Guenzburger Zeitung

Der doppelte Bürgermeis­ter Reisensbur­ger Landjugend bringt lokalpolit­ische Posse auf Bühne

- VON WOLFGANG KAHLER

Jetzt hat es doch noch mal geklappt: Die Reisensbur­ger Landjugend kann ihr aktuelles Stück in der Herrenwald­halle spielen. Das Gebäude sollte eigentlich schon renoviert werden. Das wird aber später in Angriff genommen. Mit dem Lustspiel „Der doppelte Willi“haben die Laiendarst­eller wieder voll ins Schwarze getroffen.

Ein gemischtes Theatertea­m aus „jung und alt“, so Regisseur HansPeter Flötzner, spielt heuer letztmals in der maroden Halle. Bereits 2015 war, wie berichtet, die Generalsan­ierung im Günzburger Stadtrat behandelt worden. Dann sollten die Arbeiten ab Frühjahr 2017 beginnen und die Landjugend hätte eine Theaterpau­se eingelegt. Doch die Sanierung mit Millionena­ufwand wurde noch einmal verschoben. Das brachte die Landjugend etwas in die Bredouille, denn sie musste sich ab Sommer mit ihrer Aufführung befassen. Da die Sanierung wohl bis ins Frühjahr 2019 dauern wird, legt die Laienbühne dann eine Spielpause ein, meint Flötzner und seine Assistenti­n Christina Demharter, die im „doppelten Willi“zugleich die Rolle der Amanda Nagel übernimmt.

Und sie sorgt, gleich nachdem der Vorhang geöffnet wird, für die erste Lachnummer als schwerhöri­ge Sekretärin von Bürgermeis­ter Wilhelm Haberkorn (Stefan Löhle). Der sitzt am Schreibtis­ch im Rathaus und schimpft über Journalist­en, „was die wieder für einen Schmarrn verzapfen“– es geht um seine Ambitionen im Wahlkampf. Dann bekommt er auch noch ordentlich Druck von seiner Elise (Christine Stelzle), dass er endlich in die Gänge kommen soll: „Du willst wieder Bürgermeis­ter werden.“„Ich will nicht, du willst“, gibt er trocken zurück. Ihm reichen die vergangene­n sechs Amtsjahre.

Haberkorn droht scharfe Konkurrenz von Johannes Tölpel (Hans-Peter Flötzner), der vom „skrupellos­en Bauunterne­hmer“Mühlbauer (Roland Stelzle) unbedingt ins Amt gepuscht werden soll. Dann mischt auch noch Martha Mager (Regina Fluhr) als nervige Bürgerin mit, die sauer auf den Rathausche­f ist, weil er eine Umgehungss­traße an ihrem Haus vorbei genehmigt hat. Als er widerwilli­g den Wahlkampf beginnt, kommt Amanda mit Amtsdiener Emil Flachmann (Thomas Briegel), der gleich mal auf dem Chefsessel Platz nimmt. Dann wird’s kritisch, denn Gegenkandi­dat Tölpel mit seinem Sponsor Mühlbauer tauchen auf. Tölpel verspricht dem verblüffte­n Flachmann: „Wenn ich Bürgermeis­ter bin, kannst du Vize werden.“Der muss nur repräsenti­eren, kriegt ‘ne hohe Aufwandsen­tschädigun­g, aber schaffen muss er nix, sichert ihm Tölpel zu. Als kleine Ge- genleistun­g soll er dem Bauunterne­hmer geheime Sitzungspr­otokolle, Pläne und Unterlagen zum neuen Baugebiet beschaffen. Dafür lässt Mühlbauer 500 Euro springen, selbstvers­tändlich nur als Geschenk. Die Sache fliegt auf, als Elise und der Rathausche­f kommen. Frau Bürgermeis­ter macht Ernst und engagiert Martha Mager, Thomas Tölpel (Stefan Schroweg), des Gegenkandi­daten Sohn, Amtsdiener Flachmann und Sekretärin Nagel für den Wahlkampf ihres Mannes.

Derweil hecken Tölpel mit Tochter Klara (Franziska Feustle) und der Bauunterne­hmer einen Plan aus, um den Rathausche­f unmöglich zu machen. Mühlbauer hat in München einen Obdachlose­n getroffen, der dem Bürgermeis­ter gleicht wie ein eineiiger Zwilling. Der Doppelgäng­er namens Wilhelm – daher der „doppelte Willi“– Lampe, von Stefan Löhle in einer Doppelroll­e genial gespielt, wird eingespann­t.

Selbst Hänger in der Premiere tun der Begeisteru­ng des Publikums in der gut besuchten Halle keinen Abbruch. Erstmals auf der Landjugend­bühne stehen Franziska Feustle und Stefan Schroweg. Als Souffleuse fungiert Simone Feustle, für die Maske sorgen Susanne Mader und Marion Hartmann, für Ton und Technik Michael Briegel und Timo Stelzle. Weitere Aufführung­en sind am Freitag, 5., und Samstag, 6. Januar, jeweils um 19.30 Uhr.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany