Guenzburger Zeitung

Warum Schnitzen wie ein Virus ist

Vor Weihnachte­n arbeiten drei junge Nachwuchsk­ünstler auf Hochtouren. Was ihnen an ihrem Hobby gefällt

- VON SILVIA MAURER

Krumbach Momentan ist viel zu tun: Die Schafherde muss vergrößert werden, die „Heiligen Drei“sind noch zu zweit, deren Kamel steckt in der Rohfassung und dann gilt es ja auch noch, das ein oder andere Weihnachts­geschenk zu zaubern. In der Vorweihnac­htszeit arbeiten die drei Nachwuchss­chnitzer Sarah Matzka (15) aus Aletshause­n, Korbinian Herbst (12) und Fabian Baur (13), beide ebenfalls aus Aletshause­n, auf Hochtouren. K!artext hat die drei Nachwuchst­alente bei der Arbeit bei den Krippenfre­unden Krumbach besucht.

Sarah ist am längsten dabei: Sie kam vor zwei Jahren über die Arbeitsgem­einschaft „Schnitzen“, die die Krippenfre­unde des Krumbacher Heimatvere­ins in Kooperatio­n mit der Mittelschu­le anbieten, dazu. Auf demselben Weg fand ein Jahr später Fabian zu den Schnitzern. Und Korbinian kam über einen Bekannten dazu. Inzwischen treffen sich die drei Freunde jede Woche zum „Schnitzerh­oigarta“mit den erfahrenen Schnitzern.

Die drei sind sich einig: Wenn man mal angefangen hat, kommt man von der Faszinatio­n Schnitzkun­st nicht mehr weg. „Man könnte sagen, das ist wie ein Virus“, schmunzelt Fabian. Und was macht das Hobby so derart mitreißend? „Die Kreativitä­t“, stellt Sarah fest. „Für mich ist das ein Hobby, bei dem ich etwas Einzigarti­ges herstellen kann. Und außerdem lernt man, mit Geduld und Fingerspit­zengefühl zu arbeiten.“Trotz der ständig notwendige­n Konzentrat­ion beruhigt sie das Schnitzen und es macht sie glücklich, wenn sie am Schluss die fertige Figur in ihren Händen hält. Ähnlich sieht das Korbinian: „Man sieht dann einfach, dass man was geschafft hat.“

Und das wird klar, wenn man sich einmal anschaut, in welchen Schritten eine geschnitzt­e Figur entsteht: Zuerst wird aus einem Stück Lindenholz ein sogenannte­r „Rohling“ausgesägt, der noch ziemlich kantig und unförmig ausschaut. In der zweiten Phase schnitzt man dann die Gliedmaßen und die grobe Kopfform. Und erst dann erfolgt der Feinschlif­f: Oberfläche­nstruktur, Gesichtszü­ge etc. „Der Vorteil hier bei den Krippenfre­unden ist, dass genügend hier sind, die das schon jahrzehnte­lang machen. Wir bekommen bei allem Hilfe“, erklärt Sarah. In der kurzen Zeit, in der Sarah, Fabian und Korbinian jetzt dabei sind, haben sie sich schon einen stattliche­n Fundus an Figuren und kleinen Kunstwerke­n erarbeitet. Angefangen hat es bei den Dreien mit dem Bauen einer Kinderkrip­pe und dem Schnitzen von größeren, einfach gehaltenen Kinderfigu­ren im allererste­n Kurs bei den Krippenfre­unden. Dann wurden die Figuren und deren Mimik und Gestik immer feiner. Genau darin liegt für die drei Nachwuchss­chnitzer nach wie vor die größte Schwierigk­eit: „Das Gesicht ist immer die größte Herausford­erung. Das ist für mich manchmal schon noch schweißtre­ibende Arbeit“, gibt Korbinian zu.

Seitdem die Heilige Familie fertiggest­ellt ist, erweitern die drei ihre Krippen. Sarah arbeitet aktuell an der Wollung eines Schafs, das heißt, sie schnitzt mit einem speziellen Messer die Wollstrukt­ur heraus. „Wenn man da das entspreche­nde Werkzeug hat, kann man sich sehr viel Arbeit und Zeit sparen“, erklärt Fabian. Alle drei sind schon sehr gut ausgerüste­t. „Weihnachte­n, Geburtstag und so weiter – immer ging’s ein bisschen aufwärts mit den Messern“, erzählt zum Beispiel Korbinian. „Wie breit, wie fein, rund oder eckig? Da gibt’s unzählig Werkzeug“.

Sarah wird ihr Schaf bald fertig haben, insgesamt braucht sie für eines inzwischen noch drei bis vier Stunden. Fabian präsentier­t seine Dekosterne. Davon hat er jetzt in der Vorweihnac­htszeit schon einige geschnitzt. Und Korbinian verschenkt dieses Jahr vielleicht ein paar seiner geschnitzt­en Blumenblüt­en. „Die muss ich jetzt noch in Massenprod­uktion bringen“, witzelt er. Bald ist es wieder soweit und die Krippen werden aufgestell­t. „Ich musste meine selbst gebaute Krippe schon mit einer Platte drum herum vergrößern, meine Figuren haben nicht mehr reingepass­t“, erzählt Fabian stolz. Auch Sarah findet es schön, dass im heimischen Wohnzimmer inzwischen hauptsächl­ich ihre gut bestückte Krippe aufgestell­t wird. Und Korbinian, der am kürzesten dabei ist, sieht es pragmatisc­h: „Mut zur Lücke!“Er hat festgestel­lt, dass es sich auch mal lohnt, Familie und Verwandte beim Krippensch­auen zu beobachten: „Alle loben die Figuren immer. Ich muss dann schon manchmal schmunzeln, wenn ich so meine eigenen Fehler sehe.“

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Fotos: Silvia Maurer Schritt für Schritt geht es beim Schnitzen zur fertigen Figur: Erst entsteht der Rohling, dann die Grobfassun­g und am Schluss kommt der Feinschlif­f (von links). Korbinian ar beitet derzeit an der Grobfassun­g seines Kamels.
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Sein bisher schwierigs­tes Projekt: Fabian hat ei nen Elefanten geschnitzt.
 ??  ?? Regelmäßig kommen Sarah, Korbinian und Fabian aus Aletshause­n (von links) zum „Schnitzerh­oigarta“der Krumbacher Krippenfre­unde.
Regelmäßig kommen Sarah, Korbinian und Fabian aus Aletshause­n (von links) zum „Schnitzerh­oigarta“der Krumbacher Krippenfre­unde.

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