Er verzichtet auf seine Geschenke zum Geburtstag
Zu seinem 80. sollten die Gäste von Erhard Lange aus Leipheim lieber spenden. Das hat einen traurigen Hintergrund
Leipheim Erhard Lange wollte zu seinem 80. Geburtstag keine Geschenke. Keine Blumen, keine Gutscheine, keine Geschenkkörbe. „Ich habe doch alles was ich brauche“, sagt der Leipheimer. Zumindest alles, was mit Geld zu bezahlen ist. Er hatte einen anderen Wunsch: Seine Geburtstagsgäste sollten das Geld, das sie sonst für Geschenke ausgegeben hätten, lieber spenden. 1200 Euro sind so für den Förderkreis Ulm zusammengekommen. Dass ausgerechnet der Förderkreis, der krebskranke Kinder und ihre Familien betreut, das Geld bekommen hat, hat eine traurige Geschichte.
„Es war der 8. September 2005.“Erhard Lange und seine Frau Getraud erinnern sich noch genau an dieses Datum. Es ist der Tag, an dem ihr Enkel Niklas im Alter von neun Jahren starb. Erhard Langes Enkel hatte Krebs. „Einen seltenen Gehirntumor“, erzählt der Leipheimer. Und auch wenn mittlerweile etliche Jahre ins Land gezogen sind, fällt es Erhard Lange noch immer schwer, darüber zu sprechen. „Es war eine schwierige Zeit, es war furchtbar, das mit ansehen zu müssen.“
Doch wenn er sich an diese traurige und schwere Zeit zurück erinnert, denkt er auch immer wieder an die Hilfe, die sein Enkel und die ganze Familie in dieser Zeit erhalten hat. „Das Pflegepersonal an der Klinik in Ulm war toll“, erzählt Gertraud Lange. Immer wieder erzählt sie die Geschichte, wie die Krankenschwestern den kranken Kindern kleine Mini-Pizzen aufgebacken haben. „Sie haben sich so viel Mühe gegeben.“
Auch der Förderkreis hat die Familie unterstützt. Der Verein hat es ermöglicht, dass Niklas zu einem Musical nach Bochum fahren konnte. „Das war sein großer Wunsch“, erinnert sich Erhard Lange. Außerdem konnte Niklas mit seiner Schwester und seinen Eltern für einige Wochen in den Schwarzwald fahren. „Das hat der gesamten Familie gut getan.“Die sogenannten Klinik-Clowns haben Niklas in dieser schweren Zeit aufgeheitert. „Die kranken Kinder haben so die Möglichkeit, zusammen mit ihren Familien noch etwas zu erleben. Vielen würde doch dafür das Geld fehlen“, ist sich Gertraud Lange sicher.
„Dieser Verein macht so viel, das muss man doch unterstützen“, sagt Erhard Lange zu seiner Entscheidung, auf Geburtstagsgeschenke zu verzichten und statt dessen lieber Spenden für den Förderkreis zu sammeln. Nach dem Tod von Niklas wurde die Familie auch in ihrer Trauer begleitet, um den Verlust verarbeiten zu können.
Zwölf Jahre ist es mittlerweile her, dass die Familie Abschied von Niklas nehmen musste. Doch die Erinnerungen an ihn sind noch überall präsent. Im Wohnzimmer von Erhard und Gertraud Lange steht ein Foto des Jungen. „Das war ein Jahr vor seiner Erkrankung“, sagt der Leipheimer. Und am Todesund am Geburtstag von Niklas kommt nicht nur die gesamte Familie zusammen, sondern auch seine alten Freunde und deren Eltern. Man trifft sich am Grab, erzählt Erhard Lange, zündet Kerzen an und sitzt dann Zuhause noch bei einer Tasse Kaffee zusammen.
Den Förderkreis Ulm gibt es seit 34 Jahren, sagt die Vorsitzende Elvira Wäckerle. „Wir versuchen das aufzufangen, was das soziale Netz nicht trägt.“Viele der kleinen Patienten, die in Ulm behandelt werden, stammen auch aus dem Landkreis Günzburg. Im Mittelpunkt steht für den Förderkreis die ganze Familie des krebskranken Kindes. „Wir haben Elternhäuser mit mehr als 30 Wohnungen“, sagt Elvira Wäckerle. Manche Kinder müssen länger als ein Jahr zur Behandlung in der Klinik bleiben. „Wir wollen, dass die Eltern in dieser Zeit bei ihrem Kind bleiben können.“Die Geschwisterkinder werden dann in einem Kindergarten des Förderkreises betreut. Außerdem erfüllt der Förderkreis immer wieder Herzenswünsche der kranken Kinder. „Wir bekommen keine staatlichen Zuschüsse“, sagt die Vorsitzende Elvira Wäckerle. In der Verwaltung arbeiten alle ehrenamtlich. Deshalb sei der Verein auf Spenden angewiesen.