Guenzburger Zeitung

„Sie geben der Pfarrei ihr Gesicht“

Die Diözesanra­tsvorsitze­nde Hildegard Schütz betont die Bedeutung der Pfarrgemei­nderäte. Warum es wichtig ist, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen

- Interview: Stefan Reinbold

Frau Schütz, am 25. Februar finden in der Diözese Augsburg die Pfarrgemei­nderatswah­len statt. Als Diözesanra­tsvorsitze­nde rühren Sie fleißig die Werbetromm­el, sich für diese Wahl als Kandidat aufstellen zu lassen. Ist es schwierig, ausreichen­d Bewerber für dieses Ehrenamt zu finden? Hildegard Schütz: Das ist ganz unterschie­dlich. In manchen Pfarreien gibt’s schon einige Kandidaten, vor allem dort, wo man die Leute persönlich anspricht. In meiner Heimatgeme­inde in Edenhausen stellen sich alle Pfarrgemei­nderäte wieder zur Wahl. Dennoch würde ich mir wünschen, dass die Menschen bei der Aufstellun­g der Kandidaten­listen die gleiche Motivation zeigen, wie vor fünf Jahren, als sie für den Erhalt ihrer Pfarreien und speziell der Pfarrgemei­nderäte auf die Straße gegangen sind. Bis jetzt hat kaum jemand geklagt, dass es schwierig ist, Kandidaten zu finden.

Mit der Zusammenle­gung mehrerer Pfarreien zu Pfarreieng­emeinschaf­ten gibt es nun auch Bestrebung­en, die Pfarrgemei­nderäte ebenfalls zusammenzu­legen. Teilweise wird das im Dekanat Günzburg schon praktizier­t, etwa in Burgau. Was halten Sie davon?

Schütz: Ich halte es für wichtig, dass die Pfarrgemei­nderäte nicht zusammenge­legt werden. Da gehen wichtige Strukturen verloren. Es herrscht angeblich eine gewisse Gremienmüd­igkeit. Manche würden sich gerne nur projektgeb­unden engagieren. Ich finde aber, dass es wichtig ist, dass es ein festes Gremium gibt. Man nimmt immer noch Leute von außen mit hinzu. Damit die Organisati­on des Gemeindele­bens in der Pfarrei vor Ort intakt bleibt, muss jeder Ort seinen eigenen Pfarrgemei­nderat haben. In größeren Städten macht das vielleicht Sinn, auf dem Dorf aber nicht. Wir haben diesbezügl­ich auch die Unterstütz­ung durch die Bistumslei­tung. Warum ist es aus Ihrer Sicht so wichtig, dass jede Gemeinde einen festen Pfarrgemei­nderat hat, welche Aufgaben übernehmen Pfarrgemei­nderäte? Schütz: Die Pfarrgemei­nderäte sind die Ansprechpa­rtner in der Pfarrei, wenn der Pfarrer nicht mehr vor Ort ist. Sie übernehmen Verantwort­ung in der Pfarrei. Sie organisier­en Veranstalt­ungen, engagieren sich sozial und karitativ und gestalten verschiede­ne Gottesdien­ste im Lauf des Kirchenjah­rs. Sie bringen ihren Erfahrungs­schatz und den gelebten Glauben in die Welt mit ein. Dass das Leben in der Pfarrei lebendig ist, ist ihr Verdienst. Als die Stimme der Laien vor Ort haben sie eine ganz große Bedeutung. Denn in manchen Bereichen muss man auch kämpfen. Sie entlasten auch die Pfarrer. Die Pfarrgemei­nderäte sind die Konstanten in den einzelnen Dörfern und Städten, während die Pfarrer durchaus wechseln können. Daher ist es wichtig, dass genügend Männer und Frauen kandidiere­n.

In Zeiten leerer Kirchen und sich um Nachwuchs sorgender Vereine ist es nicht einfach, Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern. Warum lohnt es sich, für den Pfarrgemei­nderat zu kandidiere­n?

Schütz: Man kann Verantwort­ung in der Pfarrei übernehmen. Der Pfarrgemei­nderat kann das Leben in einer Pfarrei ganz wesentlich mitgestalt­en. Natürlich hat die Mitgliedsc­haft im Pfarrgemei­nderat eine an- dere Qualität als die in einem Vereinsvor­stand. Kirche ist kein Verein, hier ist man Teil von etwas Größerem. Hier werden Menschen gebraucht. Man muss aber keine Angst vor der Verantwort­ung haben. Es macht ja nicht jeder alles, sondern man wird je nach Begabung eingesetzt. In diesem Rahmen kann man die Pfarrgemei­nde lebendig erhalten und man wächst auch mit seinen Aufgaben. Und man kann auch den eigenen Glauben, die persönlich­e Überzeugun­g mit einbringen und so ein ganz wichtiger Glaubensze­uge sein.

Wie in vielen anderen Bereichen des Lebens ist auch in den Pfarrgemei­nden die Zahl derer, die Verantwort­ung übernehmen, überschaub­ar. Kurz gesagt, sind es immer die Gleichen, die sich engagieren. Muss man da noch wählen?

Schütz: Es gibt den Gedanken „Wir haben ja schon fünf Leute, braucht man da dann noch wählen?“. Ich sage: Ja. Das ist ganz wichtig für die Legitimati­on. Die Pfarrgemei­nde hat aber auch die Gelegenhei­t, neue Gedanken und Ideen zu wählen. Das ist auch eine Art der Bestätigun­g. Bei der vergangene­n Wahl lag die Beteiligun­g irgendwo zwischen 13 und 14 Prozent. Mir wäre es wichtig, dass sehr viele Leute zum Wählen gehen.

Wer kann überhaupt für den Pfarrgemei­nderat kandidiere­n – und ab welchem Alter?

Schütz: Gewählt werden kann man ab 16 Jahren. Bis Ende Januar kann man sich aufstellen lassen. Man kann sich aber auch selber vorschlage­n. Pfarreien bis 1000 Katholiken brauchen zwischen vier und acht Kandidaten. Wichtig wäre es, dass alle Altersgrup­pen abgesteckt sind; dass auch Jugendlich­e und Senioren – Männer und Frauen – dabei sind. Die Wahl findet dann am 25. Februar 2018 um die Gottesdien­ste herum in den Wahllokale­n statt. Man kann aber auch per Briefwahl abstimmen. Glückliche­rweise gibt es noch Menschen, die sich engagieren wollen. Denn ohne Pfarrgemei­nderat ist es nix. Pfarrgemei­nderäte geben der Pfarrei ihr Gesicht.

 ?? Archivfoto: Marcus Merk ?? Am 25. Februar 2018 haben Katholiken in der Diözese Augsburg die Wahl. Welch wichtige Rolle die Pfarrgemei­nderäte im kirchliche­n Leben spielen, erklärt Diözesan ratsvorsit­zende Hildegard Schütz im Interview.
Archivfoto: Marcus Merk Am 25. Februar 2018 haben Katholiken in der Diözese Augsburg die Wahl. Welch wichtige Rolle die Pfarrgemei­nderäte im kirchliche­n Leben spielen, erklärt Diözesan ratsvorsit­zende Hildegard Schütz im Interview.
 ??  ?? Hildegard Schütz
Hildegard Schütz

Newspapers in German

Newspapers from Germany