Guenzburger Zeitung

Was gehört in die Bewerbung?

Nicht für jede Karrierest­ufe kann der Lebenslauf gleich aussehen. Eine Unterschei­dung vom Anfänger bis zum Chef

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Nürnberg/Berlin Es gibt Situatione­n im Leben, in denen eher das Motto „Mut zur Lücke“statt „Viel hilft viel“gilt. Die Bewerbung ist eine davon. Denn nicht alles, was man seinen Unterlagen beilegen kann, gehört dort auch rein. Andersheru­m darf manches nicht fehlen – und was das ist, unterschei­det sich je nach Stelle und Karriereve­rlauf.

● Der Einsteiger 16 Jahre alt, gerade fertig mit der Realschule – viel Material für den Lebenslauf gibt es da noch nicht. Hier geht es also weniger ums Aussortier­en, mehr ums Zusammensu­chen. Nebenjobs oder ehrenamtli­che Tätigkeite­n sollten angehende Azubis deshalb im Lebenslauf immer angeben, rät die Bundesagen­tur für Arbeit, im Idealfall mit einer schriftlic­hen Bestätigun­g in den Anlagen. Das gilt auch dann, wenn die Jobs auf den ersten Blick nichts mit der Ausbildung zu tun haben – Teamfähigk­eit oder Disziplin zum Beispiel lassen sich so trotzdem demonstrie­ren.

● Der Absolvent Praktika, Nebenjobs, Auslandsse­mester und Projekte: Spätestens nach dem Masterabsc­hluss haben viele Studenten eine stattliche Anzahl von Lebenslauf­Stationen beisammen. Die sollte man Personaler­n nicht unsortiert hinwerfen. „Den Lebenslauf müssen Sie für jeden Job neu gestalten“, sagt Bewerbungs­coach Jürgen Hesse. Er rät: Die Bewerbung als Werbeprosp­ekt in eigener Sache begreifen, mit individuel­l zugeschnit­tenen Infos. Das Wichtigste gehört dabei nach oben in den Lebenslauf und nicht nur ins Anschreibe­n.

● Der Wechsler Mitte 30, die ersten Stufen der Karrierele­iter sind geschafft, neue Aufgaben winken. jetzt haben Abizeugnis und Grundschul­name in der Bewerbung nichts mehr verloren. „Das ist dann Anti-Werbung in eigener Sache“, sagt Hesse. „Weil es zeigt, dass Sie keinen Blick für das Wesentlich­e haben.“Stattdesse­n gilt: Konsequent sortieren – also nur die letzten fünf bis zehn Jahre berücksich­tigen und Anlagen auf höchstens zehn Seiten begrenzen. „Wenn Sie wirklich sehr viel haben, legen Sie besser nur die wichtigste­n bei und schicken Sie ein Anlagenver­zeichnis.“

● Der Aufsteiger Was für reguläre Mitarbeite­r gilt, gilt für zukünftige Führungskr­äfte umso mehr – und geht noch weiter. „Da geht es dann nicht nur darum, was sie gemacht haben“, sagt Professori­n Brigitte Witzer, Coach für Führungskr­äfte. „Sondern auch um das, was sie können.“Bewerber sollten also nachweisen können, dass sie sich zum Beispiel mit Innovation­s- oder Change Management auskennen. Und sie sollten im Idealfall schon etwas Führungser­fahrung haben, als Teamleiter zum Beispiel. „Da geht es dann auch darum, wie viele Leute sie geführt haben – ob 10 oder 100 ist ein Unterschie­d.“

● Der Rückkehrer Nicht jeder Bewerber hat mit Mitte 40 mehrere Stationen für seinen Lebenslauf – zum Beispiel, weil er sich zwischendu­rch um die Kinder gekümmert hat. Die Fünf- bis Zehn-Jahres-Regel zum Aussortier­en gilt dann nicht mehr, sagt Hesse: Was man vor der Pause gelernt und gemacht hat, gehört in die Bewerbung. Dazu sollten Bewerber aber auch Aushilfsjo­bs oder Ehrenämter aus der jüngsten Vergangenh­eit angeben – vom KasSpätest­ens senwart im Sportverei­n bis zum Vorsitz der Elternvert­retung. „Auch das zeichnet ein Bild von Ihnen.“

● Der Beinahe Rentner 40 Jahre bei einem Unternehme­n – das war früher eher die Regel als heute. Blöd nur, wenn man dann plötzlich noch mal auf Jobsuche gehen muss. „Auch da geht es dann im Lebenslauf darum, eine Entwicklun­g zu zeigen“, sagt Hesse. Also zum Beispiel, indem man die Tätigkeit beim Langzeit-Arbeitgebe­r detaillier­t nach Positionen und Aufgaben aufschlüss­elt – und den Lebenslauf so etwas anfüttert.

● Der Vorstand Für die Chefetage gelten wieder andere Regeln – vor allem auf dem C-Level, also bei der Spezies CEO, CFO, CTO. „Das läuft dann fast nur noch über Netzwerke und Headhunter“, erklärt Witzer. Wer sich für solche Aufgaben empfehlen will, braucht eher keine Bewerbungs­unterlagen – sondern Kontakte und Sichtbarke­it, unter anderem auf Konferenze­n. „Was Sie dann fachlich gemacht haben, ist eigentlich egal“, sagt Witzer. Stattdesse­n geht es um die Persönlich­keit, um Beziehunge­n – und um die Vision von der Zukunft des Unternehme­ns.

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Foto: dpa Ein Lebenslauf sieht nicht für jede Karrierest­ufe gleich aus. Wer etwa mit Mitte 30 den Job wechseln möchte, muss nicht seine Abiturnote nennen.

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