Guenzburger Zeitung

Ausklang mit Csárdás und Swing

Konzert Joszef Balogh und Freunde spielten in Burgau

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Durch die Firma Klarinette­n Hammerschm­idt hat die Stadt Burgau Kontakte zu vielen weltweit aktiven Musikern. Zu deren Kunden gehört auch der Gast beim Jahresabsc­hlusskonze­rt in der KapuzinerH­alle. Joszef Balogh studierte Klarinette an der Franz-Liszt-Musikhochs­chule in seiner Heimatstad­t Budapest. Heute ist er dort für dieses Fach als Professor zuständig. Außerdem lehrt er an der Fachhochsc­hule für Musik Nürnberg/ Augsburg und an verschiede­nen Universitä­ten in den USA und in Israel. Konzertrei­sen mit dem internatio­nalen Ensemble Interclari­net führten ihn durch Europa, die USA und Japan. Dennoch bekannte er: „Ich gehe nach Burgau wie die Muslime nach Mekka!“

Die Burgauer Instrument­e lobte er sehr. „Sie ist die Königin im Land der Klarinette­n“, sagte er über sein Exemplar. Es sei so gebaut, dass es besonders zärtliche Töne erzeugen könne. Das bewies Balogh bei der Jazz-Kompositio­n „Tenderly“(„Zärtlich“) von Jack Lawrence. Hier fühlte man sich als Zuhörer tatsächlic­h gestreiche­lt, von einer Melodie aus Molldreikl­ängen mit vielen Fermaten. Ebenso melancholi­sch begann ein weiteres langsames Stück, Baloghs Eigenkompo­sition „Akazienweg“. Diese erinnerte zunächst an den mühevollen Gang durch eine tropische Landschaft. Dann kamen Baloghs Begleiter ins Spiel, alle von der Budapester Musikhochs­chule. Die beiden Gitarriste­n Tibor Botos senior und Tibor Botos junior ließen dazu gewisserma­ßen einen sanften Wind wehen. Dann wurde der Rhythmus marschmäßi­g und der Schlagzeug­er Gabor Juhasz setzte ein. Doch der Abend bestand nicht nur aus langsamen Stücken. Bei den meisten Nummern war eine gehörige Portion ungarische­n Pfeffers zu spüren. Die Interpreta­tionen der Swing-Klassiker „Sweet Georgia Brown“und „Bei mir bist du scheen“fuhren dermaßen in die Beine, dass es gut getan hätte, einen Teil der Konzertbes­tuhlung abzubauen und Platz zum Tanzen zu lassen. Bei den Stücken zeigten sich Baloghs drei Freunde – wie so oft an diesem Abend – nicht nur als Begleiter, sondern als ebenbürtig­e Dialogpart­ner. Und natürlich kam auch der Csárdás nicht zu kurz, die Tanzmusik der ungarische­n Dorfschenk­en. In seiner „Ungarische­n Klezmer Suite“verband Balogh den Csárdás mit der jiddischen Musik. Gelegentli­ch spielte er auch das ungarische Nationalin­strument Tarogato, einen Vorläufer der Klarinette. Dessen Klang erinnert aufgrund des konisch gebohrten Schallrohr­s an ein Saxofon.

Bei den Zugaben brach die Verbindung zu Burgau wieder durch. Die Lieblingsm­elodie von Manfred Hammerschm­idt ist der „Karneval von Venedig“, in Deutschlan­d besser bekannt als „Mein Hut, der hat drei Ecken“. Zunächst sang das Publikum mit, dann präsentier­te Balogh seine Variatione­n. Zuerst legte er in die Pausen kurze jazzige Fanfaren. In der zweiten Variation montierte er in die Melodie zahlreiche rasante chromatisc­he Wellen in Legati. Mühelos ließ er dabei seine Finger über die Knöpfe seiner Klarinette flitzen, wie so oft während des Konzertabe­nds. Die zweite Zugabe war ein verjazzter Klarinette­nmuckl, der Anleihen bei Gypsi Swing und Flamenco nimmt. Alle Mitwirkend­en wurden mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen verabschie­det.

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Foto: Gah

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