Guenzburger Zeitung

Die Weihnachts­geschichte fürs Wohnzimmer

Rudolf Marz baut seit Jahren Krippen mit Schülern in Dürrlauing­en. Was ihm und den Kindern daran gefällt

- VON STEPHANIE LORENZ

Dürrlauing­en Kreide, Sägemehl, Leimwasser: Daraus haben die acht Grundschül­er aus dem Kurs von Rudolf Marz Mörtel hergestell­t und ihre Krippen verputzt. Seit zehn Jahren baut der inzwischen 80-Jährige mit Kindern der Grundschul­e Dürrlauing­en eine Szene aus der Weihnachts­geschichte nach. Und hat beobachtet: „Den größten Spaß haben sie beim Mörteln.“

Marz bereitet stets die einzelnen Bauteile vor, die Kinder schrauben sie zusammen, immer zu zweit mit einem Akkuschrau­ber. „Natürlich sind es Einheitskr­ippen. Ich kann sie ja nicht an die Maschinen lassen“, erklärt Marz. Aber ansonsten machen die sechs Mädchen und zwei Buben der Gruppe alles selbst: das Dachdecken mit Schindeln, die weiße Grundierun­g und die Patina, die durch künstliche Alterung entstanden­e Oberfläche. „Ich bin ganz begeistert“,

„Ich freue mich immer wie der, wenn ich eine Krippe in ein Kinderzimm­er bringe.“Rudolf Marz, Krippler

sagt Marz und lächelt, „die machen einen schöneren Putz als ich, fahren nochmals drüber und nochmals.“

Während alles trocknet, malen die Nachwuchsk­ünstler die weißen Figuren bunt an. So kommt es, dass der Josef mal braune und mal weiße Haare hat. Oder weiße, braune, orange und vereinzelt schwarze Schafe zu sehen sind. „Nur die Farben für Maria waren vorgegeben, rot und blau“, sagt Marz, „sonst machen sie die Maria lila.“Drittkläss­lerin Magdalena zeigt ihre Figuren und erklärt: „Jeder hat einen Ochs, einen Esel, einen Hirten, vier Schafe, Josef, Maria und das Kind.“

Heute ist der letzte Basteltag. Sechsmal haben sich die Schüler mit dem Dürrlauing­er Rudolf Marz getroffen. Jeden Donnerstag zwei Schulstund­en. Viel fehlt nicht mehr: Bäume vor der Krippe, der Stern von Bethlehem auf dem Dach und etwas Moos. Marz lacht, als er sagt, dass sie gemeinsam Hebauf feiern, wenn sie fertig sind – und deutet auf Kinderpuns­ch und Plätzchen. Denn wer ein Haus baue, der habe schließlic­h ein Richtfest zu feiern.

der sich selbst als „Krippler“bezeichnet, zeigt die nächsten Arbeitssch­ritte und gibt Anweisunge­n. „Hol die Baumschere“, ruft er. Oder: „Obacht geba! Net in die Finger schneiden.“Denn die grünen Tannenzwei­ge müssen schließlic­h noch zugespitzt werden, damit sie in die kleinen Löcher der Holzplatte passen und einen schönen Baum abgeben. Die kleinen Zweige hat der 80-Jährige aus seinem Garten mitgebrach­t. Auch getrocknet­es Moos hat er dabei. „Soll ich das mit Leim festkleben, Herr Marz?“, fragt ein Viertkläss­ler. „Nein, nächstes Jahr kommt doch frisches drauf“, antwortet der Rentner. Er läuft zwi- den Schülern hin und her und hilft, wo er kann. „Kinder sind mein Hobby“, sagt er und lächelt. „Mir macht das Spaß.“

Jedes Jahr entwirft er ein anderes Modell. Zweimal hat er bereits orientalis­che Krippen gebaut. Auch im Burgauer Krippenver­ein engagiert er sich und hilft dort bei den Kursen mit. Denn Marz findet: „In jede Familie gehört eine Krippe.“

In der Grundschul­e Dürrlauing­en konnten sich acht Kinder für die Schul-Arbeitsgem­einschaft anmelden, die Plätze wurden zugelost. Mia macht mit, weil sie etwas mit ihrer besten Freundin Franzi zusammen machen wollte. WahrMarz, scheinlich wird sie die Krippe ins Wohnzimmer stellen, ihre Freundin auch. „Wir haben schon eine zu Hause, aber jetzt wo ich eine gemacht habe, nehmen wir natürlich meine“, erklärt Franzi.

Nach Wochen des Bauens sind die Schüler nun fertig und die Figuren können die Krippe beziehen. Ein kleiner Bastkorb kommt auch noch dazu. „Sagt’s da Mama, sie soll ganz kloine Loibla backa fürs Körbla“, sagt Marz.

Dann endlich dürfen sie selbst Plätzchen und Spekulatiu­s naschen. Und Marz fasst nochmals die Weihnachts­geschichte zusammen. „Was war denn das Schönste am Krippensch­en bauen?“, fragt er danach in die Plätzchenr­unde. „Figuren anmalen“, sagt Mia. „Das Verputzen“, findet Paula. Und Timo „hat alles gut gefallen“. „Das freut mich“, antwortet Marz, lächelt und lobt die Gruppe. So gut wie heuer sei es selten gelaufen. „Nächstes Jahr, wenn es die Gesundheit erlaubt, bin ich wieder bereit.“

Bis 15. Dezember werden die Krippen noch im Foyer der Schule ausgestell­t. Dann wird es abends eine Messe für die Kinder und Eltern geben, in der die Krippen gesegnet werden. Und danach dürfen die Grundschül­er sie endlich daheim im Wohnzimmer aufstellen.

 ?? Fotos: Bernhard Weizenegge­r ?? Sechs Mädchen und zwei Buben der Grundschul­e in Dürrlauing­en bauten in einem Kurs von Rudolf Marz eine Krippe. Seit zehn Jahren leitet der 80 Jährige Kinder im tradi tionellen Krippenbau­en an. Ihm ist es ein Bedürfnis, dass jede Familie eine Krippe...
Fotos: Bernhard Weizenegge­r Sechs Mädchen und zwei Buben der Grundschul­e in Dürrlauing­en bauten in einem Kurs von Rudolf Marz eine Krippe. Seit zehn Jahren leitet der 80 Jährige Kinder im tradi tionellen Krippenbau­en an. Ihm ist es ein Bedürfnis, dass jede Familie eine Krippe...

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