Raunau lächelt die Krise weg
Der TSV ist schlecht in die Landesliga-Saison gestartet. Auch in anderen Teams läuft nicht alles rund. Die Verantwortlichen sind deswegen nicht beunruhigt. Ein Besuch beim Training
Krumbach Es scheint aktuell schlecht bestellt um die Handballer des TSV Niederraunau. Die Herren stecken nach dem Abstieg aus der Bayernliga auch in der Landesliga im Keller fest. Die Reserve hatte nach dem Aufstieg einen holprigen Start in der Bezirksoberliga. Die Damen stehen nach Klassenerhalt am grünen Tisch abgeschlagen auf dem letzten Platz. So mag es der Laie sehen. Gar beim Lokalrivalen VfL Günzburg macht sich der ein oder andere schon Sorgen um die Raunauer. Höchste Zeit also, bei den Verantwortlichen nachzufragen.
Am einem Donnerstagabend sitzt Abteilungsleiter Bernd Maisch breitbeinig auf einer Bank in der kargen Umkleidekabine des Krumbacher Schulzentrums. Es ist halb acht, noch turnen zahlreiche Kinder in der Halle durch die Gegend. In einer halben Stunde werden die Herren des TSV Niederraunau zum Training anrücken. Warum es bei Raunau derzeit so schlecht läuft? Maisch schüttelt den Kopf. „Ist das so? Ist das wirklich so?“, fragt er.
Dann beginnt er, zu erzählen. Von den vielen Verletzten in allen Mannschaften. Von der Umgewöhnung nach dem Trainerwechsel in der ersten Mannschaft. Von den jungen Talenten, die jetzt schon zum Teil Verantwortung im Landesliga-Team übernehmen müssen. „Es ist in dieser Saison vieles zusammengekommen. Aber es wird wieder anders werden.“
Mittlerweile ist auch Trainer Udo Mesch angekommen und setzt sich neben seinen Abteilungsleiter auf die Bank. „Wir hatten bisher eigentlich nur ein schlechtes Spiel, das war das 25:40 in Allach. Ansonsten hatten wir immer eine Gewinnchance. Wenn das ein oder andere von diesen knappen Spielen für uns ausgegangen wäre, würden wir hier nicht sprechen.“Seit seinem Antritt im Sommer kann Mesch eigentlich nur Gutes über Raunau sagen. „Ich bin sehr zufrieden mit der Organisation, die Zuschauer stehen hinter uns, trotz der Niederlagen.“
Tja, die Niederlagen. Aktuell sind die Raunauer Tabellenvorletzter der Landesliga Süd, bisher hat Meschs Team drei Siege und acht Pleiten auf dem Konto. Der Trainer sieht schon seit geraumer Zeit ein mentales Problem. „Wir haben die Qualität, aber manchmal sind wir nicht mit klarem Kopf dabei.“Immer wieder leiste sich sein Team Aussetzer, die den Sieg kosten. Die Schuld sieht der Coach auch bei sich. „Ich habe mehr umgestellt, als ich ursprünglich wollte. Es war deshalb vorher nicht schlecht, aber ich habe eben meine eigene Spielidee.“Sowohl Abwehr als auch Angriff habe er umgekrempelt, sagt Mesch. Bei Ballgewinn schnell umzuschalten, um so im Angriff aus einer Überzahlsituation heraus Tore zu machen, darauf setzt der neue Trainer. „Da müssen dann neue Laufwege einstudiert und neue Automatismen geschaffen werden. Bis die unter Stress abrufbar sind, das dauert.“
Lob hat Mesch vor allem für die A-Jugend-Talente Oliver Blösch, Marcel Gutmann und Florian Rothermel übrig. Sie sind die Stützen des Junioren-Landesliga-Teams und kommen regelmäßig auch in der ersten und zweiten Mannschaft zum Einsatz. „Spielerisch haben sie auf jeden Fall das Potenzial für die Erste. Sie müssen nur noch ein paar Muckis draufpacken“, sagt der Coach mit einem Augenzwinkern.
Überhaupt macht man sich beim TSV wenig Sorgen um den Nachwuchs. Vor allem von der jetzigen B-Jugend erhofft sich Abteilungsleiter Maisch für die kommenden Jahre einiges. „Echte Rauner“seien das, meint er, die jetzt schon davon träumen, eines Tages für die erste Mannschaft zu spielen. Aktuell ist die B-Jugend in der Bayernliga aktiv, gemeinsam mit dem VfL Günzburg. Mit dem Nachbarn wollen sich die Raunauer aber nicht vergleichen. „Sie machen da eine sehr gute Arbeit. Aber sie arbeiten auch mit einem ganz anderen Material als wir“, sagt Maisch. Günzburg versammle die besten Talente aus einem Umkreis von 100 Kilometer um sich. Auch der ein oder andere Raunauer ist dabei.
Dennoch sieht man sich für die Zukunft gut aufgestellt. Einziges Sorgenkind ist die Frauenmannschaft. Bereits in der Vorsaison wäre das Team eigentlich aus der Bezirksoberliga abgestiegen. Raunau blieb nur dadurch drin, weil eine andere Mannschaft zurückzog. „Uns war klar, wenn wir diesem Aufrücken zusagen, dann steigen wir wahrscheinlich eine Saison später ab“, sagt Maisch. Aktuell betreut Erich Liedel die Mannschaft. Er hatte nach der vergangenen Spielzeit eigentlich aufhören wollen, doch es findet sich kein adäquater Ersatz. „Insgesamt wird es mit dem Frauenteam eher Richtung Breitensport gehen“, sagt der Abteilungsleiter.
Coach Mesch lobt die A Jugend Talente
Die Tabellensituation ist kein Thema für die Mannschaft
Mittlerweile haben die Kinder die Halle geräumt, die Raunauer Jungs machen sich warm. Zehn Spieler sind da. Der TSV hat mit den Problemen zu kämpfen, die alle Amateurvereine haben. Einer fehlt wegen eines Vorstellungsgesprächs, ein weiterer muss noch arbeiten, zwei Studenten schreiben Prüfungen.
Udo Mesch lässt seine Spieler Hand in Hand durch die Halle laufen. Ein schönes Bild. Dann müssen sie sich auf Kommando hinsetzen, hinlegen und wieder aufspringen. Wer loslässt, muss fünf Liegenstütze machen. „Wie alte Männer“, bellt der Coach, dann schrillt die Pfeife wieder. „Zähne zusammenbeißen jetzt!“Danach spielen sie gegeneinander. Von Verunsicherung ist keine Spur. Die aktuelle Tabellensituation ist für Rückraumspieler Lukas Konkel kein Thema. „Wir gewinnen jetzt einfach die nächsten zwei Spiele und dann ist die Welt wieder in Ordnung.“Gemeint sind die letzten Partien der Hinrunde gegen die Konkurrenten im Abstiegskampf, die SG Kempten-Kottern und den TSV München-Ost. Auch Linksaußen Oliver Kiebler beruhigt: „Es war klar, dass es schwer wird. Aber im Team ist alles super.“
Dann sprinten sie wieder aufs Feld. „Wir müssen einfach weiterarbeiten. Das Potenzial und der Fleiß sind da“, sagt der Trainer noch, bevor er sich wieder seinen Spielern zuwendet. Die Pfeife schrillt. Mesch grinst.