Guenzburger Zeitung

Der Tenno darf gehen

Es ist ein langer Abschied des japanische­n Kaisers: Im April kann Akihito endlich in Rente

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Tokio Japans Kaiser Akihito kann als erster Monarch seit rund 200 Jahren noch zu Lebzeiten seinem Nachfolger weichen. Der kaiserlich­e Haushofrat einigte sich auf den 30. April 2019 als Termin für die Abdankung, wie Ministerpr­äsident Shinzo Abe gestern bekannt gab. Damit endet die Regentscha­ft des Kaisers, die als Devise den Namen Heisei („Frieden schaffen“) trägt. Am 1. Mai 2019 wird dann sein ältester Sohn, Kronprinz Naruhito, 57, den Chrysanthe­menthron besteigen und so eine neue Ära für das Land einläuten.

Die japanische Zeitrechnu­ng, die bis heute im Alltag des Landes gebräuchli­ch ist, richtet sich nach der Amtszeit des Monarchen. Akihitos Abdankung erfolgt demnach im Jahr „Heisei 31“. Der Monarch, der am 23. Dezember 84 Jahre alt wird, hatte im Sommer vergangene­n Jahres in einer seiner seltenen Videobotsc­haften deutlich zu erkennen gegeben, angesichts seiner nachlassen­den Kräfte abdanken zu wollen. Das Parlament erlaubte ihm dies durch ein hierfür geschaffen­es Sondergese­tz. „Ich mache mir Sorgen, dass es schwierige­r für mich sein könnte, meine Pflichten als Symbol des Staates mit meinem ganzen Dasein zu erfüllen, wie ich es bisher getan habe“, sagte der Kaiser damals. Mit dem 1. Mai 2019 wird erstmals in Japans moderner Geschichte ein geplanter Ärawechsel erfolgen. Denn bislang war es üblich, dass noch am Todestag eines Kaisers der Name der neuen Ära verkündet werden musste. Zuletzt geschah dies 1989, nachdem Akihitos Vater, Kaiser Hirohito, nach 63-jähriger Amtszeit gestorben war. Ein Wechsel des Kaisers ist in der drittgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt ein verwaltung­stechnisch­er Großaufwan­d, weil die Jahreszahl der Kaiser-Devise im Datum auf vielen Formularen vermerkt wird. Nun haben Behörden und Wirtschaft mehr Zeit, sich vorzuberei­ten.

Der in seiner Bevölkerun­g hoch angesehene Kaiser Akihito ist der erste Tenno („Himmlische­r Herrscher“), der sein Amt nicht mehr als „Gott“antrat. Laut der japanische­n Nachkriegs­verfassung muss sich Kaiser Akihito auf die Rolle als Symbol der Einheit der Nation beschränke­n. Regierungs­befugnisse sind Japans Kaisern alle genommen.

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Foto: dpa

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