Sogar der Stress ist hausgemacht
Hausgemachtes ist wieder im Trend, vor allem zu Weihnachten. Genäht, gestrickt, gesägt, geklebt – vieles davon werden wir am Sonntag unter dem Weihnachtsbaum wiederfinden. Hausgemachtes gab es aber schon die vergangenen vier Wochen, Tag für Tag, Abend für Abend, Adventswochenende um Adventswochenende. Die Rede ist vom Stress, der praktisch jeden in dieser und den vergangenen Wochen die Backen aufblasen ließ. Und die Frage „Ist bei Ihnen auch so viel los zur Zeit?“brauchte man kaum noch zu stellen – ein Blick in die gestressten Gesichter sprach bereits Bände. Ein Kollege bei der Günzburger Zeitung brachte es auf stolze sieben Weihnachtsfeiern in diesem Jahr, das Fest selbst noch gar nicht mitgerechnet. Wenn man die Seiten der heimischen Bürgermeister in den sozialen Netzwerken verfolgt, dürften die meisten eher auf eine zweistellige Zahl kommen.
Vereine, Schulen, Firmen, Organisationen meinen es gut mit ihren Mitgliedern, Freunden, Mitarbeitern und Firmenpartnern. Sie organisieren Weihnachtsfeiern und Adventskonzerte, gemütliche Beisammensein, Basare und letzte Versammlungen des Jahres. Vielleicht überlegt sich der ein oder andere aber, dass er allen Beteiligten im nächsten Jahr noch viel mehr Freude und Glück bereiten könnte, wenn er eben nicht noch einen Termin auf das volle VorweihnachtsProgramm oben draufsetzt.
Das wertvollste Geschenk, das man einem anderen machen kann, ist Zeit. Das wissen wir nicht erst seit Michael Endes „Momo“, sondern aus täglicher, manchmal leidvoller Erfahrung. Denn natürlich ist auch an den Feiertagen für die meisten der Stress noch nicht vorbei – hier muss die Familie besucht werden, dort die Gans in den Ofen geschoben und auch noch vieles andere vorbereitet werden. Auch hier ist Gelegenheit, Zeit zu schenken – indem man einfach nicht beleidigt ist, wenn der ein oder andere Besuch vielleicht nicht den ganzen Nachmittag bleibt, sondern auch ein wenig Zeit für sich bekommt. Das ist ein hausgemachtes Geschenk, das auf jeden Fall glänzend ankommt.