Guenzburger Zeitung

Polizei Kontrollen gegen die Wohnungsei­nbrecher

Die Polizei zeigt Präsenz und will gegen Einbrecher vorgehen. Dafür stoppt sie auch in Leipheim Fahrzeuge

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Die Polizei setzt nicht nur auf die Prävention und Fahndung, sondern auch auf Kontrollen. So wie jetzt in Leipheim.

Leipheim/Günzburg Sich den Kleintrans­porter näher anzusehen könnte sich lohnen. Deshalb hat die Polizistin, die am Kreisel an der AralTankst­elle am Leipheimer Stadteinga­ng die Wagen sichtet, ihn rausgewunk­en. Ein paar Meter weiter auf der Rudolf-Wanzl-Straße, gegenüber dem Discounter, stehen mehrere Kollegen und kontrollie­ren die Fahrzeuge. So nun auch dieses. Das Kennzeiche­n ist zugeschnei­t, der rumänische Fahrer muss es wieder freimachen. Währenddes­sen überprüft eine Polizistin die Ladung – es handelt sich um Elektroger­äte –, ein Beamter gleicht mithilfe eines Laptops die Personalie­n in einer Datenbank ab. Einen Treffer gibt es aber nicht, der Mann darf weiterfahr­en.

Die Polizei hat ihre Kontrollst­elle an diesem Abend hier aufgebaut, weil die Sonderkomm­ission Wohnungsei­nbruch des Präsidiums Schwaben Süd/West etwas gegen die hohen Einbruchsz­ahlen in der Region tun will. Fälle in Leipheim und der Umgebung häuften sich in der vergangene­n Zeit zwar nicht, aber die Täter schätzen generell die Nähe zur Autobahn. So kommen sie schnell hin – und vor allem schnell weg. Neben Prävention und Fahndung gibt es vermehrt Kontrollen wie diese, um Präsenz zu zeigen und möglichst Einbrecher auf dem Weg zum oder vom Tatort abzufangen.

„Der Standort ist ideal, die Fahrer bemerken uns erst spät“, sagt Dienstgrup­penleiter Jochen Fröhlich von der Inspektion Günzburg. Er und seine Kollegen werden bei dem Einsatz von der Bereitscha­ftspolizei unterstütz­t, zudem fahren Polizisten in Zivil durch die Wohngebiet­e und achten auf Ungewöhnli­ches. Zwar spricht sich eine Kontrollst­elle schnell über die sozialen Netzwerke rum, in die auch die Beamten reinschaue­n. Dann muss der Standort verändert werden. Aber in diesem Fall haben sie es vor allem auf Fahrzeuge abgesehen, die von der Autobahn kommen oder dorthin wollen, es geht um die überregion­al agierenden Täter. Und da ist die Chance zumindest geringer, dass die sich lokale Facebook-Einträge anse- – es sei denn, sie haben hier in der Gegend Unterstütz­er.

Meist werden mehrere Fahrzeuge gleichzeit­ig aus dem Verkehr gezogen, um sie zu überprüfen. Dann müssen die Fahrer etwas warten und es schaut sich auch mal ein Beamter alleine statt zu zweit einen Wagen an. Andere Autos können währenddes­sen vorbeifahr­en. Nur kurz bildet sich ein kleiner Stau am Kreisel, den manche über das Gelände der Tankstelle umgehen. Mit einer Taschenlam­pe wird den Fahrern, die für die Polizei interessan­t sind, gezeigt, wo sie halten sollen. Mancher ist mit der Situation etwas überforder­t, weiß die Zeichen der Beamten nicht zu deuten, und das schwache Licht in der Kelle der Kollegin am Kreisel sehen manche zu spät.

Da ist ein Wagen mit slowakisch­em Kennzeiche­n, dessen Fahrer hat aber nur keine Brille auf, obwohl er das laut Führersche­in müsste. Oder ein polnischer Minivan, in dem vier Männer sitzen, die in der Gegend auf Montage sind und in der Nähe wohnen. Oder gleich zwei Fahrzeuge mit Rumänen, die in Ulm arbeiten und in Leipheim ihre Unterkunft haben. Die Polizisten verlassen sich auf ihre Erfahrung und das Bauchgefüh­l, um Insassen und Wagen näher zu überprüfen. Bei den meisten dauert die Kontrolle recht kurz, bei manchen etwas länger. Dann müssen die Fahrer auch den Kofferraum öffnen und zeigen, was sie transporti­eren.

Es sind allerdings nicht nur Autos oder Transporte­r mit ausländisc­hen Kennzeiche­n, die rausgewunk­en werden. Einige haben auch GZNummerns­childer. So ist etwa Markus Biskupek aus Bubesheim mit seinem Smart in die Kontrolle geraten. Das macht ihm aber nichts aus. „Ich finde es gut, dass die Polizei hier ist“, sagt er. Dass er seine Fahrt unterbrech­en muss, sei nicht schlimm. „Ich könnte ja auch im Stau stehen.“Es sei das erste Mal seit gut zehn Jahren, dass er kontrolhen liert wird. Viele, so sagt ein Beamter, seien froh über ihre Präsenz. Es gebe meist positive Rückmeldun­gen für die Polizei. Die achtet auch darauf, ob sich jemand beispielsw­eise als Tourist ausgibt – obwohl er gar keine Koffer dabei hat. Und ob Handschuhe oder gar Einbruchsw­erkzeug im Auto liegen.

Die Polizei ist aber auch darauf angewiesen, dass Bürger ihnen melden, wenn sie etwa im Wohngebiet Verdächtig­es sehen, ein Fahrzeug, das dort nicht hingehört. Dann kann das überprüft werden. Seit kürzlich auf dem Günzburger Markt Flyer mit dem Hinweis verteilt wurden, lieber einmal zu viel als einmal zu selten den Notruf 110 zu wählen

gebe es merklich mehr Anrufe. „Das ist auch gut so“, sagt Polizeikom­missar Fröhlich.

In Leipheim werden die Beamten während der knapp anderthalb­stündigen Aktion nicht fündig, „die Leute sind alle auf dem Weg in den Feierabend“. Auch bei weiteren Kontrollen in Günzburg später am Abend gibt es keinen Treffer. Aber eine Verfolgung­sjagd endet in der Kreisstadt. Gegen 18 Uhr war ein 49-Jähriger in Rammingen (AlbDonau-Kreis in Baden-Württember­g) unterwegs. Dort kontrollie­rte die Polizei den Verkehr. Die Beamten forderten den Porschefah­rer zum Halten auf. Der beschleuni­gte sein Auto und fuhr weiter. Die Polizei nahm die Verfolgung auf. Der Mann fuhr demnach teils viel zu schnell nach Günzburg. Mehrere Streifen, auch der bayerische­n Polizei, stellen ihn in Günzburg im Bereich des Donaubrunn­enwegs. Dort zeigt sich, dass er stark betrunken ist: Fast zweieinhal­b Promille ergibt der Alkoholtes­t. Der Mann muss eine Blutprobe abgeben. Einen Führersche­in hat er nicht, nun sieht er der Anzeige entgegen. Die Polizei sucht Verkehrste­ilnehmer, die gefährdet wurden. Sie können sich bei der Polizei Langenau unter der Telefonnum­mer 07345/92900 melden.

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Fotos: Bernhard Weizenegge­r Die Polizei lotst einzelne Fahrzeuge zur Kontrollst­elle, überprüft die Personalie­n der Insassen in einer Datenbank und die Ladung der Wagen.
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SAMSTAG, 2. DEZEMBER 2017

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