stress gab, als der Rumäne einen Firmenwagen nutzen wollte, um seine Freundin abzuholen. Über den Vorfall in Leipheim wollte er zuerst gar nichts Näheres sagen, aber Richterin Franziska Braun machte ihm klar, dass er kein Zeugnisverweigerungsrecht habe. Er schilderte schließlich die Schläge mit Scanner, Holzstange und Faust. Wegen der blutenden Nase war er im Krankenhaus, das Prellungen und Schwellungen attestierte. Eigentlich wollte er gar nicht, dass die Sache vor Gericht landet, er hatte seinen Strafantrag zurückgezogen. Da es sich bei Raub aber um ein sogenanntes Offizialdelikt handelt, kommt es automatisch zu einem Verfahren, klärte die Richterin ihn auf.
Der Rumäne hatte während seines zweijährigen Aufenthalts in Deutschland schon einige Vorstrafen kassiert. Unter anderem wegen Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung auch gegenüber Polizisten. Da kam er jeweils mit Geldstrafen bis zu 4000 Euro davon. Jetzt verurteilte das Schöffengericht den Rumänen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zwei Monaten. Erschwerend kam dazu, dass der Angeklagte sich durch die Vorstrafen nicht hatte beeindrucken lassen.