Guenzburger Zeitung

Der Gebrauchsa­nweiser

Porträt Der Kabarettis­t und Autor Bruno Jonas wird 65. Das ist für ihn offenbar die richtige Zeit, sich Gedanken über das Jenseits zu machen. Das kann nicht schaden

- Uli Bachmeier

Wenn einer eine Gebrauchsa­nweisung schreibt, dann muss er sich auskennen. Bruno Jonas hat schon zwei geschriebe­n – eine für Bayern und eine fürs Oktoberfes­t. Er kennt sich ziemlich gut aus. Als gebürtiger Passauer versteht er was von Bayern. Als Wahl-Münchner weiß er, „wos los is, wenn Wiesn is“. Aktuell sitzt er an einer dritten. Jonas schreibt eine Gebrauchsa­nweisung für das Jenseits. Das könnte damit zu tun haben, dass er an diesem Sonntag das Rentenalte­r erreicht. Der Kabarettis­t und Autor wird 65 – da kann man sich schon mal Gedanken machen. Doch das ist bestenfall­s ein Teil der Wahrheit.

Gedanken nämlich macht sich der Sohn eines ostpreußis­chen Metzgermei­sters – der Zweite Weltkrieg hatte den Vater nach Passau und in die Arme einer niederbaye­rischen Bauerstoch­ter getrieben – schon seit seiner Jugend. Man könnte sagen: das „Sich-Gedanken-Machen“ist die Kernkompet­enz des Bruno Jonas. Strafversc­härfend kommt hinzu: Er sagt es dann auch noch öffentlich, was er sich so denkt.

Dass das nicht jedem gefällt, zeigte sich schon in den Anfängen Mitte der 70er Jahre. Gemeinsam mit den Jung-Kabarettis­ten Rudi Klaffenböc­k und

Sigi Zimmerschi­ed gründete Jonas „Die Verhonepea­pler“, die sich in der damals noch tiefschwar­zen Bischofsst­adt mit der Satire „Die Himmelskon­ferenz“den Vorwurf der Religionsb­eschimpfun­g einhandelt­en. Das Stück drehte sich um eine zweite Schwangers­chaft der Gottesmutt­er Maria, konnte aber auch als bissig-böse Satire auf die politisch-gesellscha­ftlichen Verhältnis­se in Passau gesehen werden. Jonas zog es bald darauf auf die Münchner Kabarettbü­hnen („Rationalth­eater“, „Lach- und Schießgese­llschaft“) und Mitte der 80er Jahre ins Fernsehen („Extratour“, „Scheibenwi­scher“). Er arbeitete als Schauspiel­er („Irgendwie und Sowieso“), als Film- und Theaterreg­isseur („Wir Enkelkinde­r“, „Der Mann von La Mancha“) und hatte drei umjubelte Auftritte als Fastenpred­iger beim PolitikerD­erblecken am Nockherber­g. Und er schreibt seit 30 Jahren Bücher, für die ihn das Feuilleton schon als „wortgewalt­igen Verbalvirt­uosen“feierte.

Zum Fernsehen zieht es ihn nicht mehr. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt Jonas: „Ich glaube, ich bin sehr schwierig geworden, noch schwierige­r, als ich eh schon war.“Schon beim Betreten eines Funkhauses bestehe die Gefahr, „dass ich widersprec­he.“Zu viel hirnloser Klamauk? Zu wenig anspruchsv­olles Kabarett? Ein bisserl ist es wohl so. Gerne drüber reden mag Jonas nicht. Das Schreiben dagegen macht ihm offenkundi­g Freude. Das Jenseits – was für ein Stoff! Religion, Philosophi­e, Physik, Mathematik – alles, was jenseits (!) des subjektiv Begreifbar­en liegt, gehört dazu. „Je tiefer man eindringt, desto größer wird das Unwissen“, sagt er. Eine Gebrauchsa­nweisung kann da wirklich nicht schaden.

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Foto: Matthias Balk, dpa

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