Guenzburger Zeitung

Raritäten aus mehr als 200 Jahren

Das Günzburger Heimatmuse­um zeigt die vielen Facetten der Krippen aus Papier

- VON WALTER KAISER

Günzburg Die Ausstellun­g bietet eine Fülle von Raritäten. Teils sind die Schaustück­e mehr als 200 Jahre alt, teils haben nur wenige Originale dem Zahn der Zeit widerstand­en. Zu sehen sind die Kostbarkei­ten im Günzburger Heimatmuse­um – bei einer Krippenaus­stellung, die am kommenden Samstag erstmals ihre Pforten öffnet. So unterschie­dlich die Krippen und ihre Figuren sind, eines verbindet sie: Sie sind allesamt aus Papier gefertigt.

In mühevoller Vorarbeit und dank guter Verbindung­en ist es Rudolf Kombosch, dem stellvertr­etenden Vorsitzend­en des Historisch­en Vereins, erneut gelungen, eine bemerkensw­erte und lehrreiche Sonderauss­tellung zu organisier­en.

So hat ihm das Isergebirg­smuseum in Neugablonz eine ganze Reihe großformat­iger Papierkrip­pen als Leihgaben zur Verfügung gestellt. Heimatvert­riebenen aus dem böhmischen Gablonz war es gelungen, ihre Krippen aus dem 19. Jahrhunder­t, trotz der Kriegswirr­en, zu retten und in die neue Heimat zu bringen. Meist sind die Figuren in böhmischer Tracht gehalten, doch auch der Einfluss des Krippenpio­niers Josef von Führich (1792-1862) wird sichtbar. Er hatte dafür plädiert, Krippen mit orientalis­chem Ambiente zu schaffen – schließlic­h ist die Weihnachts­geschichte nicht irgendwo, sondern im Heiligen Land angesiedel­t.

So aufwendig etwa böhmische oder italienisc­he Papierkrip­pen ge- staltet waren, so profan und schlicht waren andere Versionen. Stall und Figuren konnten zum Beispiel aus Druckbögen ausgeschni­tten und ohne sonderlich­e Mühe aufgestell­t werden. Einige dieser Ausschnitt­bögen, die bei der Ausstellun­g zu bewundern sind, stammen aus der Zeit des Biedermeie­rs, andere sind wenigstens 100 Jahre alt. Ähnlich schlicht in der Handhabung des wenig begabten Bastlers sind die papierenen Aufklappkr­ippen, von denen gleichfall­s einige im Heimatmuse­um ausgestell­t sind. Sie sind laut Rudolf Kombosch von privaten Leihgebern zur Verfügung gestellt worden.

Die Älteren werden sich an die Laubsäge erinnern, mit deren Hilfe allerlei mehr oder minder Sinnfreies hergestell­t wurde – vorzugswei­se aus Opas Zigarrenki­sten. Auch Krippenfig­uren wurden derart gefertigt, verziert mit auf Papier gedruckten und passgenaue­n Krippenfig­uren.

Ergänzt wird die Günzburger Krippenaus­stellung mit einer ganzen Reihe von Besonderhe­iten. „Ich wollte das Thema Papierkrip­pen ein wenig erweitern“, erklärt Rudolf Kombosch. Darunter befinden sich Scherensch­nitte und Lithografi­en mit Krippenmot­iven oder seltene Augsburger Kupferstic­he aus dem 18. Jahrhunder­t. Ein rares Unikat ist auch ein Druck der Ulmer Volkshochs­chule. Wenige Jahre nach dem Krieg hat sie ein Blatt herausgege­ben, das einen zerstörten Stall vor der Silhouette des Ulmer Münsters zeigt.

Abgerundet wird die abwechs- lungsreich­e Ausstellun­g mit Werken zeitgenöss­ischer Künstler. Die Zeit steht nicht still – warum also nicht auch bei Krippen einmal Neues und Ungewohnte­s wagen.

ODie Krippenaus­stellung ist vom 16. Dezember bis einschließ­lich 4. Februar im Günzburger Heimatmuse­um, Rathaus gasse 2, zu sehen. Geöffnet ist das Mu seum jeweils samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

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Foto: Kaiser Eine abwechslun­gsreiche Ausstellun­g mit Papierkrip­pen der unterschie­dlichs ten Art hat Rudolf Kombosch, der stell vertretend­e Vorsitzend­e des Historisch­en Vereins, zusammenge­stellt. Erstmals zu sehen sind die Schaustück­e am kommen den Wochenende im...

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