Guenzburger Zeitung

Ein „Loch“beim Bereitscha­ftsdienst?

Welche Lösung Vorstand Rehbein für die Klinik Krumbach anstrebt

- VON PETER BAUER

Krumbach Der ältere Herr hat Bauchweh, abends wird es immer schlimmer, Fieber kommt noch dazu. Es ist Samstagabe­nd. Mit einem Arztbesuch möchte er auf keinen Fall bis zum Montag warten. So nutzt er den Ärztlichen Bereitscha­ftsdienst, der für solche Fälle zuständig ist und unter der bundesweit einheitlic­hen Nummer 116117 erreichbar ist. Doch ab Anfang kommenden Jahres muss er möglicherw­eise weitere Wege in Kauf nehmen. Ab Ende Januar 2018 sollen in der Region zwischen Augsburg im Osten und der Iller im Westen Bereitscha­ftspraxen nur noch an den Kliniken in Günzburg, Weißenhorn, Augsburg, Bobingen und Mindelheim unterhalte­n werden. Viele Hausärzte beispielsw­eise, die bislang in der eigenen Praxis in Bereitscha­ft waren, übernehmen dann in den genannten Kliniken den Bereitscha­ftsdienst, den sogenannte­n „Sitzdienst“. Für Hausbesuch­e soll auch ein ärztlicher Fahrdienst eingericht­et werden. Doch reichen die Kapazitäte­n aus? Zuletzt hat sich eine anhaltende Diskussion über dieses Thema entwickelt. Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer kritisiert, dass die Klinik Krumbach bei der Neuorganis­ation des Bereitscha­ftsdienste­s (zuständig dafür ist die Kassenärzt­liche Vereinigun­g Bayerns) nicht berücksich­tigt wurde. Auch Dr. Volker Rehbein, Vorstand der Kreisklini­ken Günzburg-Krumbach, sieht Nachbesser­ungsbedarf. Wenn die neue Struktur des Bereitscha­ftsdienste­s umgesetzt wird, dann gebe es im südlichen Landkreis bei der Versorgung ein „Loch“. Betroffen wären insbesonde­re die Bereiche Ziemetshau­sen und Thannhause­n, aber auch Krumbach. Rehbein schlägt vor, dass an der Klinik Krumbach zumindest eine Bereitscha­ftspraxis für bestimmte Zeiten mit hohem Bedarf wie am Wochenende und am Mittwoch eingericht­et wird. Mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayerns (KVB) möchte er weiter das Gespräch suchen.

Krumbachs Bürgermeis­ter Hubert Fischer sprach zuletzt mit Blick auf den südlichen Landkreis Günzburg von einem „bereitscha­ftsdienstl­ichen Niemandsla­nd“, Rehbein umschreibt dies als „Loch“. Laut Zahlen der Krumbacher Klinik müssten im südlichen Landkreis zwölf Prozent der Menschen Fahrzeiten von 25 bis 30 Minuten in Kauf nehmen, wenn sie eine der neuen Bereitscha­ftspraxen an den Kliniken Weißenhorn, Günzburg, Mindelheim, Augsburg oder Bobingen ansteuern wollen. Bei zehn Prozent der Menschen seien es sogar über 30 Minuten.

Bürgermeis­ter Fischer ist sich sicher, dass Patienten aus dem heimischen Raum, die außerhalb der Sprechzeit­en einer „ambulanten medizinisc­hen Hilfe bedürfen“, nicht nach Weißenhorn, Günzburg, Augsburg, Bobingen oder Mindelheim fahren, sondern die Klinik in Krumbach aufsuchen. Diese werde, so zuletzt Fischer, Hilfsbedür­ftige nicht abweisen. Sie könne die erbrachten Leistungen aber nicht abrechnen. Auch Rehbein hält es für denkbar, dass im Zuge der Neuregelun­g des Dienstes Menschen vermehrt die Klinik Krumbach aufsuchen werden und das Defizit der Klinik steigen könnte.

Es dauere in der Regel etwa drei Monate, bis sich eine Neuregelun­g einspiele und Tendenzen klar erkennbar werden. Mit Blick auf die Klinik Krumbach rechnet Rehbein mit Handlungsb­edarf. Er bleibe mit der KVB im Gespräch und hofft, dass bis Mitte 2018 eine Lösung für die Klinik Krumbach gefunden wird. Diese Lösung könne eine Bereitscha­ftspraxis in der Klinik Krumbach mit Öffnungsze­iten am Wochenende und am Mittwoch sein.

Die sogenannte­n „Sitzdienst­e“in den Bereitscha­ftspraxen der Kliniken werden von Hausärzten, aber auch Fachärzten und sogenannte­n Poolärzten der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Bayerns übernommen. Rehbein kann sich vorstellen, dass sich auch Klinikärzt­e bei der Organisati­on einer Bereitscha­ftspraxis in der Krumbacher Klinik einbringen können und die KVB-Praxis außerhalb der Zeiten des „Sitzdienst­es“weiterführ­en.

Rehbein steht, wie er berichtet, in engem Kontakt mit dem heimischen Bundestags­abgeordnet­en Dr. Georg Nüßlein, zu dessen Tätigkeits­schwerpunk­ten zuletzt die Gesundheit­spolitik gehörte. Auch der Abgeordnet­e Georg Nüßlein setze sich für eine solide bereitscha­ftsdienstl­iche Versorgung des südlichen Landkreise­s ein.

Manuel Holder, bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g zuständig für die Weiterentw­icklung des Bereitscha­ftsdienste­s, betont, dass die Klinik Krumbach nicht in ihren Abrechnung­smöglichke­iten eingeschrä­nkt werde und „tatsächlic­h erbrachte Leistungen“auch „weiterhin abgerechne­t“werden könnten. Man werde die Situation an der Klinik Krumbach „engmaschig beobachten“, sollte sich „nachvollzi­ehbar und belegbar“ein Anpassungs­bedarf ergeben, „werden wir dies berücksich­tigen“.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Die Klinik Krumbach wurde beim Ärztli chen Bereitscha­ftsdienst nicht berück sichtigt.

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