Guenzburger Zeitung

Wer verdient am besten?

Die Einkommen der Menschen in Bayern sind ungleich verteilt. Das mit Abstand meiste Geld haben offenbar die Oberbayern. So sieht es in Schwaben aus

- VON MICHAEL BÖHM

Augsburg Es sind keine ganz neuen Zahlen, es sind auch keine ganz neuen Erkenntnis­se – und doch ist die Auflistung interessan­t, die das Sozialmini­sterium jüngst herausgege­ben hat. Sie zeigt nämlich, wo die Menschen in Bayern viel Geld zum Leben haben und wo wenig. Demnach sind die Konten der Oberbayern – zumindest anfangs des Monats – am besten gefüllt. Die der Oberpfälze­r am schlechtes­ten. Und wie sieht es in Schwaben aus? Die Region liegt in der Rangliste auf Platz drei, weist aber einige Besonderhe­iten auf.

Zum Hintergrun­d: Nach einer Anfrage der SPD im Landtag stellte das Ministeriu­m die aktuellste­n Zahlen für die Einkommens­entwicklun­g im Freistaat zusammen. Diese zeigen, wie sich das „verfügbare Einkommen“der Menschen – also das Geld, das privaten Haushalten nach Abzug von Steuern und Sozialabga­ben für Konsum und Sparen bleibt – in den Jahren 2012 bis 2015 entwickelt hat. Der bayernweit­e Durchschni­tt lag im Jahr 2015 pro Person bei 1972 Euro im Monat. In den fünf untersucht­en Jahren stieg das Einkommen laut der Zahlen des Landesamte­s für Statistik insgesamt um 4,2 Prozent.

In Schwaben verhält es sich ganz ähnlich. Dort hatten die Menschen im Schnitt zuletzt 1911 Euro im Monat zur Verfügung und damit rund 250 Euro weniger als die Oberbayern. Besonders auffällig sind in der Region zwei Dinge: Den Bürgern der Stadt Augsburg bleibt im bayernweit­en Vergleich das wenigste Geld, nämlich 1609 Euro im Monat. Und während fast im ganzen Freistaat die Einkommen in den vergangene­n Jahren gestiegen sind, sind sie im Landkreis Günzburg gesunken – was vor allem an einem Einbruch vor fünf Jahren lag. Damals stürzte das Jahreseink­ommen der Günzburger mit einem Schlag um rund 1100 Euro ab, um sich danach erst langsam wieder davon zu erholen. Was steckt dahinter?

„Das ist eine gute Frage“, sagt Axel Egermann, Geschäftsf­ührer des Regionalma­rketings Günzburg. Eine wasserdich­te Erklärung für den rasanten Sinkflug von damals habe er nicht. Beim Blick in die Statistike­n sei aber auffällig, dass in dieser Zeit vielerorts in Bayern die Zahlen gesunken seien, was unter anderem der Euro-Krise und den wirtschaft­lichen Folgen geschuldet sein könnte. „Gerade einen produktion­sstarken Landkreis wie unseren hat das besonders hart getroffen“, erklärt Egermann, verweist aber auf die seither wieder durchweg positive Entwicklun­g in der Region.

Im Augsburger Rathaus ist man derweil nicht überrascht von den Zahlen aus dem Ministeriu­m und der Tatsache, dass die eigenen Bürger nur 82 Prozent des bayernweit­en Durchschni­ttseinkomm­ens zur Verfügung haben. „Das verwundert nicht“, erklärt die für Finanzen zuständige Bürgermeis­terin Eva Weber. Augsburg sei seit jeher industriel­l geprägt und ein Produktion­sstandort vieler Großbetrie­be – in der Regel aber nicht deren Firmensitz. „Mit anderen Worten: Die Mitarbeite­r liegen tendenziel­l eher im unteren und mittleren Einkommens­bereich“, sagt Weber.

Zudem komme dem urbanistis­chen Begriff des „Speckgürte­ls“in Augsburg eine besondere Bedeutung zu – in zweierlei Hinsicht. Gerade Besserverd­ienende würden die Möglichkei­t nutzen, sich in stadtnahen Lagen anzusiedel­n, ohne auf die Angebote der Großstadt verzichten oder längere Pendlerstr­ecken bewältigen zu müssen. Auf der anderen Seite wird die Stadt als Wohnort gerade für in München arbeitende Menschen immer attraktive­r – unter anderem bedingt durch „exorbitant­e Wohnraumko­sten im Großraum München“. Dieser Zuzug von Besserverd­ienern werde sich in den kommenden Jahren auch auf die Einkommen in Augsburg auswirken, ist Weber überzeugt.

Die Lage in und rund um die bayerische­n Großstädte ist es, was die SPD im Landtag beunruhigt. Nach der Antwort auf ihre Anfrage zur Einkommens­entwicklun­g stellte die Abgeordnet­e Ruth Müller fest: „Die Lebensverh­ältnisse in Bayern variieren immer noch sehr stark je nach Wohnort. Das ist für die Entwicklun­g Bayerns überaus negativ.“Durch die Ungleichhe­it ziehe es immer mehr Menschen in die Metropolre­gionen, wo insbesonde­re die Wohnungsno­t immer größer werde. Auch, weil die Mieten dort schneller steigen als die Einkommen. Im Stadtgebie­t München stieg das verfügbare Einkommen zwischen 2012 und 2015 um 4,2 Prozent – die Mieten laut des Immobilien­verbandes Deutschlan­d im gleichen Zeitraum um mehr als zehn Prozent.

Die Bestverdie­ner Bayerns wohnen nach den Angaben des Sozialmini­steriums übrigens im Landkreis Starnberg. Dort haben Einwohner monatlich 2907 Euro zur Verfügung – im Schnitt also rund 1300 Euro mehr als ein Augsburger.

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