Was von Maradona übrig bleibt
Mit Sicherheit gibt es ein würdevolleres Ende: dem Wetter ausgeliefert, immer an den gleichen Ort geklebt, noch dazu stehend, umhüllt von einem bleiernen Mantel, der jegliche Bewegungsfreiheit raubt. Dem nicht genug, hinterlassen Tauben ihre Geschäfte. Oder Halbstarke nutzen Nächte zu sinnfreien Schmierereien mit Spraydosen. Wer über sich selbst sagt, er hätte eine Hand Gottes, dem muss doch ein weitaus schöneres Ende beschieden sein. Könnte man meinen.
Andererseits: Diego Armando Maradona kann von sich behaupten, er bleibt den Menschen nicht nur wegen seiner übernatürlichen Begabung am Ball im Gedächtnis, sollte er einmal das Zeitliche segnen. Im indischen Kalkutta haben sie dem Argentinier zu Ehren eine Statue enthüllt. Neu ist die Idee nicht, Kicker werden weltweit wie Götzen verehrt. Die Abbilder berühmter Balltreter auf der Welt ähneln sich: In Bronze gegossen, figürlich, möglichst nah am Original sind die Denkmäler gestaltet. Nicht abstrakt oder surreal.
Mitunter ist die Ähnlichkeit mit dem Star aus Fleisch und Blut allerdings nur zu erahnen. Cristiano Ronaldo blickte einst verwundert auf eine Büste des Künstlers Emanuel Santos. Schiefer Mund, schräge Augenpartie, hervorstechender Kehlkopf – das erinnerte eher an die Fratze eines Hollywood-Bösewichts als an den Beau aus Portugal. Auf Ronaldos Geburtsinsel Madeira versuchte sich ein weiterer Künstler an einer Skulptur. Den Portugiesen stellte er mit auffällig dicker Hose dar. Ob das der Realität entspricht? Aber in der Kunst ist bekanntlich alles erlaubt. Auch eine Maradona-Figur, die wie eine Oma aussieht.
Maradona, inzwischen 57 Jahre alt, brachte indes wenig Kunstverständnis auf. Unzufrieden wirkte er mit dem Werk und lächelte lediglich gequält, als sein Standbild vor zehntausenden Menschen enthüllt wurde.
Doch: Womöglich passt genau dieses Unvollkommene zu Maradonas irdischem Wirken. Er war einer der größten Fußballer des Erdballs, erzielte das Jahrhunderttor.
Ebenso verfiel er dem Alkohol, berauschte sich an Kokain, hinterzog Steuern und schoss mit einem Luftgewehr auf Journalisten.
Maradona hat sein Denkmal bereits beschädigt, ehe es in Kalkutta aufgestellt worden ist.