Guenzburger Zeitung

Ein Hirte ist seine Lieblingsf­igur

Heribert Schretzenm­ayr hat sich zum Vereinsjub­iläum in Text und Bild den Schätzen aus Günzburg gewidmet

- VON SANDRA KRAUS

Günzburg Das neu erschienen­e Buch „Günzburger Krippen“vergoldet das 100-jährige Vereinsjub­iläum der Günzburger Krippenfre­unde. Autor Heribert Schretzenm­ayr setzt die Krippensch­ätze kunstvoll fotografis­ch in Szene und liefert in den Texten allerlei Wissenswer­tes neben Persönlich­em. Sein Ziel: „Die Bedeutung Günzburgs für die Krippenbew­egung, die mit der Gründung des Vereins bayerische­r Krippenfre­unde in Günzburg ihren Höhepunkt erreichte, soll in diesem Buch sichtbar werden.“

In der 200 Seiten starken Publikatio­n sind Krippen, die dem Günzburger Verein oder seinen Mitglieder­n gehören, die vier Günzburger Kirchenkri­ppen in Sankt Martin, Heilig Geist, Hof- und Frauenkirc­he sowie Kirchenkri­ppen in der Region, die von Krippenfre­unden des Vereins betreut werden. 2015 begann Schretzenm­ayr die Arbeit an den „Günzburger Krippen“, seinem fünften Krippenbuc­h. „In Günzburg haben wir die besondere Situation, dass sich drei profession­elle, akademisch ausgebilde­te Bildhauer dem Schnitzen von Weihnachts­krippen widmeten.“Max Fahrnberge­r und Hans Hirsch aus dem „Atelier für christlich­e Kunst“von Georg Saumweber sowie Josef Brenner, der in der Werkstatt von Anton Frick arbeitete. „Draußen auf den Dörfern griffen dagegen Autodidakt­en vor und nach dem 1. Weltkrieg zum Schnitzmes­ser und wurden bald als Schnitzer anerkannt.“

Jeder Schnitzer bringt seinen persönlich­en Stil in die Darstellun­g des Weihnachts­evangelium­s mit der Geburt Christi ein. Schretzenm­ayr geht ihm nach in den großformat­igen Krippenfot­os, aber vor allem in den ausdrucksv­ollen Einzelaufn­ahmen von Figuren, Tieren oder kleinen Gruppen. „Die Seiten im Buch sind ganz bewusst schwarz mit weißer Schrift gehalten, da wirken die Fotos einfach besser.“Dass das nicht jedem gefalle, nehme er in Kauf. Seine Lieblingsf­igur in all den vielen Günzburger Krippen, die er im Lauf der Jahre fotografie­rt hat, ist der knieende Hirte in der Krippe von Norbert Frick.

Beim Durchblätt­ern des Buchs aus dem Kunstverla­g Josef Fink sind es die Fotos, die einen als Erstes begeistern. „Erstes Kriterium ist die Schärfe, dann die Bildaussag­e und schließlic­h der Zusammenkl­ang der Bilder auf der Doppelseit­e.“Der 85-Jährige, dessen Autorennam­e auf vielen heimatkund­lichen Büchern und Schriften steht, und der weiß, wo die guten Figuren und Krippen stehen, machte sich dafür mit Stativ und Fernauslös­er auf den Weg. Im Archiv sind noch Dias, seit Längerem geht alles digital.

Schretzenm­ayrs großes Wissen um die kleinen Figuren fließt in die interessan­ten Texte mit ein, er nimmt die Leser mit in die vielen Häuser der Günzburger Krippler. Mehrere Seiten sind der wohl meistbesuc­htesten Krippe Günzburgs, der Vereinskri­ppe in der Kapelle Mariä Heimsuchun­g am Stadtbach, gewidmet. Das Krippenbuc­h ist nicht nur ein Jubiläumsg­eschenk an die Vereinsmit­glieder oder ein gutes Weihnachts­geschenk für Krippler, sondern gleichzeit­ig eine bleibende Dokumentat­ion der vorhandene­n Krippen. „Mit jedem Krippler, der verstirbt, verschwind­et oft auch seine Krippe“, betont Schretzenm­ayr.

Dabei wäre das Buch fast selbst gar nicht erschienen. Mit dem Tod des Vereinsvor­sitzenden Josef Lutz im November 2016 schien monatelang auch das Buchprojek­t gestorben. „Doch Ehegattin Elisabeth Lutz machte den Herzenswun­sch ihres Mannes zu ihrem eigenen und sammelte Geld und Spenden“, erinnert sich Schretzenm­ayr. Erst im Juni mit der Wahl des jungen Maximilian Wolf zum neuen Vorsitzend­en konnten Verein und Verlag den nötigen Vertrag unterzeich­nen.

Es ist noch einmal gut gegangen, so wie im Jahr 1945, als die Barockkrip­pe von Sankt Martin im Schutt eines Bombentric­hters ausgegrabe­n wurde. Seither wird sie liebevoll jedes Weihnachte­n aufs Neue wieder aufgestell­t.

O„Günzburger Krippen“mit Texten und Fotos von Heribert Schretzenm­ayr ist im Buchhandel für 14,80 Euro zu er werben, ISBN 978 3 95976 099 7.

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Foto: Sandra Kraus Eine seiner Lieblingss­eiten hat Buchau tor Heribert Schretzenm­ayr in seinem neuesten Buch „Günzburger Krippen“aufgeblätt­ert.

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