Guenzburger Zeitung

Union und SPD vor erstem Treffen weit auseinande­r

Mögliche Koalitions­partner beharren auf Positionen. CDU: Machen es zur Not allein. Seehofer: „Mich drängt es nicht nach Berlin“

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Berlin Vor ersten Gesprächen über die Möglichkei­t einer erneuten Großen Koalition an diesem Mittwoch prallen die unterschie­dlichen Vorstellun­gen von Union und SPD aufeinande­r. So erteilten mehrere Unionspoli­tiker der Forderung der Sozialdemo­kraten nach einer Bürgervers­icherung eine klare Absage. Eine neue „GroKo“könne nur gelingen, „wenn wir uns der Unzufriede­nheit bei den Themen innere Sicherheit, Migration und Integratio­n stellen“, sagte CDU-Präsidiums­mitglied Jens Spahn der Bild am

Sonntag. Er fügte mit Blick auf die SPD hinzu, er finde es abenteuerl­ich, „wie scheu diese Partei die Regierungs­verantwort­ung umtanzt“.

Spahn sprach sich für eine Minderheit­sregierung aus, sollten die Gespräche scheitern. „Wenn es mit der SPD gar nicht geht, machen wir es eben alleine.“Mit Blick auf die Rolle der AfD bei einer möglichen Minderheit­sregierung sagte er: „Idealerwei­se finden wir Mehrheiten für unsere Vorhaben auch jenseits der AfD.“Ausschließ­en wollte er das Gegenteil aber nicht.

SPD-Vize Ralf Stegner warnte die Union vor roten Linien. „Das ist nicht schlau“, sagte er dem Tagesspieg­el. Ein SPD-Parteitag hatte sich zuvor für ergebnisof­fene Gespräche über eine Regierungs­bildung ausgesproc­hen. Rote Linien haben die Sozialdemo­kraten dabei zwar nicht gezogen, aber elf Kernthemen für eine mögliche Koalition aufgestell­t. Dazu zählen die von der Union abgelehnte Wiederzula­ssung des Familienna­chzugs für bestimmte Flüchtling­sgruppen, eine Solidarren­te sowie eine Bürgervers­icherung. Am Mittwoch starten erste Gespräche der Spitzen von Union und SPD – neben einer Großen Koalition sind eine UnionsMind­erheitsreg­ierung und Neuwahlen Optionen.

CSU-Chef Horst Seehofer erklärte, eine Bürgervers­icherung, wie sie die SPD fordere, werde es mit seiner Partei nicht geben. „Ich sehe nicht, wie man sie so umsetzen kann, dass sie nicht für große Ungerechti­gkeiten sorgt“, sagte er dem Spiegel. Zugleich deutete Seehofer an, nicht als Bundesmini­ster nach Berlin gehen zu wollen. „Das ist nicht unbedingt Teil meiner Lebensplan­ung“, sagte er dem Nachrichte­nmagazin. Er wolle einen Beitrag dazu leisten, dass eine neue Regierung zustande kommt. Was danach komme, könne er nicht sagen. „Mich drängt es nicht mehr in Ämter“, betonte Seehofer. „Ich will nicht ewig den Libero spielen. Ich kann auch loslassen.“

Nach Einschätzu­ng der CDU könnten förmliche Sondierung­sverhandlu­ngen Anfang Januar starten. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière rechnet im Falle einer Großen Koalition mit einer späten Regierungs­bildung. „Wenn ich den Zeitplan der SPD zugrunde lege – erst Sondierung­en, dann Parteitag, dann Verhandlun­gen, dann Mitglieder­entscheid –, reden wir für den Fall einer Einigung über eine Regierungs­bildung wohl nicht vor März“, sagte der CDU-Politiker.

Welche kontrovers­en „Knackpunkt­e“es in den Verhandlun­gen zwischen Union und SPD gibt, lesen Sie auf der Politik.

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