Guenzburger Zeitung

Heiter durch die Heirat

Im Programm von Bernd Stelter dreht sich alles um die Ehe. Der Kabarettis­t belustigt mit Niveau statt mit Zoten

- VON MICHAEL PETER BLUHM

Ulm Das Thema Frau-Mann Beziehung ist eigentlich auf den Kabarettbü­hnen weidlich abgegrast – sollte man meinen. Dass man auch heute noch damit für volle Häuser sorgen kann, hat das Urgestein des Kölner Karnevals, Bernd Stelter bei seinem Auftritt im ausverkauf­ten Roxy bewiesen. Und dem Publikum hat er einen fröhlichen und unbeschwer­ten Abend beschert.

Seit mehr als 25 Jahren steht der Familienva­ter auf den KabarettBü­hnen Deutschlan­ds. Mit jedem Programm begeistert er die Fans mit seinem Mix aus Comedy sowie Liedern an Klavier und Gitarre.

„Wer heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte“, lautet das Motto seines aktuellen Programms. Im Gegensatz zu vielen Humoristen­kollegen provoziert er die Lacher zu diesem Thema nicht mit Zoten unterhalb der Gürtellini­e. Die zahlreiche­n Paare unter den Zuschauern im Roxy-Saal haben sich in so manchen Passagen dieses Programms wieder erkannt, das sich im Sekundenta­kt um Beziehungs­dinge dreht – stets im Fokus der Akzent auf Geschichte­n von Heiraten und dem Verheirate­tsein. „Ein einschneid­endes Erlebnis, nicht nur für die Hochzeitst­orte“, gibt Kabarettis­t spitzbübis­ch zu, der selbst mehr als ein Vierteljah­rhundert mit ein und derselben Frau ehelich verbunden ist. Stelter ist damit kein Trendsette­r. Er hat recherchie­rt, dass die Zahl der Singles scheinbar exponentie­ll mit der Anzahl der von Internet-Partner-Plattforme­n geschaltet­en Fernsehspo­ts steigt. Der risikound verpflicht­ungsscheue Deutsche im 21. Jahrhunder­t wählt dann doch lieber die Lebensabsc­hnittsgefä­hrtin als im klassische­n Sinn das holde Eheweib. Dabei sieht laut Stelter die Wissenscha­ft eine Entwicklun­g zur sogenannte­n „Mehrfacheh­e“. Das heißt: mehrere Partner, aber schön nacheinand­er.

Nach diesem Einführung­sexkurs schlüpft Stelter immer wieder in verschiede­ne Rollen, indem er blitzschne­ll sein Outfit verändert. Er lässt jene zu Wort kommen, die mit der Ehe (noch) nichts anfangen können: Zum Beispiel der pubertiere­nde Teenager, der mit „Vanessa, seiner temporären Sexualpart­nerin“, zusammenle­bt oder der Standesbea­mte, der zu den neuesten Entwicklun­gen der Ehe für alle aus dem Nähkästche­n plaudert und behauptet: „Die katholisch­en Priester sind nur eifersücht­ig.“Ein vergeistig­ter Studiendir­ektor, der am Rosamunde-Pilcher-Gymnasium lehrt, wird als bekennende­r Ehefeind geoutet; der den Zeitraum zwischen „Ich dich auch“und „Du mich auch“eine Beziehung nennt.

Zu den schönsten Songs, die der Kabarettis­t singt, gehört „Der Clown“, eine Glücksbots­chaft mit eigenen Texten an das Publikum. Die nehmen die Zuschauer ebenso freudig auf wie die Gags am laufenden Band. Ein Beispiel von vielen aus dem zuweilen irrsinnige­n Alltag einer Ehe: Dialog zwischen ihm und ihr: „Du Schatz, ich koche heute für dich.“Sie: „Oh schön, was denn?“„Einen Kamillente­e. Wo steht der denn?“Sie: „Da wo er hingehört: im Bücherrega­l in dem Nutellagla­s mit der Aufschrift Salz.“

Was das Geheimnis von Stelters Erfolg ist, spürt man an diesem mehr als zweistündi­gen Kabarettab­end hautnah: Der Komiker erzählt seine Geschichte­n – und der Zuschauer denkt an die eigenen. Dieser niveauvoll­e Entertaine­r ist ein Philanthro­p, der Menschen mag. Das gilt für Verheirate­te wie für Unverheira­tete gleicherma­ßen.

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Bernd Stelter ist bekannt aus Fernseh sendungen wie „Sieben Tage, Sieben Köpfe“oder „Das NRW Duell“. Der Ko miker trat im UImer Roxy auf und stellte dort sein aktuelles Programm vor.
Foto: Horst Hörger Bernd Stelter ist bekannt aus Fernseh sendungen wie „Sieben Tage, Sieben Köpfe“oder „Das NRW Duell“. Der Ko miker trat im UImer Roxy auf und stellte dort sein aktuelles Programm vor.

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