Harte Bewährungsproben
Zum ersten Mal hat die türkische Regierung ein gewisses Verständnis für die deutschen Sorgen um den inhaftierten Journalisten Deniz Yücel geäußert. Das ist ein sehr begrüßenswerter Start ins neue Jahr der krisengeschüttelten deutsch-türkischen Beziehungen.
Ob Yücel nach der milden Kritik von Außenminister Cavusoglu an der türkischen Justiz mit einer baldigen Freilassung rechnen kann, ist allerdings nicht gesagt. Der Fall ist wegen der öffentlichen Vorverurteilung Yücels durch Staatspräsident Erdogan nicht so einfach aus der Welt zu schaffen wie etwa der des Menschenrechtlers Peter Steudtner. In den kommenden Monaten sind harte Bewährungsproben unausweichlich. Auch andere Streitfragen, wie etwa die türkische Forderung nach Auslieferung von Erdogan-Gegnern durch die Bundesrepublik oder die deutsche Kritik an der Erosion des türkischen Rechtsstaates unter dem Ausnahmezustand, werden sich nicht ohne Weiteres lösen lassen.
Trotz der versöhnlichen Töne aus der Türkei bleibt das Verhältnis zwischen Ankara und Berlin auch 2018 sehr störanfällig. wichtig, schrieb die Zeitung Hürriyet. Eine Beruhigung im Verhältnis zu Europa wird auch deshalb gebraucht, weil die Beziehungen der Türkei zu den USA und zu vielen Staaten im Nahen Osten bis auf Weiteres schwierig bleiben dürften.
Cavusoglu machte aber auch deutlich, dass die türkische Führung wieder auf Eskalation umschalten kann, wenn es ihr geboten scheint. „Wenn Deutschland sich einen Schritt auf uns zubewegt, geht die Türkei zwei Schritte auf Deutschland zu“, sagte er. Das sei keine Schwäche, sondern komme von Herzen. „Aber wenn Deutschland die Türkei bedroht, wird die Türkei zurückschlagen.“(mit dpa, pom)