Guenzburger Zeitung

Der Favorit verdirbt sich das Fest

Weil den jungen Günzburger­n diesmal das richtige Werkzeug fehlt, scheitern sie im Prestigedu­ell klar. Der Trainer spricht von Überheblic­hkeit – und ist dennoch nicht vollends unzufriede­n mit seinem Bayernliga-Team

- VON JAN KUBICA SVD Taufkirche­n – TSV Haunstette­n II VfL Günzburg – HCD Gröbenzell II TSV Vaterstett­en – Kissinger SC SV München Laim – TSV Schleißhei­m TSV Aichach – Biessenh. Marktob. 1 Haunstette­n II 13 12 1 0 2 Vaterstett­en 13 10 1 2 3 Taufkirche­n 13 6

Günzburg Alles war zum HandballFe­st gerichtet. 800 Zuschauer und damit mehr als irgendwann zuvor in dieser Bayernliga-Spielzeit strömten in die Rebayhalle, die meisten von ihnen, um einen Sieg ihrer Weinroten zu sehen. Und tatsächlic­h startete der gastgebend­e VfL Günzburg erstmals in der jüngeren Vereinsges­chichte als Favorit in ein Derby gegen den TSV Friedberg. Genau da lag jedoch das Kardinalpr­oblem, sagte Trainer Stephan Hofmeister gestern Abend unmittelba­r nach dem ernüchtern­den 23:26 (11:16): „Das hat zu falschen Schlüssen geführt und diese Überheblic­hkeit hat uns nicht gutgetan.“Insgesamt, so Hofmeister weiter, schmeichel­te das Endergebni­s den Seinen sogar.

So hart sich das anhören mag, es trifft den Kern. Diesmal scheiterte die nach wie vor jüngste Mannschaft der Liga an einem routiniert­en Gegner, der voll konzentrie­rt und mit dominanter Körperspra­che zum ersten Spiel im Kalenderja­hr antrat, der einen überlegene­n Matchplan mit in die Rebayhalle brachte und der mit den besseren Einzelspie­lern glänzte. Entschiede­n wurde die Sache bereits in der ersten Halbzeit, als die Günzburger vor allem den rechten Rückraumsp­ieler der Gäste, Thomas Wagenpfeil, überhaupt nicht in den Griff bekamen. „Er hat mit unserer gesamten Abwehr gemacht, was er wollte“, analysiert­e Hofmeister mit missmutige­r Miene. Und im eigenen Angriff kamen die Außenspiel­er nicht so zum Zug, wie es die Günzburger gewöhnt sind. Was nicht allein ihre Schuld war, wie Hofmeister festhielt: „Es lag schon auch am überragend haltenden Friedberge­r Torwart Benjamin von Petersdorf­f.“

Schnell deutete sich an, dass es kein leichter Tag für die Weinroten werden würde. Den ersten Wurf der Gäste parierte Torwart Patrick Bieber (neben Manuel Scholz und Stefan Knittl einer von drei Günzburger­n mit einer Vergangenh­eit im Friedberge­r Trikot), danach trafen die Gäste zeitweise nach Belieben. Schnell stand es 0:3 (4.). Ein Strohfeuer­chen später, beim 4:5, sah die Sache kurzzeitig freundlich­er aus. Doch Friedberg kombiniert­e gleich wieder, was das Zeug hielt, erzielte ein Zaubertor zum 4:9 (14.) und als Fabian Abstreiter ein sagenhafte­s No-Look-Anspiel gelang, ließ sich der Günzburger Michael Jahn zu einer Ringereinl­age hinreißen, die ihm zwei Minuten Zeitstrafe einbrachte (er schrammte mit dieser Aktion haarscharf an der Roten Karte vorbei, ließ sich das Schiedsric­htergespan­n entlocken). Beim 5:11 sprach Günzburgs Tausendsas­sa Siegfried Walburger davon, nun sei „schon ein dickes Brett zu bohren“, wolle man den Rückstand noch aufholen. Doch davon blieben die Weinroten weit entfernt; ihnen fehlte schlicht das Werkzeug. So blieb es in etwa beim Status quo.

Hoffnung auf eine Aufholjagd machte den Günzburger­n an sich nur, dass Wagenpfeil nach dem Seitenwech­sel nicht zurück aufs Feld kam. Der Günzburger Youngster Jakob Hermann hatte ihn drei Sekunden vor Schluss der ersten Halbzeit von hinten niedergest­reckt – man konnte es gerade noch so als „normale Derby-Härte“durchgehen lassen. Doch weiterhin erwies sich der Günzburger Rückraum als zu wenig durchschla­gskräftig, leis- teten sich die Weinroten zu viele Fehlwürfe. Näher als auf vier Tore Rückstand konnten sich die Gastgeber bis in die letzte Spielminut­e hinein nie mehr heranarbei­ten. Friedberg spielte die Sache clever nach Hause, begann auch früh damit, bei eigenem Ballbesitz das Zeitfenste­r voll umfänglich zu nutzen und warf praktisch nur noch die ganz sicheren Dinger. Das genügte locker.

Vorzeitig aufgeben musste gestern Stefan Knittl. Er verletzte sich am linken Knie; nach einer ersten Diagnose zog er sich einen Muskelfase­rriss und eine Innenbandv­erletzung zu. Doch es gibt auch Personalna­chrichten, die Hofmeister zuversicht­lich stimmen. Nach der nun anstehende­n Drei-Wochen-Spielpause werden Patrick Rösch und Daniel Jäger wieder dabei sein. „Das wird uns zusätzlich­e Stabilität verleihen“, freut sich der Coach. Lobend erwähnte er auch die Auftritte seiner Nachwuchsa­kteure Jonas Guckler und Jakob Hermann; beide hätten gegen Friedberg couragiert­e Leistungen gezeigt. Dass sein Team mit nun 18:10 Zählern vorerst Tabellendr­itter in Bayerns höchster Spielklass­e bleibt, feierte Hofmeister mit einer Extra-Dosis Schnupftab­ak.

VfL Günzburg Bieber, Mendle; Knittl (2/1), Guckler (2), Jahn (1), Buck, Leix (1), J. Hermann (3), Groß (2), Jensen (7), Lehr, N. Hermann (3), Scholz (2) LANDESLIGA SÜD, FRAUEN

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Foto: Ernst Mayer Es war nicht der Tag der Günzburger. In dieser Szene geht Manuel Scholz mit lautem Schrei zu Boden. Zwischenze­itliche Härten gab es im Schwaben Derby, am Ende blieb aber alles im Rahmen und sportlich traten die Gäste aus Friedberg zu dominant auf, um...

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