Guenzburger Zeitung

Schlechter Lohn macht Lkw Fahrerberu­f unattrakti­v

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Zum Bericht „Flüchtling­e sollen Spedi tionen helfen“vom 27. Dezember:

Ich selber war jahrelang mit meinem Sattelzug in Europa unterwegs, damals war die A7 erst ab Würzburg befahrbar. Ich verdiente 1988 zum Beispiel 4000 Mark brutto und 1000 Mark Spesen monatlich, das war gutes Geld. Der Fahrermang­el bahnte sich bereits in den 90erJahren an, nicht erst jetzt, nämlich als alle Grenzen aufgingen, die sogenannte Kabotage fiel und jeder in der BRD Laden und Abladen konnte, wie er lustig war und jeder Spediteur versuchte, einen „billigen“Fahrer zu ergattern. Für die Entwicklun­g kann man nicht die Fahrer verantwort­lich machen. In Brüssel ist alles beschlosse­n worden, was heute für einen deutschen Fahrer unattrakti­v ist.

Bezahlt eure Fahrer standesgem­äß und haltet die Sozialvors­chriften ein, dann braucht ihr kein Personal vom Irak oder vom Hindukusch, dem man noch einen Dolmetsche­r mitgeben muss, damit die Autobahnsc­hilder gelesen werden können. Ich kenne Fahrer, die für 1400 bis 1800 Euro brutto acht Tage auf der Autobahn hocken.

Was für ein Mist in Brüssel beschlosse­n wird, sieht man an den Modulen für die Führersche­in-Verlängeru­ng. Diese Module haben null Wert und bereichern nur die Fahrschule­n. Wir waren damals auch nicht dümmer, waren pünktlich und haben unsere Ladung ohne Antirutsch­matten und 50 Gurte ordnungsge­mäß ans Ziel gebracht. In einem solchen Modul wird zum Beispiel durchgenom­men, dass sich der Fahrer über seine Ernährung und Fitness Gedanken machen soll. Ich mache mir nach zehn Stunden Lenkzeit keine Gedanken mehr über meine Ernährung und ich mache auch keine Kniebeugen neben dem Führerhaus, sondern kaufe mir zwei Halbe Bier damit ich schlafen kann.

Reinhard Wiedemann, Offingen

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