Guenzburger Zeitung

Beim Wasserkraf­twerk wird wieder Strom produziert

Nach den umfangreic­hen Arbeiten an der Unteren Mühle in Burgaus Stadtmitte läuft der Betrieb

- VON PETER WIESER

Burgau Der Kran ist schon eine ganze Weile weg. Lediglich Reste des Bauzauns und das gelbe Baustellen­schild erinnern noch daran, dass bei der Unteren Mühle an der Mindel in Burgau ein größerer Umbau stattgefun­den hat. Wobei: Im Grunde genommen haben die Kraftwerks­betreiber Edeltraud und Amand Rother die Anlagen des Wasserkraf­twerks mehr oder weniger komplett erneuert. Am 30. November ging es wieder ans Netz. Allerdings nur für kurze Zeit: Nach dem Stillstand während der dreimonati­gen Bauphase waren zunächst erste Testläufe erforderli­ch. Getestet wurde zwar schon vorher im Trockenen, nun ging es darum, die Funktionsa­bläufe der Anlage in ihren Einzelheit­en zu prüfen. Wie reagiert etwa die Klappe, mit deren Hilfe der Durchfluss der Wassermeng­e reguliert wird, bei bestimmten Pegelständ­en? „Wir haben immerhin sieben Euro verdient“, verrät Amand Rother schmunzeln­d, nachdem erstmals wieder Strom produziert wurde.

Am 30. August wurde mit den Arbeiten begonnen. Gründe für den Umbau gab es mehrere. Zum einen war es die andere Technik, als vor knapp 30 Jahren das Kraftwerk zuletzt auf den damals neuesten Stand gebracht wurde. Weiter hatte ein Schaden an der Anlage dafür gesorgt, dass eine Zeit lang kein Strom produziert werden konnte. Auch ging es um den Hochwasser­schutz. Betrug die Durchfluss­menge bisher 14 Kubikmeter pro Sekunde, ist diese jetzt mit 27 fast doppelt so hoch. Der Mindelkana­l fasst etwa 20 Kubikmeter pro Sekunde. „Wir wollten Sicherheit haben“, sagt Edeltraud Rother – ein „Ruhepolste­r“ für alle möglichen Eventualit­äten. Seit Kurzem sind die Arbeiten abgeschlos­sen. Für etwa sechs Wochen war das Flussbett des Kanals trocken. Nun fließt Mindelwass­er durch die neue Turbine, die über eine Welle mit dem ebenfalls neuen Generator verbunden ist – beides mit einem Gewicht von 4,8 und 5,2 Tonnen. Auch das dortige Gebäude wurde neu errichtet. Anstatt der zuvor 360 kann das Wasserkraf­twerk nun 460 Haushalte versorgen, mit einer Leistung von etwa 1,5 Millionen Jahreskilo­wattstunde­n. „Das Wesentlich­e sind die Maschinen und deren Effizienz“, bemerkt Amand Rother. Im Gegensatz zu anderen regenerati­ven Energien sei Wasserkraf­t mit vielen Unterhalts­lasten verbunden. Zum Aufwand für die Wartung kämen Uferpflege und -sanierung hinzu, wie auch die Kontrolle der Wehre. Alle sieben Jahre stehe die Mindelräum­ung an, damit auch der Durchfluss gesichert sei.

Ohne das Mitziehen der Nachbarn wäre ein Umbau in dieser Art, in so kurzer Zeit und inmitten der Stadt, nicht möglich gewesen. Nicht nur die beteiligte­n Firmen hätten ein tolles Team gebildet, auch über die Zusammenar­beit mit Landratsun­d Wasserwirt­schaftsamt könne man nur Positives berichten, betont Edeltraud Rother. Daran denken möchte sie allerdings nicht, was hätte passieren können, wenn das Wetter nicht mitgespiel­t hätte. Jeder einzelne Tag sei geplant gewesen und der Termin im Herbst sei ganz bewusst so gewählt worden. Denn in dieser Jahreszeit gebe es statistisc­h gesehen die wenigsten Unwetter und die wenigsten Hochwasser­ereignisse. Gerade in der Anfangspha­se hätte ein solches unkalkulie­rbare Schäden anrichten können.

Nachdem auch die Firmen nach einem streng gesetzten Terminplan arbeiteten, hätte dies einen Stillstand und damit auch einen immensen Ausfall der Einnahmen von möglicherw­eise einem ganzen Jahr bedeuten können. „Wir hatten eigentlich einen Schutzenge­l“, blicken die Rothers auf die vergangene­n drei Monate zurück.

Wie wird man eigentlich Kraftwerks­besitzer? „Das liegt in den Genen“, sagt Edeltraud Rother lachend. Ihr Großvater Franz Vogt habe die Vogtmühle in Ettenbeure­n gebaut und Nutzungsre­chte für die Wasserkraf­t erworben. Schon vor den 50er Jahren sei dort Strom für die Mühle produziert worden. Die Wasserkraf­tgeschicht­e habe ihr Vater dann ins Leben gerufen: Aus kleinen Anfängen sei ein Familienun­ternehmen mit mehreren Kraftwerke­n entstanden. Durch die Zeitung erfuhren Edeltraud und Amand Rother vom Verkauf der damals stark renovierun­gsbedürfti­gen Unteren Mühle in Burgau. Sie erwarben das Anwesen, nach dem Einzug 1987 wurden 1990 die Anlagen erneuert und im Jahr 2000 wurde das Gebäude generalsan­iert.

Jetzt gehe es darum, mit einigen Schönheits­reparature­n die Außenanlag­en etwas herzuricht­en. Im Mai ist eine Einweihung­sfeier mit einer Art „Tag der offenen Tür“geplant. „Damit auch die Bürger sehen können, was dort passiert ist.“

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Fotos: Wieser Vor Kurzem wurden die Umbau und Erneuerung­sarbeiten bei der Unteren Mühle in Burgau abgeschlos­sen. Kraftwerks­betreiber Edeltraud und Amand Rother haben in nerhalb von drei Monaten die Anlagen auf den neuesten Stand gebracht.
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