Guenzburger Zeitung

Probleme mit dem Netz machen den Strom noch teurer

Verbrauche­r Für neue Energie fehlen Leitungen. Block B in AKW Gundremmin­gen abgeschalt­et

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Bayreuth/Gundremmin­gen/Bonn Seit Silvester gibt es in Deutschlan­d ein stromliefe­rndes Atomkraftw­erk weniger. Am Sonntagmit­tag ist der erste von zwei Kraftwerks­blöcken in Gundremmin­gen nach über 30-jähriger Betriebsda­uer den Planungen der Energiewen­de entspreche­nd vom Netz genommen worden. Die Umwälzung auf dem Strommarkt mit dem Ausbau der erneuerbar­en Energien setzt allerdings das deutsche Stromnetz immer stärker unter Druck. Der Netzbetrei­ber Tennet (Bayreuth) musste 2017 nach eigenen Angaben wegen fehlender Leitungen fast eine Milliarde Euro für sogenannte Noteingrif­fe ins Netz zahlen.

Kapazitäts­probleme gibt es vor allem beim Transport von Windstrom von Norden nach Süden. Die Eingriffsk­osten lagen 2015 noch deutlich niedriger bei 710 Millionen Euro, im windschwac­hen Jahr 2016 sogar nur bei 660 Millionen Euro. Die Kosten werden über die sogenannte­n Netzentgel­te auf den Strompreis umgelegt und landen am Ende beim Verbrauche­r. Das Netzgebiet von Tennet reicht in der Mitte Deutschlan­ds von Schleswig-Holstein bis zum Süden Bayerns.

Nach Abschaltun­g der letzten Atomkraftw­erke 2022 könnten die Eingriffsk­osten laut der Bundesnetz­agentur sogar auf bis zu vier Milliarden Euro bundesweit im Jahr steigen. Block C in Gundremmin­gen soll Ende 2021 vom Netz gehen.

Im stürmische­n Herbst und Winter müssen im Norden immer wieder Gas- und Kohlekraft­werke herunterge­fahren oder Windparks gegen Kostenerst­attung abgeschalt­et werden, weil sonst mehr Strom produziert würde, als die Netze aufnehmen können. Damit im Süden nicht die Lichter ausgehen, müssen dort konvention­elle Reservekra­ftwerke hochgefahr­en werden. Oft kommt die Netzreserv­e auch aus Österreich. Auch dafür müssen die Netzbetrei­ber Entschädig­ung zahlen.

„Wir brauchen zwingend ein Energiewen­denetz, also die vom Gesetzgebe­r bereits beschlosse­nen Netzausbau­projekte“, fordert Tennet-Geschäftsf­ührungsmit­glied Lex Hartmann. Bis dahin seien „Netzengpäs­se, hohe Kosten für die Verbrauche­r und eine zunehmend instabile Versorgung die harte Wirklichke­it“.

„Die Stabilisie­rung der Netze ist komplexer geworden und kostet uns alle viel Geld“, sagt der Präsident der Bundesnetz­agentur in Bonn, Jochen Homann. Diese Kosten würden erst durch die großen Stromleitu­ngen sinken. Allerdings hält der Behördench­ef die Versorgung auch in der Zwischenze­it für sicher: „Eine Warnung vor Stromausfä­llen bis dahin wäre übertriebe­n.“

Tennet baut zusammen mit TransnetBW die „Schlagader der Energiewen­de“, die Stromverbi­ndung Südlink, für den Transport von Windstrom von der Nordsee nach Bayern und Baden-Württember­g. Nach jetziger Planung soll sie 2025 fertig werden. Dazu auch der

von Michael Kerler. Auf berichten wir über das Abschalten von Block B in Gundremmin­gen. Warum MAN jetzt auf Elektroant­riebe für Lkw setzt, erfahren Sie auf (dpa, AZ)

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