„Sie geben der Pfarrei ihr Gesicht“
Die Diözesanratsvorsitzende Hildegard Schütz betont die Bedeutung der Pfarrgemeinderäte. Warum es wichtig ist, vom Wahlrecht Gebrauch zu machen
Frau Schütz, am 25. Februar finden in der Diözese Augsburg die Pfarrgemeinderatswahlen statt. Als Diözesanratsvorsitzende rühren Sie fleißig die Werbetrommel, sich für diese Wahl als Kandidat aufstellen zu lassen. Ist es schwierig, ausreichend Bewerber für dieses Ehrenamt zu finden? Hildegard Schütz: Das ist ganz unterschiedlich. In manchen Pfarreien gibt’s schon einige Kandidaten, vor allem dort, wo man die Leute persönlich anspricht. In meiner Heimatgemeinde in Edenhausen stellen sich alle Pfarrgemeinderäte wieder zur Wahl. Dennoch würde ich mir wünschen, dass die Menschen bei der Aufstellung der Kandidatenlisten die gleiche Motivation zeigen, wie vor fünf Jahren, als sie für den Erhalt ihrer Pfarreien und speziell der Pfarrgemeinderäte auf die Straße gegangen sind. Bis jetzt hat kaum jemand geklagt, dass es schwierig ist, Kandidaten zu finden.
Mit der Zusammenlegung mehrerer Pfarreien zu Pfarreiengemeinschaften gibt es nun auch Bestrebungen, die Pfarrgemeinderäte ebenfalls zusammenzulegen. Teilweise wird das im Dekanat Günzburg schon praktiziert, etwa in Burgau. Was halten Sie davon?
Schütz: Ich halte es für wichtig, dass die Pfarrgemeinderäte nicht zusammengelegt werden. Da gehen wichtige Strukturen verloren. Es herrscht angeblich eine gewisse Gremienmüdigkeit. Manche würden sich gerne nur projektgebunden engagieren. Ich finde aber, dass es wichtig ist, dass es ein festes Gremium gibt. Man nimmt immer noch Leute von außen mit hinzu. Damit die Organisation des Gemeindelebens in der Pfarrei vor Ort intakt bleibt, muss jeder Ort seinen eigenen Pfarrgemeinderat haben. In größeren Städten macht das vielleicht Sinn, auf dem Dorf aber nicht. Wir haben diesbezüglich auch die Unterstützung durch die Bistumsleitung. Warum ist es aus Ihrer Sicht so wichtig, dass jede Gemeinde einen festen Pfarrgemeinderat hat, welche Aufgaben übernehmen Pfarrgemeinderäte? Schütz: Die Pfarrgemeinderäte sind die Ansprechpartner in der Pfarrei, wenn der Pfarrer nicht mehr vor Ort ist. Sie übernehmen Verantwortung in der Pfarrei. Sie organisieren Veranstaltungen, engagieren sich sozial und karitativ und gestalten verschiedene Gottesdienste im Lauf des Kirchenjahrs. Sie bringen ihren Erfahrungsschatz und den gelebten Glauben in die Welt mit ein. Dass das Leben in der Pfarrei lebendig ist, ist ihr Verdienst. Als die Stimme der Laien vor Ort haben sie eine ganz große Bedeutung. Denn in manchen Bereichen muss man auch kämpfen. Sie entlasten auch die Pfarrer. Die Pfarrgemeinderäte sind die Konstanten in den einzelnen Dörfern und Städten, während die Pfarrer durchaus wechseln können. Daher ist es wichtig, dass genügend Männer und Frauen kandidieren.
In Zeiten leerer Kirchen und sich um Nachwuchs sorgender Vereine ist es nicht einfach, Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern. Warum lohnt es sich, für den Pfarrgemeinderat zu kandidieren?
Schütz: Man kann Verantwortung in der Pfarrei übernehmen. Der Pfarrgemeinderat kann das Leben in einer Pfarrei ganz wesentlich mitgestalten. Natürlich hat die Mitgliedschaft im Pfarrgemeinderat eine an- dere Qualität als die in einem Vereinsvorstand. Kirche ist kein Verein, hier ist man Teil von etwas Größerem. Hier werden Menschen gebraucht. Man muss aber keine Angst vor der Verantwortung haben. Es macht ja nicht jeder alles, sondern man wird je nach Begabung eingesetzt. In diesem Rahmen kann man die Pfarrgemeinde lebendig erhalten und man wächst auch mit seinen Aufgaben. Und man kann auch den eigenen Glauben, die persönliche Überzeugung mit einbringen und so ein ganz wichtiger Glaubenszeuge sein.
Wie in vielen anderen Bereichen des Lebens ist auch in den Pfarrgemeinden die Zahl derer, die Verantwortung übernehmen, überschaubar. Kurz gesagt, sind es immer die Gleichen, die sich engagieren. Muss man da noch wählen?
Schütz: Es gibt den Gedanken „Wir haben ja schon fünf Leute, braucht man da dann noch wählen?“. Ich sage: Ja. Das ist ganz wichtig für die Legitimation. Die Pfarrgemeinde hat aber auch die Gelegenheit, neue Gedanken und Ideen zu wählen. Das ist auch eine Art der Bestätigung. Bei der vergangenen Wahl lag die Beteiligung irgendwo zwischen 13 und 14 Prozent. Mir wäre es wichtig, dass sehr viele Leute zum Wählen gehen.
Wer kann überhaupt für den Pfarrgemeinderat kandidieren – und ab welchem Alter?
Schütz: Gewählt werden kann man ab 16 Jahren. Bis Ende Januar kann man sich aufstellen lassen. Man kann sich aber auch selber vorschlagen. Pfarreien bis 1000 Katholiken brauchen zwischen vier und acht Kandidaten. Wichtig wäre es, dass alle Altersgruppen abgesteckt sind; dass auch Jugendliche und Senioren – Männer und Frauen – dabei sind. Die Wahl findet dann am 25. Februar 2018 um die Gottesdienste herum in den Wahllokalen statt. Man kann aber auch per Briefwahl abstimmen. Glücklicherweise gibt es noch Menschen, die sich engagieren wollen. Denn ohne Pfarrgemeinderat ist es nix. Pfarrgemeinderäte geben der Pfarrei ihr Gesicht.