Die Weihnachtsgeschichte fürs Wohnzimmer
Rudolf Marz baut seit Jahren Krippen mit Schülern in Dürrlauingen. Was ihm und den Kindern daran gefällt
Dürrlauingen Kreide, Sägemehl, Leimwasser: Daraus haben die acht Grundschüler aus dem Kurs von Rudolf Marz Mörtel hergestellt und ihre Krippen verputzt. Seit zehn Jahren baut der inzwischen 80-Jährige mit Kindern der Grundschule Dürrlauingen eine Szene aus der Weihnachtsgeschichte nach. Und hat beobachtet: „Den größten Spaß haben sie beim Mörteln.“
Marz bereitet stets die einzelnen Bauteile vor, die Kinder schrauben sie zusammen, immer zu zweit mit einem Akkuschrauber. „Natürlich sind es Einheitskrippen. Ich kann sie ja nicht an die Maschinen lassen“, erklärt Marz. Aber ansonsten machen die sechs Mädchen und zwei Buben der Gruppe alles selbst: das Dachdecken mit Schindeln, die weiße Grundierung und die Patina, die durch künstliche Alterung entstandene Oberfläche. „Ich bin ganz begeistert“,
„Ich freue mich immer wie der, wenn ich eine Krippe in ein Kinderzimmer bringe.“Rudolf Marz, Krippler
sagt Marz und lächelt, „die machen einen schöneren Putz als ich, fahren nochmals drüber und nochmals.“
Während alles trocknet, malen die Nachwuchskünstler die weißen Figuren bunt an. So kommt es, dass der Josef mal braune und mal weiße Haare hat. Oder weiße, braune, orange und vereinzelt schwarze Schafe zu sehen sind. „Nur die Farben für Maria waren vorgegeben, rot und blau“, sagt Marz, „sonst machen sie die Maria lila.“Drittklässlerin Magdalena zeigt ihre Figuren und erklärt: „Jeder hat einen Ochs, einen Esel, einen Hirten, vier Schafe, Josef, Maria und das Kind.“
Heute ist der letzte Basteltag. Sechsmal haben sich die Schüler mit dem Dürrlauinger Rudolf Marz getroffen. Jeden Donnerstag zwei Schulstunden. Viel fehlt nicht mehr: Bäume vor der Krippe, der Stern von Bethlehem auf dem Dach und etwas Moos. Marz lacht, als er sagt, dass sie gemeinsam Hebauf feiern, wenn sie fertig sind – und deutet auf Kinderpunsch und Plätzchen. Denn wer ein Haus baue, der habe schließlich ein Richtfest zu feiern.
der sich selbst als „Krippler“bezeichnet, zeigt die nächsten Arbeitsschritte und gibt Anweisungen. „Hol die Baumschere“, ruft er. Oder: „Obacht geba! Net in die Finger schneiden.“Denn die grünen Tannenzweige müssen schließlich noch zugespitzt werden, damit sie in die kleinen Löcher der Holzplatte passen und einen schönen Baum abgeben. Die kleinen Zweige hat der 80-Jährige aus seinem Garten mitgebracht. Auch getrocknetes Moos hat er dabei. „Soll ich das mit Leim festkleben, Herr Marz?“, fragt ein Viertklässler. „Nein, nächstes Jahr kommt doch frisches drauf“, antwortet der Rentner. Er läuft zwi- den Schülern hin und her und hilft, wo er kann. „Kinder sind mein Hobby“, sagt er und lächelt. „Mir macht das Spaß.“
Jedes Jahr entwirft er ein anderes Modell. Zweimal hat er bereits orientalische Krippen gebaut. Auch im Burgauer Krippenverein engagiert er sich und hilft dort bei den Kursen mit. Denn Marz findet: „In jede Familie gehört eine Krippe.“
In der Grundschule Dürrlauingen konnten sich acht Kinder für die Schul-Arbeitsgemeinschaft anmelden, die Plätze wurden zugelost. Mia macht mit, weil sie etwas mit ihrer besten Freundin Franzi zusammen machen wollte. WahrMarz, scheinlich wird sie die Krippe ins Wohnzimmer stellen, ihre Freundin auch. „Wir haben schon eine zu Hause, aber jetzt wo ich eine gemacht habe, nehmen wir natürlich meine“, erklärt Franzi.
Nach Wochen des Bauens sind die Schüler nun fertig und die Figuren können die Krippe beziehen. Ein kleiner Bastkorb kommt auch noch dazu. „Sagt’s da Mama, sie soll ganz kloine Loibla backa fürs Körbla“, sagt Marz.
Dann endlich dürfen sie selbst Plätzchen und Spekulatius naschen. Und Marz fasst nochmals die Weihnachtsgeschichte zusammen. „Was war denn das Schönste am Krippenschen bauen?“, fragt er danach in die Plätzchenrunde. „Figuren anmalen“, sagt Mia. „Das Verputzen“, findet Paula. Und Timo „hat alles gut gefallen“. „Das freut mich“, antwortet Marz, lächelt und lobt die Gruppe. So gut wie heuer sei es selten gelaufen. „Nächstes Jahr, wenn es die Gesundheit erlaubt, bin ich wieder bereit.“
Bis 15. Dezember werden die Krippen noch im Foyer der Schule ausgestellt. Dann wird es abends eine Messe für die Kinder und Eltern geben, in der die Krippen gesegnet werden. Und danach dürfen die Grundschüler sie endlich daheim im Wohnzimmer aufstellen.