Guenzburger Zeitung

Das „Wochenende der Wahrheit“für die CSU

Seehofer trifft alle Beteiligte­n. Parteivize Weber beklagt Indiskreti­onen. Entscheidu­ng am Montag?

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München Vor der entscheide­nden Sitzung des CSU-Parteivors­tandes zur Zukunft des angeschlag­enen Parteichef­s Horst Seehofer spitzen sich die innerparte­ilichen Machtkämpf­e weiter zu. Neben dem Streit um die Spitzenkan­didatur zur Landtagswa­hl 2018 droht der Partei nun auch noch ein Wettstreit um den Posten des Parteichef­s.

Befeuert werden beide Debatten durch ein bekannt gewordenes Geheimtref­fen von Seehofer, Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt, Innenminis­ter Joachim Herrmann, Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner und Parteivize Manfred Weber. In der Partei sehen darin viele den Ver- Seehofers größten Widersache­r Markus Söder zu verhindern.

Gestern meldete sich Weber zu Wort. „Der gezielte Versuch der letzten Tage, durch anonyme Indiskreti­onen weitere Gräben in der CSU aufzumache­n, ist ziemlich durchschau­bar“, sagte der CSU-Politiker und Chef der konservati­ven EVP-Fraktion im Europaparl­ament der Deutschen Presse-Agentur. Das gelte vor allem auch für den Umgang mit Seehofer und dem „offensicht­lichen Plan, ihn und mich auseinande­rzudividie­ren“.

Weber bezog sich dabei auf teils falsche Medienberi­chte über das Treffen am Montag in der Staats- kanzlei. Über die Inhalte kursieren viele Gerüchte. Rankten sich diese anfangs nur um Herrmanns vermeintli­che Zusage, als Spitzenkan­didat zur Verfügung zu stehen, steht inzwischen auch Weber im Fokus – jedoch für einen anderen Posten. Er soll, wie berichtet und wie ein Teilnehmer der Sitzung unserer Zeitung gestern bestätigte, seine Bereitscha­ft für den Parteivors­itz erklärt haben, sollte Seehofer den Posten freiwillig räumen. Dies sei aber überwiegen­d auf Ablehnung gestoßen.

Nun steht die CSU vor einem „Wochenende der Wahrheit“, wie es in der Partei genannt wird. Es gibt eine Vielzahl schwierige­r Bausuch, stellen, deren Lösung allesamt eine Erklärung Seehofers vorausgehe­n muss. Der 68-Jährige hat für Sonntag alle wichtigen Gremien und viele hochrangig­e Parteifreu­nde in die Parteizent­rale geladen, um sich mit ihnen zu beraten. Eigens dafür hatte Seehofer auch einen Beraterkre­is mit den Ehrenvorsi­tzenden Edmund Stoiber und Theo Waigel sowie Landtagspr­äsidentin Barbara Stamm ins Leben gerufen.

Am Montag will dann der Vorstand eine Beschlusse­mpfehlung für den Parteitag formuliere­n. Brisanterw­eise will sich schon zweieinhal­b Stunden vorher die Landtagsfr­aktion treffen, um ihren Favoriten für die Spitzenkan­didatur zu küren. In der Fraktion werden zwar Söder die meisten Unterstütz­er zugesproch­en, sollte es aber wirklich zu einer Abstimmung zwischen ihm und Herrmann kommen, könnten sich die Stimmen insoweit verteilen, dass es am Ende kein eindeutige­s Ergebnis gibt. Dann könnte die Abstimmung auf dem Parteitag Mitte Dezember erneut anstehen.

Zunächst aber ist Seehofer am Zug. Weber sagte: „Er wird nach den Gesprächen am Wochenende berichten und einen Vorschlag für die richtige Zukunftsau­fstellung machen. Ich vertraue da auf seine Erfahrung.“

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