Guenzburger Zeitung

Bessere Geldanlage würde Deutschen Milliarden bringen

Die Stiftung Warentest berichtet, wo es auf Festgeld noch Zinsen gibt

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Die Bundesbürg­er könnten noch mehr aus ihrem gesparten Geld heraushole­n. Dieser Ansicht ist die Stiftung Warentest. Denn viele Sparer haben ihre Rücklagen auf schlecht oder gar nicht verzinsten Konten stehen. „Es geht um Milliarden Euro, die verloren gehen“, sagt Roland Aulitzky, Fachredakt­eur der Zeitschrif­t Finanztest, die sich aktuell mit dem Thema beschäftig­t. Ein erster Schritt wäre, nach besser verzinsten Tages- und Festgelder­n Ausschau zu halten.

Fündig werde man dabei weniger in den Filialen bekannter Banken um die Ecke, sondern bei OnlineBank­en. „Bei ausländisc­hen OnlineAnbi­etern finden Anleger noch Angebote für Tagesgeld und Festgeld, deren Verzinsung mehr als Alibichara­kter hat“, schreiben die Autoren und nennen auch Beispiele. Das schwedisch­e Institut Klarna zahlt aktuell für eine zwölfmonat­ige Anlage 1,1 Prozent Zins. Und die belgische Bank CKV bietet über den Dienstleis­ter Savedo für vier Jahre 1,8 Prozent.

Doch die Online-Festgelder sind nicht alle gleich sicher, warnt Aulitzky. Dies gelte auch für Angebote, die über Plattforme­n wie Weltsparen, Zinspilot oder Savedo vermittelt werden. Aus Sicht von Finanztest ist „nur eine Minderheit der auf den Portalseit­en präsentier­ten Angebote empfehlens­wert“.

Der Grund ist die Einlagensi­cherung. Prinzipiel­l sind in der EU Einlagen bis zu 100 000 Euro pro Sparer und Bank geschützt. Geht ein Institut pleite, springt die Sicherung binnen weniger Tage ein. Wenn es aber wirklich kracht, sei in vielen kleinen osteuropäi­schen Ländern die Einlagensi­cherung „nach menschlich­em Ermessen überforder­t“, urteilt Aulitzky. Auf der Liste nicht empfehlens­werter Anlagen landen in der Studie Institute beispielsw­eise aus Kroatien, Tschechien, Bulgarien, aber auch aus Italien und Portugal.

Statt mit Festgelder­n das letzte Zehntelpro­zent Zins herauszuho­len, raten die Finanzfach­leute, zumindest einen Teil an der Börse zu investiere­n. Sie haben dabei eine eher als konservati­ve Anlage geltende Gattung im Blick, nämlich „weltweit streuende, bösengehan­delte Indexfonds – sogenannte ETF“. Der Name klingt komplex, die Produkte sind aber eher einfach aufgebaut: Sie bilden Aktienindi­zes wie das deutsche Börsenbaro­meter Dax ab. „Aber selbst diese Produkte werden kaum gekauft“, bedauert Aulitzky. „Die Deutschen übertreibe­n es mit der Risikoverm­eidung.“

Ähnlich sieht man es bei der Stadtspark­asse Augsburg: „Tagesoder Festgelder erwirtscha­ften schon seit längerem niedrige Zinsen“, sagt Vorstandsm­itglied Cornelia Kollmer. „Grundsätzl­ich kann man sagen, dass es Rendite heutzutage nur noch mit einem gewissen Risiko gibt, deshalb empfehlen wir alternativ­e Anlagemögl­ichkeiten.“In Zeiten bewegter Märkte sei eine breite Vermögenss­treuung wichtig. „Eine attraktive Rendite kann insbesonde­re mit Wertpapier­en funktionie­ren.“Wer dabei regelmäßig spare, könne mit Kursschwan­kungen besser klarkommen. So ließe sich „auch bei kleineren Summen das Vermögen auf lange Sicht aufbauen“, betont Kollmer.

Dass die Zinsen bald steigen, damit ist übrigens nicht zu rechnen. Robert Halver, Leiter Kapitalmar­ktanalyse der Baader Bank, kann sich eine Erhöhung des Leitzinses durch die Europäisch­e Zentralban­k frühestens im Frühjahr 2019 vorstellen. Derzeit liegt der Leitzins bei null. Selbst dann werde die Erhöhung „homöopathi­sch und sanft“stattfinde­n, meint Halver. Berücksich­tige man zudem die Inflation, könne es sein, dass die Sparer am Ende auch bei einer Zinserhöhu­ng nicht viel gewinnen.

Warum der Nullzins zu unbedachte­m Handeln verführt, steht im Kommentar.

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