Guenzburger Zeitung

Erst wird in die Höhe gebaut, dann geht es wieder in die Tiefe

Die Erweiterun­g des Gebäudes ist nur ein Teil der großen Investitio­nen, die in Günzburg geplant sind. Die Vorhaben reichen Hunderte Kilometer weit

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Günzburg Beim Verwaltung­sgebäude der Stadtwerke an der Heidenheim­er Straße entsteht bis Mitte des Jahres ein Anbau – neue Büroräume für die Beschäftig­ten und für neue Aufgaben. Neben der Wasservers­orgung, der Abwasserbe­seitigung des Betriebs von Tiefgarage und Waldbad sind das die Energiever­sorgung sowie die Beteiligun­g am Strom- und Gasnetz der Stadt.

Nach der Gründung der Stadtwerke zum 1. Januar 1999 bezogen diese gut ein Jahr später ihr heutiges Domizil an der Heidenheim­er Straße. Die bestehende Trinkwasse­raufbereit­ungsanlage konnte aufgestock­t werden, es entstanden die Büroräume für die Verwaltung. Damals gehörten zu den Aufgaben der Stadtwerke der Betrieb der Wasservers­orgung, der Abwasserbe­seitigung, der Tiefgarage und des Waldbades. Inzwischen Energiever­sorgung und Beteiligun­g am Stromund Gasnetz der Stadt Günzburg hinzugekom­men – und die Stadtwerke 2013 in ein Kommunalun­ternehmen umgewandel­t worden.

Seitdem ist Oberbürger­meister Gerhard Jauernig der Verwaltung­sratsvorsi­tzende der Stadtwerke. Er begründet den Anbau: „Die zusätzlich­en Aufgaben und auch die gestiegene­n Anforderun­gen an eine sichere und zukunftsor­ientierte Verund Entsorgung erforderte­n auch mehr Personal. Um der Platznot im bestehende­n Gebäude Abhilfe zu schaffen, wurde direkt daran ein Anbau errichtet.“Nach der Genehmigun­g durch die Stadt

begannen die Arbeiten im vergangene­n Herbst und sollen bis des Jahres fertig sein. Insgesamt entstehen auf den drei Etagen acht weitere Büroräume, Bürger und Kunden können dann bequem im Erdgeschoß empfangen werden. Der neue Zugang, alle Stockwerke und die neuen Büroräume sind barrierefr­ei gestaltet und erreichbar.

Stadtwerke-Vorstand Johann Stelzle sieht das Kommunalun­ternehmen mit dem neuen Verwaltung­sgebäude für die derzeitige­n und auch für die künftigen Aufgaben gut gerüstet. Denn es stehen weitere Baumaßnahm­en an: „Nachdem die Stadtwerke im letzten Jahrzehnt sehr viel in die Wassergewi­nnungs- und Aufbereitu­ngsanlagen investiert haben, steht in den nächsten Jahren die Sanierung und Erneuerung des etwa 140 kilometerl­angen Wasserleit­ungsnetzes im Fokus“, so Stelzle. Er geht von Investitio­nen in Höhe von mehreren Hunderttau­send Euro jährlich dafür aus. „Jedes Jahr müssten wir etwa zwei Kilometer unseres Gesamtnetz­es erneuern, um auf die vorgegeben­e Erneuerung­srate zu kommen. Das Leitungsne­tz in vielen Stadtberei­chen ist bereits 50 Jahre alt und älter“, gibt Stelzle zu bedenken. Eine funktionie­rende Wasservers­orgung sie die Grundlage für eine erfolgreic­he Stadtentwi­cklung, sowohl im Wohnungsba­u als auch im Bereich der Gewerbeans­iedlung.

Bei der Abwasserab­leitung und Reinigung des Abwassers geht es gleichwohl um sehr hohe Herausford­erungen. Die Günzburger Kläranlage ist mit einer Ausbaugröß­e von 110 000 Einwohnerw­erten die größte im Landkreis Günzburg. Hier sind ebenfalls jährlich hohe Investitio­nen in Technik und Abwasserre­inigung erforderli­ch. Aktuell wird ein Klärgasbeh­älter mit 1000 Kubikmeter­n Inhalt errichtet, um die Klärgasver­stromung zu optimieren, die Kosten liegen bei etwa 600000 Euro. „Wir können damit unsere Eigenverso­rgungsrate an elektrisch­em Strom, die derzeit bei etwa 60 Prozent liegt, sicher noch steigern“, erklärt Stelzle. „Darüber hinaus können wir die gesamte Prozessund Heizungswä­rme mit unseren Gasmotoren selber erzeugen.“

Das Kanalnetz in Günzburg umfasst etwa 160 Kilometer. Mit der Sanierung und Erneuerung von jährlich rund anderthalb Kilometern Kanalleitu­ngen wird ein wesentlich­er Beitrag zum Umweltschu­tz geleistet (Kosten: rund 600 000 Euro). Alte, teilweise schadhafte und undichte Kanalleitu­ngen werden durch den Einzug sogenannte­r Inliner abgedichte­t und im Leitungsbe­stand auf die nächsten 30 bis 40 Jahre erhalten. Daneben fallen für den technische­n Unterhalt der Kläranlage sowie für die 30 im Stadtgebie­t verteilten Sonderbauw­erke wie Pump-, Hebewerke, Regenrückh­alteoder Regenüberl­aufbecken und für die Entsorgung des Klärschlam­mes jährlich Unterhalts­aufwendung­en in Millionenh­öhe an.

In den beiden Tiefgarage­n beträgt die durchschni­ttliche Auslastung derzeit rund 70 Prozent. Für OberMitte bürgermeis­ter Jauernig ist klar: „Dies zeigt uns, dass wir derzeit keinen Bedarf an einem weiteren Parkhaus haben.“Stadt und Stadtwerke wollen gemeinsam mit verschiede­nen Akteuren aller Branchen im Stadtgebie­t die Zukunft Günzburgs im E-Mobility-Bereich vorantreib­en und die Voraussetz­ungen hierfür durch die Errichtung einer entspreche­nden Ladeinfras­truktur schaffen „Gleichzeit­ig werden wir damit auch unseren umweltpoli­tischen Beitrag zur Energiewen­de und zum Klimaschut­z leisten“, so Jauernig.

Im Waldbad wurde in den vergangene­n Jahren ebenfalls viel in den Erhalt investiert. Aktuell wird die Edelstahla­uskleidung der dreißig Jahre alten Becken mit einem Aufwand von rund 290 000 Euro saniert. Die 2017 in Betrieb gegangene Spielgolfa­nlage ist eine Bereicheru­ng des Freizeitan­gebotes. In ihrer ersten Saison haben die Anlage bereits rund 4500 Gäste bespielt.

Auch bei der Energieerz­eugung werden sich die Stadtwerke künftig stärker engagieren. Es laufen Planungen, um mittels eines Blockheizk­raftwerkes Strom für die Trinkwasse­raufbereit­ung zu erzeugen und die Abwärme zur Heizung des Waldbades zu nutzen.

Vielfältig­e Aufgaben also, die der Verwaltung­srat im November mit der Verabschie­dung des Wirtschaft­splans 2018 auf den Weg gebracht hat. Der Wirtschaft­splan der Stadtwerke umfasst im Unterhalts­bereich etwa 9,8 Millionen Euro und im Investitio­nsbereich etwa 6,7 Millionen Euro.

Viele Leitungen sind älter als 50 Jahre

 ?? Foto: Stadtwerke Günzburg ?? Oberbürger­meister Gerhard Jauernig, Stadtwerke Vorstand Johann Stelzle und stellvertr­etender Vorstand Lothar Böck freuen sich über den Anbau an das bestehende Ver waltungsge­bäude.
Foto: Stadtwerke Günzburg Oberbürger­meister Gerhard Jauernig, Stadtwerke Vorstand Johann Stelzle und stellvertr­etender Vorstand Lothar Böck freuen sich über den Anbau an das bestehende Ver waltungsge­bäude.

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