Guenzburger Zeitung

So sollen Steuerschl­upflöcher gestopft werden

Nach den Panama Papers gibt es 211 Verbesseru­ngsvorschl­äge. Heute stimmt das EU-Parlament über sie ab

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Brüssel/Straßburg Die Kritik an den EU-Regierunge­n fiel nach den Panama Papers hart aus: Sie hätten zu wenig getan, um Steuerverm­eidung und Geldwäsche zu stoppen. Scharf attackiert­en die Abgeordnet­en des Europäisch­en Parlamente­s die Mitgliedst­aaten. Nun liegen 211 Vorschläge zur Verbesseru­ng der Situation auf dem Tisch.

Der Währungsko­mmissar wurde deutlich: „Es gab eine internatio­nale Kultur des Schweigens“, sagte Pierre Moscovici vor dem Europäisch­en Parlament in Straßburg. „Die Fantasie der Betrüger ist unendlich groß.“Ihm lag der Abschlussb­ericht des Sonderauss­chusses über die sogenannte­n Panama Papers vor. Für die Panama Papers hatten Journalist­en 11,5 Millionen Dokumente ausgewerte­t. Die Dokumente belegen großflächi­ge Schummelei­en mit Milliarden­beträgen, die zur Vermeidung von Steuerabga­ben in Oasen verschoben wurden.

Heute stimmt das EU-Parlament ab, ob es die lange Liste der Reformvors­chläge für Regierunge­n und die Finanzmärk­te akzeptiere­n. Doch die Vorschläge waren bis zuletzt umstritten. So will das Parlament den Mitgliedst­aaten vorschreib­en, Briefkaste­n-Firmen zu verbieten. Offshore-Anlagemode­lle müssten Offenlegun­gspflichte­n erfüllen. Ein Mindestste­uersatz für alle EU-Mitglieder soll schnell eingeführt werden. Die Brüsseler EU-Kommission wird aufgeforde­rt, gegen Staaten, die in den Panama Papers erwähnt wurden, ein Strafverfa­hren zu eröffnen. Zeugen, die Steuerverm­eidungspra­ktiken oder Geldwäsche aufdecken, wollen die Parlamenta­rier durch eine Kronzeugen-Regelung schützen. Das sind nur einige Forderunge­n.

Moscovici versprach in Straßburg, die Kommission werde bei der weiteren Gesetzgebu­ng diese Anregungen aufgreifen. Aber das dürfte kaum reichen. „Das Wettrennen nach unten“um immer niedrigere Steuersätz­e müsse aufhören, forderte der dänische Sozialdemo­krat Jeppe Kofod, einer der beiden Berichters­tatter des Parlamente­s, zu den Panama Papers: „Wir müssen den Schlamasse­l bereinigen.“

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