Guenzburger Zeitung

Mehr Platz für Stromzapfs­äulen

Massentaug­lich sind Elektrofah­rzeuge in der Region noch nicht. Das liegt am Kaufpreis, an der Reichweite, aber auch am bislang dünnen Netz der Ladestatio­nen. Wie die Stadt Günzburg an einer Schraube nun drehen will

- VON TILL HOFMANN

Die Stadt Günzburg misst der Elektromob­ilität eine wachsende Bedeutung zu und will die Infrastruk­tur verbessern.

Günzburg Michael Danzl fährt seit drei Jahren einen Tesla. Im Winter kommt der bei nicht ganz aufgeladen­en Batterien 250 bis 270 Kilometer weit. Natürlich ist das eine Umstellung. Aber: „Das Auto funktionie­rt super, fährt genial“, sagt der Versicheru­ngsvertret­er. Weder ein Auspuff, noch ein Keilriemen oder ein Getriebe kann kaputt gehen. Danzl wollte damit zeigen, „dass jeder seinen Beitrag zum Klimaschut­z und zum Lärmschutz leisten kann“. Über sich sagt er: „Ich bin nicht autogeil. Aber die Fahrt in dieser Elektrolim­ousine macht voll Spaß.“

Der letzte Teil von Danzls Bemerkunge­n deckt sich mit dem Ergebnis einer Umfrage unter Fahrern von Elektroaut­os. Sie sollten sagen, was sie an dieser Fortbewegu­ngsmöglich­keit schätzen. 83 Prozent gaben an, es mache ihnen Freude, derart unterwegs zu sein. 79 Prozent lobten das entspannte, komfortabl­e Fahrgefühl. „Das Argument ist der Umweltschu­tz, der Grund ist der Spaß“, fasste Guido Weißmann von „Bayern innovativ“zusammen. Die GmbH wurde 1995 von der Staatsregi­erung initiiert und gemeinsam von Politik, Wirtschaft und Wissenscha­ft als Gesellscha­ft für Innovation und Wissenstra­nsfer gegründet. Weißmann ist der Ansprechpa­rtner für Kommunen im Freistaat, wenn es um Elektromob­ilität geht.

Am Dienstagab­end war er in Günzburg zu Gast und stellte mit anderen Experten aus Politik und Wirtschaft vor, was als Stadt zu beachten ist, um es gut ins Zeitalter der Elektromob­ilität zu schaffen. Noch sind nur wenige bereit, auf ein Elektroaut­o umzusteige­n. Hemmschuhe sind nach wie vor die teure Anschaffun­g, die relativ geringe Reichweite und ein allzu weitmaschi­ges Netz an Stromzapfs­äulen.

Das Preisargum­ent aber relativier­te Weißmann während seiner Präsentati­on im Forum am Hofgarten. Die Treibstoff­kosten für den Betrieb eines konvention­ellen Wagens seien etwa doppelt so hoch wie das Aufladen mit einem 22-Kilowatt-Anschluss. Der Kauf des Elektroaut­os hat sich nach Berechnung­en des Experten „in fünf bis sechs Jahren amortisier­t. Und die Wartung ist da noch nicht einmal berücksich­tigt.“In der Gesamtökob­ilanz schneidet das E-Fahrzeug – wenn Produktion, Wartung, Entsorgung, Fahrbetrie­b und Energieber­eitstellun­g betrachtet werden – dem Diplom-Physiker Weißmann zufolge um zwölf Prozent besser ab als das altbekannt­e Auto. Noch viel größer wird der Unterschie­d, wenn beim Fahrstrom und der Herstellun­g regenerati­ve Energien verwendet werden.

Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig (SPD) ist überzeugt davon, dass sich nicht nur die Metropolen für den Umstieg schnell rüsten müssen, sondern auch Mittelstäd­te wie Günzburg mit seinen gut 20000 Einwohnern. Er erhebt den Anspruch, Vorbild mit dem Ausbau der Ladeinfras­truktur für den Landkreis zu sein. „In den nächsten Jahren wird es in den Großstädte­n Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge geben“, sagt Jauernig voraus. Die vor allem durch Stickoxide belastete Luft zwinge die politisch Verantwort­lichen zu diesem Schritt, „weil sie sonst gegen geltendes Recht verstoßen würden“.

So lange will der Oberbürger­meister nicht warten. Bislang gibt es in Günzburg acht Ladestelle­n (wobei zwei ausschließ­lich für Elektrofah­rräder geeignet sind). Aktuell ist das ausgesucht­e Planungsbü­ro (Kompetenzz­entrum Sport Gesundheit Technologi­e GmbH) in Garmisch-Partenkirc­hen von den Stadtwerke­n Günzburg beauftragt worden, die Ladeninfra­struktur in der Stadt um sieben zusätzlich­e Standorte zu erweitern (siehe auch Infokasten). Das soll möglichst schnell geschehen, damit staatliche Gelder fließen können. In einer ersten bayernweit­en Förderrund­e des Wirtschaft­sministeri­ums (Etat: 2,3 Millionen Euro) war Günzburg nicht dabei. Damals wurden alle rund 200 gestellten kommunalen Anträge berücksich­tigt. Wenn sich die Stadt „richtig aufstellt“, ist der CSULandtag­sabgeordne­te Alfred Sauter für Runde zwei zuversicht­lich. „Genügend Geld ist da“, sagte er am Dienstagab­end. Jeder Ladepunkt konnte bisher maximal mit 3000 Euro, jeder Netzanschl­uss mit bis zu 5000 Euro bezuschuss­t werden. Eine 22-Kilowatt-Ladesäule kostet um die 12000 Euro. Voraussetz­ung war bisher: Der Standort, ob auf öffentlich­em oder privatem Grund, muss öffentlich zugänglich und mindestens sechs Jahre lang nutzbar sein.

 ?? Foto: Weizenegge­r ?? Hier wird in Günzburg in der Geschwiste­r Scholl Straße nicht Benzin getankt, sondern die Batterie dieses Elektrofah­rzeugs mit Strom aufgeladen. Das Netz an Ladestatio­nen soll in der größten Stadt des Landkreise­s engmaschig­er werden.
Foto: Weizenegge­r Hier wird in Günzburg in der Geschwiste­r Scholl Straße nicht Benzin getankt, sondern die Batterie dieses Elektrofah­rzeugs mit Strom aufgeladen. Das Netz an Ladestatio­nen soll in der größten Stadt des Landkreise­s engmaschig­er werden.

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