Gelassen nach Russland
Die deutsche Mannschaft bekommt es mit Mexiko, Schweden und Südkorea zu tun. Der Bundestrainer nimmt’s entspannt zur Kenntnis, lange Reisen bleiben ihm erspart
Moskau Dauer-Gegner Mexiko, Italien-Schreck Schweden und Südkorea als große Unbekannte: Joachim Löw nahm die WM-Kontrahenten ohne große Emotionen zur Kenntnis. „Pokerface“, sagte der Bundestrainer mit einem Schmunzeln zu seiner Reaktion, als im Moskauer Kreml-Palast die ersten drei Hürden auf dem Weg zum historischen Ziel Titelverteidigung feststanden.
„Sportlich sehr interessante Gegner. In der Gruppe wollen wir den Grundstein für eine erfolgreiche Titelverteidigung legen“, erklärte Löw nach einer abwechslungsreichen Auslosungs-Gala in Moskau. Doch nicht nur die Aufgaben in der Vorrunde, sondern auch der vorgezeichnete Weg in der K.o.-Phase sorgten bei der Delegation des Deutschen Fußball-Bundes im verschneiten Moskau für Gelassenheit.
Ein Aufeinandertreffen mit den WM-Mitfavoriten Spanien, Frankreich oder Argentinien gibt es frühestens im Halbfinale. Und auch den Brasilianern würde man bis zum Endspiel aus dem Weg gehen, wenn beide Teams ihre Gruppe gewinnen.
„So weit habe ich noch nicht gedacht. Zuerst müssen wir die Gruppe bestreiten und die ist nicht so ohne“, bemerkte Löw und schickte eine Warnung hinterher: „Der größte Feind ist, wenn man glaubt, dass man gegen Gegner wie Schweden oder Südkorea bestehen kann, indem man nur 80 oder 90 Prozent abruft von seinen Möglichkeiten.“Das 4:4 gegen die Schweden nach 4:0-Vorsprung im Jahr 2012 ist noch in bester Erinnerung.
Brasilien, Costa Rica, Schweiz oder Serbien könnten im Achtelfinale warten. Im Viertelfinale wären England, Polen oder Belgien mögliche Gegner. Als der russische Fußball-Olympiasieger Nikita Simonjan vor 1400 Gästen in Moskau Deutschland die Gruppe F zugeordnet hatte, lächelte Löw das erste Mal. Denn schon damit stand fest: Die befürchteten ganz langen Reisen nach Kaliningrad oder Jekaterinburg bleiben dem viermaligen Titelträger in der Gruppenphase erspart. Lospate Diego Maradona zog für das DFB-Team als ersten Gegner Mexiko aus dem Topf. Schweden und Südkorea folgten. „Das sind drei Gegner die volle Konzentration erfordern“, betonte DFBPräsident Reinhard Grindel. Und der derzeit noch verletzte Nationaltorwart und Kapitän Manuel Neuer betonte: „Es sind alles sehr ernstzunehmende Gegner, bei denen es aber unser klares Ziel sein muss, uns als Gruppenerster durchzusetzen.“
Löw sieht Mexiko als „Mannschaft, die wahnsinnig gutes Niveau hat, technisch und taktisch. Mexiko ist ein super Auftaktgegner, den keiner auf die leichte Schulter nehmen kann. Schweden hat Italien rausgekegelt aus der WM, also auch nicht zu verachten. Die Gruppe wird schon spannend werden“, erklärte der DFB-Chefcoach.
Die große Unbekannte ist Südkorea. Dass der Weltmeister schon im Achtelfinale auf Brasilien treffen könnte, wenn einer der Favoriten nur Zweiter in seiner Gruppe wird, macht Löw nicht nervös: „Erschrocken bin ich sicherlich nicht.“
Die deutschen Vorrundengegner nahmen ihr hartes Los mit gemischten Gefühlen auf. In Schweden, das noch auf ein Comeback von Zlatan Ibrahimovic hofft, beklagte der „Expressen“eine „Alptraumgruppe“. Südkoreas Trainer Tae-Yong Shin sagte: „Deutschland ist die beste Mannschaft, aber wir spielen zuerst gegen Schweden. Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns zu sehr auf Deutschland zu konzentrieren.“Mexikos Nationalteam twitterte indes: „Wir haben vor nichts und niemandem Angst!“
Nach der Auslosung will Löw nun auch die Wahl des Teamquartiers forcieren. Neben Sotschi, wo der DFB beim Confed-Cup-Auftritt im Sommer positive Erfahrungen gesammelt hatte, ist weiter ein Basislager im Randgebiet von Moskau eine Option. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen. Moskau