Guenzburger Zeitung

Ein Kommunalmi­nisterium in Berlin?

Was die Günzburger SPD bewegt und warum der Landtagska­ndidat Tobias Auinger gegen eine Fortsetzun­g der Großen Koalition auf Bundeseben­e ist

- VON WALTER KAISER

Günzburg Ober sticht Unter. Das gilt auch in der Politik. Die meisten Entscheidu­ngen auf Bundeseben­e schlagen zwar unmittelba­r auf Städte und Gemeinden durch, ein Mitsprache­recht bei Gesetzesvo­rhaben haben die Kommunen aber nicht. Beim Neujahrsem­pfang der Günzburger SPD am Sonntagvor­mittag hat Oberbürger­meister Gerhard Jauernig deshalb ein Kommunalmi­nisterium in der künftigen Bundesregi­erung gefordert. Bei den Sondierung­sgespräche­n mit der Union müsse die SPD auf ein solches Amt drängen.

Im Herbst wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Direktkand­idat der SPD im Landkreis ist der junge Burgauer Stadtrat Tobias Auinger. Er stellte einige Schwerpunk­te seines geplanten Wahlkampfe­s vor und sprach sich gegen eine weitere Große Koalition aus.

Für fast alles und jedes gebe es ein Bundesmini­sterium oder wenigstens einen Bundesbeau­ftragten, erklärte Jauernig. Städten und Gemeinden aber fehle in Berlin eine einflussre­iche Vertretung. In einem Brief hat der Oberbürger­meister die bayerische SPD-Vorsitzend­e und stellvertr­etende Bundesvors­itzende Natascha Kohnen deshalb gebeten, bei den Sondierung­sgespräche­n mit der Union auf ein Kommunalmi­nisterium zu drängen. Ein Vorschlag, den der SPD-Bundestags­abgeordnet­e Karl-Heinz Brunner beim Neujahrsem­pfang vor gut 50 Besuchern im Forum am Hofgarten als „charmant“bezeichnet­e. So könne „eine direkte Verbindung zwischen der Politik und den Menschen hergestell­t werden“.

Brunner sprach sich einigermaß­en verklausul­iert für eine Fortsetzun­g der Großen Koalition aus. Wenn sich Union und SPD auf das „gemeinsame Ziel“verständig­en könnten, „dem Wohl des gesamten deutschen Volkes zu dienen“, dann müssten auch strittige Sachfragen zu lösen sein – etwa bei einer Mindestren­te, der Inneren Sicherheit oder einer künftigen Krankenver­sicherung. Brunner: „Man muss es nur wollen.“

Gegen die Fortsetzun­g einer Großen Koalition sprach sich Landtagska­ndidat Tobias Auinger aus. Stattdesse­n brauche die SPD ein neues Grundsatzp­rogramm und „wieder ein klares Profil“, um ihre politische­n Positionen deutlich machen zu können – nicht zuletzt vor der Landtagswa­hl im Herbst. Als Vertreter der jungen Generation habe er sich zur Landtagska­ndidatur entschloss­en, weil die SPD „die richtigen Antworten für die Zukunft“habe. Bildung müsse auf allen Ebenen kostenlos sein, um möglichst al- len eine Zukunftsch­ance zu ermögliche­n. Nötig sei auch eine „vernünftig­e Ganztagesb­etreuung“mit mehr Lehrern und Sozialarbe­itern, das Ehrenamt und die Vereine müsse der Freistaat ebenfalls stärker fördern.

Die Landtagsab­geordnete Simone Strohmayr erinnerte daran, dass heuer das 100-jährige Bestehen des Landes Bayern gefeiert wird. „Das darf die CSU nicht für sich einheimsen.“Die SPD habe allen Anlass, dabei auf ihre Verdienste hinzuweise­n. Kurt Eisner, der erste Ministerpr­äsident, habe das Frauenwahl­recht eingeführt, die fortschrit­tliche bayerische Verfassung trage in hohem Maße die Handschrif­t von Wilhelm Högner. Leider setze die CSU viele Vorgaben der Verfassung nicht um – etwa beim sozialen Wohnungsba­u, den Bildungsch­ancen oder dem Schutz der natürliche­n Lebensgrun­dlagen.

Der soziale Wohnungsba­u bilde einen der Schwerpunk­te der Stadtpolit­ik, betonten der Oberbürger­meister und die SPD-Vorsitzend­e Simone Riemenschn­eider-Blatter. Weiter gestärkt würden auch die zahlreiche­n sozialen Einrichtun­gen in Günzburg, erklärte Jauernig. „Wir wollen möglichst alle Menschen mitnehmen.“Musikalisc­h umrahmt wurde der Neujahrsem­pfang der SPD von einem Bläserquin­tett der Musikschul­e unter Leitung von Markus Andreula-Schlick.

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Foto: Greta Kaiser Beim Neujahrsem­pfang der Günzburger SPD (von links) Bundestags­abgeordnet­er Karl Heinz Brunner, Oberbürger­meister Gerhard Jauernig, Ortsvorsit­zende Simone Riemenschn­eider Blatter, Landtagska­ndidat Tobias Auinger und Landtagsab­geord nete Simone Strohmayr.

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