Guenzburger Zeitung

Wickerts Welt

Auch mit 75 Jahren hat der „Mr. Tagestheme­n“einen ausgefüllt­en Tag

- VON RUPERT HUBER ARD-Studioleit­er

Augsburg Mag er auch mit den politische­n Größen dieser Welt so tiefgründi­g wie entspannt plaudern, seine größte Tat gelang ihm mit der Überquerun­g der verkehrsre­ichen Place de la Concorde in Paris. Es war 1984, als Ulrich Wickert die Reporterak­tion ganz simpel beschrieb: „Todesmutig stürzt man sich vom Pflaster, ohne die ankommende­n Autofahrer zu bemerken . . . dann geht man zügig voran, sodass die Autos um einen herumfahre­n können, denn wenn man nicht hinschaut, dann denken die Autofahrer, sie müssen aufpassen.“Die Wachsamkei­t hat funktionie­rt, heute wird „Mr. Tagestheme­n“75 Jahre alt.

Wickert wurde als Korrespond­ent und in Washington und Paris bekannt. An der Seine aufgewachs­en, war die Liebe zu Paris zwangsläuf­ig. Zwar schreibt der in Tokio als Sohn eines Diplomaten geborene Autor jetzt in Hamburg seine Bücher. Am liebsten aber sitzt er in Paris im Jardin du Luxembourg. Morgens liest er sieben Zeitungen, bevor er ein neues Kapitel verfasst. Wie man sich einen Journalist­en im Ruhestand vorstellt. Wickerts Welt ist die des Feingeists, der Lockerheit mit Stil verbindet. Als „Tagestheme­n“-Moderator (1991 bis 2006) setzte er Maßstäbe.

Der frühere „Krawattenm­ann des Jahres“sinniert gern über verloren gegangene Tugenden. Aber er ist kein sozialer Träumer. Zusammen mit seiner Frau Julia Jäkel, Chefin des Verlagshau­ses Gruner+Jahr, engagiert er sich unter anderem für Kinderrech­te. Unvergesse­n bleibt, wie er uns in die Heia schickte: „Einen angenehmen Abend und eine geruhsame Nacht ... das Wetter!“

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Foto: dpa „Eine geruhsame Nacht“: Nachrichte­n Mann Ulrich Wickert.

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