Beim Wasserkraftwerk wird wieder Strom produziert
Nach den umfangreichen Arbeiten an der Unteren Mühle in Burgaus Stadtmitte läuft der Betrieb
Burgau Der Kran ist schon eine ganze Weile weg. Lediglich Reste des Bauzauns und das gelbe Baustellenschild erinnern noch daran, dass bei der Unteren Mühle an der Mindel in Burgau ein größerer Umbau stattgefunden hat. Wobei: Im Grunde genommen haben die Kraftwerksbetreiber Edeltraud und Amand Rother die Anlagen des Wasserkraftwerks mehr oder weniger komplett erneuert. Am 30. November ging es wieder ans Netz. Allerdings nur für kurze Zeit: Nach dem Stillstand während der dreimonatigen Bauphase waren zunächst erste Testläufe erforderlich. Getestet wurde zwar schon vorher im Trockenen, nun ging es darum, die Funktionsabläufe der Anlage in ihren Einzelheiten zu prüfen. Wie reagiert etwa die Klappe, mit deren Hilfe der Durchfluss der Wassermenge reguliert wird, bei bestimmten Pegelständen? „Wir haben immerhin sieben Euro verdient“, verrät Amand Rother schmunzelnd, nachdem erstmals wieder Strom produziert wurde.
Am 30. August wurde mit den Arbeiten begonnen. Gründe für den Umbau gab es mehrere. Zum einen war es die andere Technik, als vor knapp 30 Jahren das Kraftwerk zuletzt auf den damals neuesten Stand gebracht wurde. Weiter hatte ein Schaden an der Anlage dafür gesorgt, dass eine Zeit lang kein Strom produziert werden konnte. Auch ging es um den Hochwasserschutz. Betrug die Durchflussmenge bisher 14 Kubikmeter pro Sekunde, ist diese jetzt mit 27 fast doppelt so hoch. Der Mindelkanal fasst etwa 20 Kubikmeter pro Sekunde. „Wir wollten Sicherheit haben“, sagt Edeltraud Rother – ein „Ruhepolster“ für alle möglichen Eventualitäten. Seit Kurzem sind die Arbeiten abgeschlossen. Für etwa sechs Wochen war das Flussbett des Kanals trocken. Nun fließt Mindelwasser durch die neue Turbine, die über eine Welle mit dem ebenfalls neuen Generator verbunden ist – beides mit einem Gewicht von 4,8 und 5,2 Tonnen. Auch das dortige Gebäude wurde neu errichtet. Anstatt der zuvor 360 kann das Wasserkraftwerk nun 460 Haushalte versorgen, mit einer Leistung von etwa 1,5 Millionen Jahreskilowattstunden. „Das Wesentliche sind die Maschinen und deren Effizienz“, bemerkt Amand Rother. Im Gegensatz zu anderen regenerativen Energien sei Wasserkraft mit vielen Unterhaltslasten verbunden. Zum Aufwand für die Wartung kämen Uferpflege und -sanierung hinzu, wie auch die Kontrolle der Wehre. Alle sieben Jahre stehe die Mindelräumung an, damit auch der Durchfluss gesichert sei.
Ohne das Mitziehen der Nachbarn wäre ein Umbau in dieser Art, in so kurzer Zeit und inmitten der Stadt, nicht möglich gewesen. Nicht nur die beteiligten Firmen hätten ein tolles Team gebildet, auch über die Zusammenarbeit mit Landratsund Wasserwirtschaftsamt könne man nur Positives berichten, betont Edeltraud Rother. Daran denken möchte sie allerdings nicht, was hätte passieren können, wenn das Wetter nicht mitgespielt hätte. Jeder einzelne Tag sei geplant gewesen und der Termin im Herbst sei ganz bewusst so gewählt worden. Denn in dieser Jahreszeit gebe es statistisch gesehen die wenigsten Unwetter und die wenigsten Hochwasserereignisse. Gerade in der Anfangsphase hätte ein solches unkalkulierbare Schäden anrichten können.
Nachdem auch die Firmen nach einem streng gesetzten Terminplan arbeiteten, hätte dies einen Stillstand und damit auch einen immensen Ausfall der Einnahmen von möglicherweise einem ganzen Jahr bedeuten können. „Wir hatten eigentlich einen Schutzengel“, blicken die Rothers auf die vergangenen drei Monate zurück.
Wie wird man eigentlich Kraftwerksbesitzer? „Das liegt in den Genen“, sagt Edeltraud Rother lachend. Ihr Großvater Franz Vogt habe die Vogtmühle in Ettenbeuren gebaut und Nutzungsrechte für die Wasserkraft erworben. Schon vor den 50er Jahren sei dort Strom für die Mühle produziert worden. Die Wasserkraftgeschichte habe ihr Vater dann ins Leben gerufen: Aus kleinen Anfängen sei ein Familienunternehmen mit mehreren Kraftwerken entstanden. Durch die Zeitung erfuhren Edeltraud und Amand Rother vom Verkauf der damals stark renovierungsbedürftigen Unteren Mühle in Burgau. Sie erwarben das Anwesen, nach dem Einzug 1987 wurden 1990 die Anlagen erneuert und im Jahr 2000 wurde das Gebäude generalsaniert.
Jetzt gehe es darum, mit einigen Schönheitsreparaturen die Außenanlagen etwas herzurichten. Im Mai ist eine Einweihungsfeier mit einer Art „Tag der offenen Tür“geplant. „Damit auch die Bürger sehen können, was dort passiert ist.“