850 Meter Naturhecken für Burgau
Wie die Stiftung Bienenwald rund um die Stadt Oasen für Insekten und Vögel schafft
Burgau Was ist eine Vogelhecke? Gemeint ist damit eine freiwachsende, Früchte tragende Hecke aus heimischen Gehölzen. Nicht Thuja oder Kirschlorbeer – mit einer solchen Hecke können die bei uns lebenden Vogelarten und Insekten nur wenig anfangen. Blüten, Knospen und Früchte stellen auch für viele andere Tierarten, Klein- und Kleinstlebewesen eine wichtige Nahrungsgrundlage dar. An Maisfelder gereihte Getreidefelder bieten kaum Lebens- und Rückzugsraum. Die Stiftung Bienenwald möchte in Burgau auf einer Länge von insgesamt 850 Metern Naturhecken anlegen. Geschehen soll dies nicht kreuz und quer durch die Stadt, sondern an ausgesuchten Standorten. Und 850 Meter deswegen, weil die Stadt Burgau vor mehr als 850 Jahren erstmals urkundlich erwähnt wurde – für jedes Jahr einen Meter.
„Hecken gehören in unsere Kulturlandschaft. Verschwinden sie, verschwindet auch die Artenvielfalt“, sagt Christian Doll, der Vorstand der Stiftung. Gut 150 Meter wurden bereits angelegt. Nordwestlich des Unterknöringer Sportplatzes hat die Stadt Burgau eine Ausgleichsfläche bereitgestellt. Dort wurde vor Kurzem auf einer Länge von 100 Metern eine zehn Meter breite Vogelhecke mit einer großen Vielfalt an Gehölzen angepflanzt, von schwarzem Holunder, Kornelkirsche bis hin zu Schlehe, Hundsund Apfelrose. Stacheln bieten zusätzlichen Schutz vor Fressfeinden wie Fuchs, Marder und Co. Eine kleine Wasserfläche soll ebenfalls noch angelegt werden: Denn neben Nahrungs- und Rückzugsflächen spielt auch Wasser eine wichtige Rolle. Auch, wenn es noch eine Weile dauert, bis die fertig gewachsene Naturhecke einmal steht: Die Spuren in den Schneeresten zeigen, dass sich dort einiges an Leben abspielt. Und der über die benachbarte Wiese hoppelnde Feldhase hätte mit Sicherheit nichts dagegen, wenn er in der künftigen Hecke jetzt schon Unterschlupf suchen könnte.
Auf einer anderen Ausgleichsfläche, Auf der Bleiche in Burgau, hat die Stiftung Bienenwald weitere 50 Meter gepflanzt, und zwar eine essbare Naschhecke. Was zum Naschen? Natürlich: Die dortigen Gehölze bestehen unter anderem aus verschiedenen Himbeer- und Johannisbeersorten. Ganz in der Nähe befindet sich eine Hecke mit Gewächsen ganz unterschiedlicher Blühtrachten. Mit einer langen so- wohl einer sehr frühen als auch einer sehr späten Blüte bieten sie zu unterschiedlichen Jahreszeiten ein reichhaltiges Nahrungsangebot.
Dass die Stiftung Bienenwald alleine keine 850 Meter Hecken anlegen kann, leuchtet ein. „Das geht nur mit finanzieller und tatkräftiger Unterstützung von Firmen und Privatpersonen“, betont Christian Doll. So sponserte und pflanzte die Firma Südramol – Doll ist einer der Geschäftsführer – zum 56-jährigen Bestehen 56 Meter Naturhecke. Ein weiteres Burgauer Unternehmen beteiligte sich, weil es 17 Jahre alt ist, mit 17 Metern und ein Bürger aus Burgau trug anlässlich seines 70. Geburtstags dazu bei, dass ebenfalls 20 Meter Naturhecke entstanden. Viele zeigten das Bedürfnis, etwas tun zu wollen, bemerkt Christian Doll. Zu seinem 50. Geburtstag hatte er sich anstelle von Geschenken 500 Bäume gewünscht.
Weiter sind anstatt kurz gemähter Rasenflächen ohne Blüten und Samen Blumenwiesen entstanden. Aus mancher bisher ungenutzten Fläche ist inzwischen eine Streuobstwiese geworden. Bienen brauchen Blütenpflanzen. Ist keine Wiese mehr da, auf der Wildblumen wachsen, findet die Biene keine Nahrung. Gibt es weniger Insekten, verschwinden auch die Vögel nach und nach. Somit greift ein Rädchen in das andere. Folgt man den Ergebnissen verschiedener Studien, dann ist die Anzahl an Vögeln im Zeitraum von 1800 bis 1950 um 80 Prozent zurückgegangen und wird auch weiterhin sinken.
Ottmar Frimmel von der Unteren Naturschutzbehörde sieht in dem Projekt „eine ganz tolle und gerade in Bezug auf Artenvielfalt und Biodiversität wichtige Sache“, wie er sagt. „Eine Hecke ist ein doppelter Waldrand und genau dort spielt die Musik.“Und eine Länge von 850 Metern sei eine ganze Menge an Lebensraum: „Wir müssen anfangen, der Natur wieder etwas zurückzugeben“, betont auch Christian Doll und hofft, dass noch viele weitere Burgauer Bürger mitziehen. Dann könnten in der Stadt noch viel mehr solcher Oasen für Igel, Vögel, Bienen und zahlreiche weitere Lebewesen entstehen.
OKontakt Die Stiftung Bienenwald ge hört der Allianz Schwäbischer Natur schutz Stiftungen an. Wer sich informie ren oder beteiligen möchte, kann sich unter der E Mail Adresse info@stiftung bienenwald an sie wenden. Weitere In formationen gibt es im Internet unter www.stiftung bienenwald.de