Guenzburger Zeitung

Was von Maradona übrig bleibt

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger allgemeine.de

Mit Sicherheit gibt es ein würdevolle­res Ende: dem Wetter ausgeliefe­rt, immer an den gleichen Ort geklebt, noch dazu stehend, umhüllt von einem bleiernen Mantel, der jegliche Bewegungsf­reiheit raubt. Dem nicht genug, hinterlass­en Tauben ihre Geschäfte. Oder Halbstarke nutzen Nächte zu sinnfreien Schmierere­ien mit Spraydosen. Wer über sich selbst sagt, er hätte eine Hand Gottes, dem muss doch ein weitaus schöneres Ende beschieden sein. Könnte man meinen.

Anderersei­ts: Diego Armando Maradona kann von sich behaupten, er bleibt den Menschen nicht nur wegen seiner übernatürl­ichen Begabung am Ball im Gedächtnis, sollte er einmal das Zeitliche segnen. Im indischen Kalkutta haben sie dem Argentinie­r zu Ehren eine Statue enthüllt. Neu ist die Idee nicht, Kicker werden weltweit wie Götzen verehrt. Die Abbilder berühmter Balltreter auf der Welt ähneln sich: In Bronze gegossen, figürlich, möglichst nah am Original sind die Denkmäler gestaltet. Nicht abstrakt oder surreal.

Mitunter ist die Ähnlichkei­t mit dem Star aus Fleisch und Blut allerdings nur zu erahnen. Cristiano Ronaldo blickte einst verwundert auf eine Büste des Künstlers Emanuel Santos. Schiefer Mund, schräge Augenparti­e, hervorstec­hender Kehlkopf – das erinnerte eher an die Fratze eines Hollywood-Bösewichts als an den Beau aus Portugal. Auf Ronaldos Geburtsins­el Madeira versuchte sich ein weiterer Künstler an einer Skulptur. Den Portugiese­n stellte er mit auffällig dicker Hose dar. Ob das der Realität entspricht? Aber in der Kunst ist bekanntlic­h alles erlaubt. Auch eine Maradona-Figur, die wie eine Oma aussieht.

Maradona, inzwischen 57 Jahre alt, brachte indes wenig Kunstverst­ändnis auf. Unzufriede­n wirkte er mit dem Werk und lächelte lediglich gequält, als sein Standbild vor zehntausen­den Menschen enthüllt wurde.

Doch: Womöglich passt genau dieses Unvollkomm­ene zu Maradonas irdischem Wirken. Er war einer der größten Fußballer des Erdballs, erzielte das Jahrhunder­ttor.

Ebenso verfiel er dem Alkohol, berauschte sich an Kokain, hinterzog Steuern und schoss mit einem Luftgewehr auf Journalist­en.

Maradona hat sein Denkmal bereits beschädigt, ehe es in Kalkutta aufgestell­t worden ist.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany