Ein „Loch“beim Bereitschaftsdienst?
Welche Lösung Vorstand Rehbein für die Klinik Krumbach anstrebt
Krumbach Der ältere Herr hat Bauchweh, abends wird es immer schlimmer, Fieber kommt noch dazu. Es ist Samstagabend. Mit einem Arztbesuch möchte er auf keinen Fall bis zum Montag warten. So nutzt er den Ärztlichen Bereitschaftsdienst, der für solche Fälle zuständig ist und unter der bundesweit einheitlichen Nummer 116117 erreichbar ist. Doch ab Anfang kommenden Jahres muss er möglicherweise weitere Wege in Kauf nehmen. Ab Ende Januar 2018 sollen in der Region zwischen Augsburg im Osten und der Iller im Westen Bereitschaftspraxen nur noch an den Kliniken in Günzburg, Weißenhorn, Augsburg, Bobingen und Mindelheim unterhalten werden. Viele Hausärzte beispielsweise, die bislang in der eigenen Praxis in Bereitschaft waren, übernehmen dann in den genannten Kliniken den Bereitschaftsdienst, den sogenannten „Sitzdienst“. Für Hausbesuche soll auch ein ärztlicher Fahrdienst eingerichtet werden. Doch reichen die Kapazitäten aus? Zuletzt hat sich eine anhaltende Diskussion über dieses Thema entwickelt. Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer kritisiert, dass die Klinik Krumbach bei der Neuorganisation des Bereitschaftsdienstes (zuständig dafür ist die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns) nicht berücksichtigt wurde. Auch Dr. Volker Rehbein, Vorstand der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach, sieht Nachbesserungsbedarf. Wenn die neue Struktur des Bereitschaftsdienstes umgesetzt wird, dann gebe es im südlichen Landkreis bei der Versorgung ein „Loch“. Betroffen wären insbesondere die Bereiche Ziemetshausen und Thannhausen, aber auch Krumbach. Rehbein schlägt vor, dass an der Klinik Krumbach zumindest eine Bereitschaftspraxis für bestimmte Zeiten mit hohem Bedarf wie am Wochenende und am Mittwoch eingerichtet wird. Mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) möchte er weiter das Gespräch suchen.
Krumbachs Bürgermeister Hubert Fischer sprach zuletzt mit Blick auf den südlichen Landkreis Günzburg von einem „bereitschaftsdienstlichen Niemandsland“, Rehbein umschreibt dies als „Loch“. Laut Zahlen der Krumbacher Klinik müssten im südlichen Landkreis zwölf Prozent der Menschen Fahrzeiten von 25 bis 30 Minuten in Kauf nehmen, wenn sie eine der neuen Bereitschaftspraxen an den Kliniken Weißenhorn, Günzburg, Mindelheim, Augsburg oder Bobingen ansteuern wollen. Bei zehn Prozent der Menschen seien es sogar über 30 Minuten.
Bürgermeister Fischer ist sich sicher, dass Patienten aus dem heimischen Raum, die außerhalb der Sprechzeiten einer „ambulanten medizinischen Hilfe bedürfen“, nicht nach Weißenhorn, Günzburg, Augsburg, Bobingen oder Mindelheim fahren, sondern die Klinik in Krumbach aufsuchen. Diese werde, so zuletzt Fischer, Hilfsbedürftige nicht abweisen. Sie könne die erbrachten Leistungen aber nicht abrechnen. Auch Rehbein hält es für denkbar, dass im Zuge der Neuregelung des Dienstes Menschen vermehrt die Klinik Krumbach aufsuchen werden und das Defizit der Klinik steigen könnte.
Es dauere in der Regel etwa drei Monate, bis sich eine Neuregelung einspiele und Tendenzen klar erkennbar werden. Mit Blick auf die Klinik Krumbach rechnet Rehbein mit Handlungsbedarf. Er bleibe mit der KVB im Gespräch und hofft, dass bis Mitte 2018 eine Lösung für die Klinik Krumbach gefunden wird. Diese Lösung könne eine Bereitschaftspraxis in der Klinik Krumbach mit Öffnungszeiten am Wochenende und am Mittwoch sein.
Die sogenannten „Sitzdienste“in den Bereitschaftspraxen der Kliniken werden von Hausärzten, aber auch Fachärzten und sogenannten Poolärzten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns übernommen. Rehbein kann sich vorstellen, dass sich auch Klinikärzte bei der Organisation einer Bereitschaftspraxis in der Krumbacher Klinik einbringen können und die KVB-Praxis außerhalb der Zeiten des „Sitzdienstes“weiterführen.
Rehbein steht, wie er berichtet, in engem Kontakt mit dem heimischen Bundestagsabgeordneten Dr. Georg Nüßlein, zu dessen Tätigkeitsschwerpunkten zuletzt die Gesundheitspolitik gehörte. Auch der Abgeordnete Georg Nüßlein setze sich für eine solide bereitschaftsdienstliche Versorgung des südlichen Landkreises ein.
Manuel Holder, bei der Kassenärztlichen Vereinigung zuständig für die Weiterentwicklung des Bereitschaftsdienstes, betont, dass die Klinik Krumbach nicht in ihren Abrechnungsmöglichkeiten eingeschränkt werde und „tatsächlich erbrachte Leistungen“auch „weiterhin abgerechnet“werden könnten. Man werde die Situation an der Klinik Krumbach „engmaschig beobachten“, sollte sich „nachvollziehbar und belegbar“ein Anpassungsbedarf ergeben, „werden wir dies berücksichtigen“.