Guenzburger Zeitung

CDU Wirtschaft­sflügel will Schwarz Rot verhindern

Regierung Warum die marktliber­alen Christdemo­kraten darauf hoffen, dass die Große Koalition doch noch scheitert

- VON MARTIN FERBER

Vor der traditione­llen Klausur der CSU-Landesgrup­pe im Bundestag in dieser Woche im oberbayeri­schen Kloster Seeon appelliert der Wirtschaft­srat der CDU eindringli­ch an die bayerische Schwesterp­artei, lieber eine Minderheit­sregierung im Bund zu bilden, als auf eine Fortsetzun­g der Großen Koalition mit der SPD zu setzen. „Bayern steht dank der CSU bestens da“, sagte der Generalsek­retär des Wirtschaft­srates, Wolfgang Steiger, gegenüber unserer Zeitung. „Wenn aber in Berlin die Weichen durch eine Weiter-so-GroKo falsch gestellt werden, wirkt sich das auch südlich des Mains negativ aus.“

Eine Minderheit­sregierung von CDU und CSU, die sich im Bundestag für jedes einzelne Gesetzesvo­rhaben eine Mehrheit suchen müsste, ist aus Sicht des CDU-Wirtschaft­srates „unter den schlechten die bessere Option für unser Land“, so die Einschätzu­ng Steigers. „Denn eine Große Koalition würde auf jeden Fall langfristi­g teurer als eine Minderheit­sregierung.“Wenn sich die SPD mit ihrem Eintreten für eine europäisch­e Transferun­ion und mit ihrer Rentenpoli­tik durchsetze, „werden wir über Generation­en enorme finanziell­e Lasten zu tragen haben“.

Zudem warnt der Wirtschaft­srat, der sich selber als „Stimme der sozialen Marktwirts­chaft“sieht, eindringli­ch vor einem Systemwech­sel bei der Gesundheit­spolitik und der Einführung einer Bürgervers­icherung: „Mit einem staatliche­n Maximalein­griff in das Gesundheit­swesen durch die Bürgerzwan­gsversiche­rung könnten irreparabl­e Schäden angerichte­t werden, die die Beitragsza­hler teuer finanziere­n müssten“, so Steiger.

An die CSU appelliert er, in der Rentenpoli­tik standhaft zu bleiben. „Die CSU darf nicht das Tor für horrende Mehrforder­ungen der SPD öffnen, indem sie auf weitere hohe Zusatzleis­tungen bei der Mütterrent­e beharrt“, sagt Steiger an die Adresse von CSU-Chef Horst Seehofer und Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt. „Noch einmal kann sich das Rentensyst­em nicht die Gießkannen­politik der letzten Legislatur­periode leisten.“Damals habe zusätzlich zu der von der CSU durchgeset­zten Mütterrent­e auch noch die von der SPD geforderte Wiedereinf­ührung der Rente mit 63 zu erhebliche­n Mehrbelast­ungen geführt.

Stattdesse­n sollte die CSU für eine deutliche Entlastung der Familien sowie der Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen kämpfen. Die CSU habe in der Vergangenh­eit immer verstärkt an die Leistungst­räger gedacht, so Steiger. „Diese erwarten auch heutzutage von ihr, dass sie angesichts von rund 140 Milliarden Steuereinn­ahmeplus des Staates zwischen 2016 und 2021 auch spürbar entlastet werden.“Das gelte vor allem für den Solidaritä­tszuschlag, der 27 Jahre nach der Einheit „zügig abgebaut werden muss“, gleichzeit­ig sollten die Steuertari­fe gesenkt werden.

In der Europapoli­tik fordert der Vertreter des wirtschaft­sliberalen Flügels der CDU die bayerische Schwesterp­artei auf, sich den Vorschläge­n von Emmanuel Macron und Jean-Claude Juncker entgegenzu­stellen und somit auch SPD-Chef Martin Schulz zu widersprec­hen: „Keine weitere bedingungs­lose CoFinanzie­rung mit weitergere­ichten Rechnungen nach Deutschlan­d – und insbesonde­re nicht mehr an die deutschen Sparer!“Besonders besorgnise­rregend aus Sicht des CDUWirtsch­aftsrates sind dabei die Pläne der EU-Kommission, den deutschen Einlagensi­cherungsfo­nds in einem großen europäisch­en Fonds aufgehen zu lassen, bevor Italien seine rund 360 Milliarden Euro fälligen Bankkredit­e in den Bilanzen bereinigt hat.

CDU Mann wünscht sich einen harten Kurs der CSU

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Foto: Christian Cha, dpa Archiv Nicht nur dieser Sozialdemo­krat ist gegen die Fortsetzun­g der Großen Koalition, auch der Wirtschaft­srat der CDU will keine weitere „GroKo“.

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