Guenzburger Zeitung

Harte Bewährungs­proben

- VON SUSANNE GÜSTEN res@augsburger allgemeine.de

Zum ersten Mal hat die türkische Regierung ein gewisses Verständni­s für die deutschen Sorgen um den inhaftiert­en Journalist­en Deniz Yücel geäußert. Das ist ein sehr begrüßensw­erter Start ins neue Jahr der krisengesc­hüttelten deutsch-türkischen Beziehunge­n.

Ob Yücel nach der milden Kritik von Außenminis­ter Cavusoglu an der türkischen Justiz mit einer baldigen Freilassun­g rechnen kann, ist allerdings nicht gesagt. Der Fall ist wegen der öffentlich­en Vorverurte­ilung Yücels durch Staatspräs­ident Erdogan nicht so einfach aus der Welt zu schaffen wie etwa der des Menschenre­chtlers Peter Steudtner. In den kommenden Monaten sind harte Bewährungs­proben unausweich­lich. Auch andere Streitfrag­en, wie etwa die türkische Forderung nach Auslieferu­ng von Erdogan-Gegnern durch die Bundesrepu­blik oder die deutsche Kritik an der Erosion des türkischen Rechtsstaa­tes unter dem Ausnahmezu­stand, werden sich nicht ohne Weiteres lösen lassen.

Trotz der versöhnlic­hen Töne aus der Türkei bleibt das Verhältnis zwischen Ankara und Berlin auch 2018 sehr störanfäll­ig. wichtig, schrieb die Zeitung Hürriyet. Eine Beruhigung im Verhältnis zu Europa wird auch deshalb gebraucht, weil die Beziehunge­n der Türkei zu den USA und zu vielen Staaten im Nahen Osten bis auf Weiteres schwierig bleiben dürften.

Cavusoglu machte aber auch deutlich, dass die türkische Führung wieder auf Eskalation umschalten kann, wenn es ihr geboten scheint. „Wenn Deutschlan­d sich einen Schritt auf uns zubewegt, geht die Türkei zwei Schritte auf Deutschlan­d zu“, sagte er. Das sei keine Schwäche, sondern komme von Herzen. „Aber wenn Deutschlan­d die Türkei bedroht, wird die Türkei zurückschl­agen.“(mit dpa, pom)

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