Intrigen in der Nähstube
Theaterfreunde Kemnat überzeugen im Stück „Das Cäcilienwunder“auf ganzer Linie
Kemnat Eine Saison, in der alles stimmt. Die Theaterfreunde Kemnat bringen die Komödie „Das Cäcilienwunder“auf die Bühne. Ein Stück von Steffi Kammermeier, das für eine kleine Bühne wie die Kemnater durchaus eine Herausforderung darstellt. Immerhin ergeben sich aus häufigen Szenenwechseln, die mit einem Ortswechsel verbunden sind, logistische Aufgaben, die Spielleiter Martin Müller und Bühnenbauer Franz Bader mit einer in den Zuschauerraum hinein gebauten Vorbühne lösen, da die Bühne im Weißen Roß, dem diesjährigen Spielort, eher einer kuscheligen Guckgastenbühne gleicht als einen Schauspielplatz.
So entstand im Zentrum eine Nähstube aus den 20er Jahren, mit sorgfältig zusammengesuchten Requisiten wie Stoffballen, Zuschneidetisch und Arbeitsplätzen, einer viel strapazierten Kasse und originalem Nähgarnkasten. Daneben hat Franz Bader ein kleines Wohnzimmer errichtet, bestens geeignet zum Ränkeschmieden. In diesen Kulissen agieren Schauspieler, deren aufwendige Kostüme bis ins Detail stimmen. Doch nicht nur das Raumproblem galt es im Vorfeld zu lösen, auch das „Casting“stellte hohe Anforderungen an die Theaterfreunde. Denn im Cäcilienwunder tummeln sich zehn Akteure, allesamt sehr differenziert und unterschiedlich in ihren Charakteren gezeichnet. Umso grandioser die Leistung der Verantwortlichen, denen es gelungen ist, jede einzelne Rolle optimal zu besetzen.
Die beiden gegensätzlichen Schwestern, Cäcilie, faul und profitlich (Heidi Stadie, deren zupackende Spielweise mitreißt) und Burgl, emsig und energisch gespielt von Heidi Meister, die in jeder Rolle zu überzeugen weiß. Sie stehen in Konkurrenz, jede will allein ihrem Sohn die Näherei übergeben. Mit Roman Müller, der sich nie zu schade ist, den linkischen Einfaltspinsel zu mimen, und Martin Müller, von der Mutter dominiert und Sachzwängen unterworfen dennoch versucht seinen eigenen Weg zu gehen, könnten die Cousins nicht unterschiedlicher sein. Der geborene Komödiant Manfred Stanzel sorgt als Textileinkäufer für Heiterkeit. Franz Bader kann alles, den Lebemann, den Hartherzigen und den Schlauen. Die Rolle des fiesen Firmenaufkäufers erlaubt ihm, viele Varianten seiner Spielleidenschaft auszuleben. Willi Demel, als Schneidergeselle zwischen Eigennutz und Loyalität lavierend, muss sich schlussendlich zur Modenschau in Damenkleider pressen lassen und bekommt im schwarzen Rock mit kardinalsroten Gürtel gar noch ein prälatenhaftes Flair. An seiner Seite agiert die Näherin vom Arbeitsamt, Susanne Schnabl, die jeder Rolle mit Bravour gerecht wird, als vorlaute Mitarbeiterin ebenso wie als Vorführdame im nicht passenden Kleid.
Viviane Ostermeier hat mit der anspruchsvollen, modebewussten, männerliebenden Finanzamtsgattin die Rolle ihres bisherigen Laienspielerdaseins gefunden und lebt sie auch in gekonnte slapstickhaften Szenen aus. Dass sich hinter der schüchternen, stillen Toni im wirklichen Leben die temperamentvolle Anja Stadie verbirgt, kann die Nachwuchsspielerin auf der Bühne überzeugend verbergen. Der große Auftritt der kleinen Toni setzt den optischen Schlusspunkt der Komödie. Sie alle liefern ein Feuerwerk der Laienschauspielkunst ab, überzeugen in den dargestellten Typen und erreichen immer wieder Applaus auf offener Szene, ja sogar der eine oder anderer Bravoruf war zur Premiere zu hören.
Den Theaterfreunden gelingt es, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. So komponieren die zehn Spieler im Stück vom Cäcilienwunder, das von zahlreichen Intrigen und Aufregungen in der kleinen Näherei der Schwestern Cäcilie und Burgl erzählt, einen durch und durch überzeugenden und erheiternden Theaterabend voller Witz und Elan.
Es gibt noch Restkar ten für die Aufführung am 12. Januar. Für die anderen Termine (13., 14., 19., 20. Januar) sind noch Einzelkarten er hältlich. Tipp der Theaterfreunde: Es lohnt sich, an der Abendkasse nachzufragen, da immer wieder Karten zurückgegeben werden. Spielbeginn 20 Uhr, am Sonn tag um 18 Uhr.