Ottos Weisheiten für die Ewigkeit
Otto Rehhagel hat in seiner Karriere gewiss auch einiges an Unfug erzählt. Über die Wegstrecke aber, die in seinem Fall kurz nach Erfindung des Rads angefangen hat, bleiben eher die Erfolge und Weisheiten des gelernten Malers hängen. Das Prinzip der „kontrollierten Offensive“beispielsweise will heute jeder Trainer umgesetzt sehen. Oder auch die Feststellung, dass es keine alten und junge, sondern lediglich gute und schlechte Spieler gibt. Vor Otto wussten das nur die wenigsten.
Mehmet Scholl weiß es bis heute nicht. Zumindest hat er die Transferleistung nicht geschafft, dass sich Rehhagels Weisheit auch auf Trainer übertragen lässt. Scholl nämlich sieht viel zu viele junge Trainer in der Bundesliga. Keine alten Haudegen, die Gras fraßen, den Gegenspieler bis auf die Toilette verfolgten und während des Waldlaufs so lange rannten, bis der Erste sein Frühstück zum zweiten Mal sah. Scholl kritisiert die Akademisierung der Fußballlehrer. Außerdem würden im Jugendbereich viele Kinder in ihrer Entwicklung gehemmt. Scholl vermischt vieles und verrührt so sogar die wenigen richtigen Ansätze im Eintopf populistischen Geschwafels.
Die Liga selbst liefert derzeit den Beweis, dass sie keinem Jugendwahn folgt. Bevor der FC Bayern den 72-jährigen Jupp Heynckes reaktivierte, war die Mannschaft in der Hand des 58-jährigen Carlo Ancelotti. Borussia Dortmund betraut den 51-jährigen Peter Stöger mit der Aufgabe, eine verunsicherte Mannschaft in die Spur zu führen. Dieser Wechsel ist einer der eigenwilligsten in der Geschichte der Bundesliga. In Köln nach drei Zählern in 14 Spielen entlassen, soll Stöger eine Woche später die ambitionierten Dortmunder in die Champions League führen.
Sein Ex-Verein untermauerte unterdessen eine weitere Theorie Otto Rehhagels. Als Trainer in der Bundesliga müsse man nämlich „genug verdienen, um mit 50 in der Klapsmühle erste Klasse liegen zu können“. Die Kölner schafften es, eine 3:0-Führung gegen Freiburg und somit auch die Chancen von Interims-Coach Stefan Ruthenbeck auf eine Weiterbeschäftigung zu verspielen. Der 42-Jährige sollte sich aber nicht allzu viele Sorgen machen. In seinem Alter war Rehhagel schon drei Mal gekündigt worden.