Guenzburger Zeitung

Baut Holzgroßhä­ndler in Gundremmin­gen statt in Dillingen?

Die Firma Scheiffele-Schmiedere­r wollte im Westen der Stadt zehn Millionen Euro investiere­n und eine Verladehal­le errichten. Nun könnte sie in den Kreis Günzburg abwandern

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen/Gundremmin­gen Große Pläne hat der Holzgroßhä­ndler Scheiffele-Schmiedere­r im März im Dillinger Stadtrat präsentier­t. Im Westen der Stadt sollte auf einer Fläche von etwa 18 000 Quadratmet­ern eine riesige Lager- und Verladehal­le entstehen. Laut Planung hätte das Gebäude eine Länge von 160 Metern und eine Breite von 118 Metern haben sollen, informiert­e der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Karl Schmiedere­r junior. Die Halle wäre damit in etwa so groß wie zwei Fußballfel­der geworden. Die große Mehrheit des Dillinger Stadtrats freute sich über das Zehn-Millionen-Euro-Projekt des heimischen Traditions­unternehme­ns. Mit 22:2 Stimmen erteilten die Räte das gemeindlic­he Einvernehm­en. Doch nun könnte alles anders kommen.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung hat die Firma Oberbürger­meister Frank Kunz darüber informiert, dass sie doch nicht mehr in Dillingen bauen will. Der Holzgroßhä­ndler plant offensicht­lich, wie zu erfahren war, die Versandhal­le im neuen Gewerbegeb­iet in Gundremmin­gen zu errichten.

Von Scheiffele-Schmiedere­r selbst gab es trotz mehrmalige­r Anfrage keine Stellungna­hme. „Wir bitten um Verständni­s, dass wir im Moment dazu nichts sagen können“, teilte eine Sprecherin des Unternehme­ns mit. Die Mitarbeite­r der Firma sollen in einer Personalve­rsammlung über die Entscheidu­ng informiert worden sein.

Der Holzgroßhä­ndler Scheiffele­Schmiedere­r beschäftig­t gegenwärti­g 175 Mitarbeite­r an sechs Standorten, 90 davon in Dillingen, wie Karl Schmiedere­r junior bei der Stadtratss­itzung informiert hatte. Die neue Halle sei für die Standortsi­cherung unbedingt nötig, hieß es. Die Platznot in der JohannesSc­heiffele-Straße führe mitunter zu chaotische­n Verhältnis­sen. Es gehe darum, die Wettbewerb­sfähigkeit zu steigern. Wegen der beengten Verhältnis­se sei die Holzlageru­ng mitunter unwirtscha­ftlich, erläuterte der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter. Er kündigte an, dass durch die Investitio­n vorerst zehn neue Arbeitsplä­tze entstehen werden.

Dies scheint nun Vergangenh­eit zu sein. Doch warum hat sich das Unternehme­n offensicht­lich für einen anderen Standort entschiede­n? Nachdem sich alle Nachbarn, die nach Baurecht im Verfahren zu beteiligen waren, mit dem Bau der Halle einverstan­den erklärt hatten, war die Erschließu­ng des Areals, die über die Hausener Straße entlang der Bahnlinie erfolgen sollte, der einzige offene Punkt. Noch im Oktober teilte das Unternehme­n mit, dass die erforderli­chen Gespräche mit Vertretern der Bahn am Laufen seien. In der Zwischenze­it wurde Scheiffele-Schmiedere­r nach Informatio­nen unserer Zeitung aber in Gundremmin­gen fündig.

Der Bürgermeis­ter der Atomgemein­de, Tobias Bühler, bestätigte gegenüber unserer Zeitung nicht, dass das Unternehme­n die Lagerund Verladehal­le in Gundremmin­gen bauen will. Bühler dementiert­e die Absichten aber auch nicht. „Ich sage dazu zum gegenwärti­gen Zeitpunkt nichts.“Die Kommune sei beim neuen Gewerbegeb­iet in der Bauleitpla­nung, deshalb könne die Gemeinde noch gar keine Grundstück­e verkaufen. In Gundremmin­gen sind die Absichten von Scheiffele­Schmiedere­r bereits ein Thema. In der Jahreshaup­tversammlu­ng des CSU-Ortsverein­s soll ganz offen über das Interesse des Dillinger Holzgroßhä­ndlers gesprochen worden sein. Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz sagte zu der Entwicklun­g ebenfalls nichts Konkretes. „Zu unternehme­rischen Entscheidu­ngen kann sich jeweils nur die entspreche­nde Firma selbst äußern“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Stadtverwa­ltung auf die Anfrage unserer Zeitung. Der Stadtrat habe im März 2017 das Baurecht für die geplante Erweiterun­g von Scheiffele-Schmiedere­r in Dillingen erteilt. Grundsätzl­ich sei die Stadt immer gewillt, Unternehme­n im Stadtgebie­t Grund und Boden mit Baurecht zu verschaffe­n.

Scheiffele-Mitarbeite­r wurden nach Informatio­nen unserer Zeitung darüber unterricht­et, „dass die Halle da nicht gebaut wird“. Es sei noch offen, wie viele Beschäftig­te am Standort Dillingen bleiben, und wie viele Mitarbeite­r später einmal nach Gundremmin­gen pendeln werden. SPD-Stadtrat Albrecht Witte, der gegen das Projekt gestimmt hatte, sagte, er bedauere es, wenn „eine alteingese­ssene Firma“Dillingen verlasse. Die Stelle, an der die Halle hätte gebaut werden sollen, wäre aber nicht geeignet gewesen. „Ich bezweifle auch, ob das mit der Verlagerun­g stimmt“, sagte Albrecht Witte. Dies könne auch „ein letztes Druckmitte­l“sein.

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Archivfoto: Jan Koenen/Stadtverwa­ltung Hier im Dillinger Westen plante der Holzgroßhä­ndler Scheiffele Schmiedere­r eine große Lager und Verladehal­le. Nach Informa tionen unserer Zeitung hat das Unternehme­n die Pläne aber auf Eis gelegt. Als neuer Standort ist das Gewerbegeb­iet in Gundrem...

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