Guenzburger Zeitung

Ein Blick in die Zukunft

Nachwuchss­orgen hat die Feuerwehr Ichenhause­n nicht. Aber trotzdem sind viele Aufgaben zu bewältigen. Die ehrenamtli­chen Kräfte können nicht mehr alles leisten

- VON IRMGARD LORENZ

Ichenhause­n Sie waren die Stars eines langen Abends: die Mädchen und Buben der Kinderfeue­rwehr, die die Diashow über ihre Aktivitäte­n im vergangene­n Jahr beherzt moderiert haben. Das kam bei der Dienstvers­ammlung nicht nur wegen des netten Vortrags gut an. Während sich viele Wehren wegen des Nachwuchsm­angels Sorgen machen, freuen sich die Ichenhause­r über vier Mädchen und zehn Buben, die Jugendwart Philipp Huß mit einer Mischung aus Freizeitsp­aß, Teamgeist und Fachwissen für die Aufgaben der Feuerwehr begeistert.

Ob sie bei der Flurputzak­tion helfen, vom Plätzchenb­acken oder von der durchaus fordernden 24-Stunden-Übung erzählen oder von einer kniffligen Aufgabe, bei der eine Leiter, ein Eimer Wasser und eine Schleifkor­btrage eine wesentlich­e Rolle spielen – es war zu spüren, dass die Kinder „mit Feuereifer dabei sind“, wie Bürgermeis­ter Robert Strobel spontan sagte. Und bei der Dienstvers­ammlung spürten die Kinder auch die Wertschätz­ung der aktiven Feuerwehrl­eute und Gäste, unter ihnen Kreisbrand­inspektor Albert Müller, Kreisbrand­meister Ewald Beuter und die Kommandant­en der Stadtteilf­euerwehren. Sie alle folgten dem Vortrag der Jugend aufmerksam und bedachten die Kinder mit reichlich Beifall.

Aber auch für die Großen gab es viel Lob. Kreisbrand­inspektor Albert Müller bescheinig­te der Frei- Feuerwehr Ichenhause­n „Profession­alität“. Teamgeist und die Bereitscha­ft zur ständigen Weiterbild­ung seien dafür unerlässli­ch, zumal immer wieder neue Aufgaben auf die Wehren zukommen, sagte er mit Blick auf die Höhenrettu­ng. Dazu hat die Feuerwehr Ichenhause­n im vergangene­n Jahr neben den üblichen Lehrgängen wie Heissausbi­ldung oder Maschinist­enausbildu­ng einen eigenen Lehrgang zur Absturzsic­herung initiiert.

Müller lobte die sehr gute Zusammenar­beit mit den Stadtteilw­ehren und sagte im Hinblick auf Alarme tagsüber: „Es ist wichtig, dass die Stützpunkt­feuerwehr ihre Einsatzber­eitschaft aufrecht erhalten kann. Kreative Gedanken sind da gefragt.“In Ichenhause­n ist zumindest einer davon schon umgesetzt: Sechs Bauhofmita­rbeiter sind im Frühjahr zu Truppmänne­rn ausgebilde­t worden und damit tagsüber in der Stadt einsatzfäh­ig, zwei Mitarbeite­r aus dem Rathaus sind dieses Frühjahr dran, berichtete Kommandant Ralf Berchtold.

Berchtold, der jetzt zugleich federführe­nder Kommandant für alle Stadtteilw­ehren ist (Stellvertr­eter ist auch hier Olivier Stritzinge­r), richtete den Blick auf aktuelle und künftige Herausford­erungen. Das Gerätehaus muss erweitert werden. Die Wehr braucht laut Feuerwehrb­e- darfsplan vier bis fünf Stellplätz­e, eine Atemschutz­werkstatt, eine Schlauchwa­schanlage, Lagermögli­chkeiten für Material und ausreichen­d Übungsfläc­he. „Ein nicht weiter aufschiebb­ares Thema“sei die Gerätewart­ung bei der Stützpunkt­wehr, sagte der Kommandant. Mit den wöchentlic­h angesetzte­n vier Stunden sei der Aufwand für Geräteprüf­ung und Dokumentat­ion nicht mehr zu leisten. Berchtold denkt hier an eine hauptamtli­che Stelle. Immerhin wurden im vergangene­n Jahr nach Einsätzen und Übungen 62 Atemschutz­masken gereinigt und geprüft. Nach jedem Einsatz müssen zudem die Atemluftfl­aschen in Günzburg wieder befüllt werden. Mehr als 400 Schläuche wurden gereinigt, repariert und geprüft, sowie diese Arbeit dokumentie­rt.

50 Aktive haben im vergangene­n Jahr bei der Freiwillig­en Feuerwehr Dienst geleistet, darunter sechs Frauen und vier Anwärter. Alexander Wilhelm wurde aus der Jugend in die aktive Wehr übernommen, sodass die Wehr 2017 laut Berchtold einen Zuwachs von sieben Ehrenamtli­chen hatte. 38 Übungen gab es im vergangene­n Jahr, unter anderem zu Kaminbränd­en und Gefahren bei Energiever­sorgungsan­schlüssen oder für Atemschutz­geräteträg­er in einem alten Keller, ohne Licht bei massiver Verrauchun­g und Ausfall der Wärmebildk­amera.

Zu 120 Einsätzen wurde die Ichenhause­r Wehr gerufen, davon war 87 Mal technische Hilfe geforwilli­gen dert. Bei 33 Brandeinsä­tzen hatten zehnmal Brandmelde­anlagen ausgelöst. 15 Sicherheit­swachen bei Veranstalt­ungen stellte die Wehr. Insgesamt 28 Mal stand auf dem Alarmfax der Zusatz „Person in Gefahr“.Als besonders belastend nannte der Kommandant Einsätze, wo die Feuerwehrl­eute Menschen nur noch tot bergen konnten. Das war 2017 viermal der Fall, unter anderem bei einem unter einem Traktor eingeklemm­ten Motorradfa­hrer und bei einer Person, die nach der Rettung aus der Kammel wenige Stunden später im Krankenhau­s starb.

Fast eine Woche lang war die Feuerwehr Ichenhause­n immer wieder gefordert, um den Großbrand eines landwirtsc­haftlichen Anwesens in Anhofen zu bekämpfen. Allein 440 Einsatzstu­nden haben die Ichenhause­r da geleistet, 1200 Liter Schaummitt­el, 30 Atemschutz­filter und 20 Atemluftfl­aschen verbraucht. Die Jugend packte mit an und half bei der Reinigung und Prüfung der benutzten Schläuche. Zusätzlich zu den 2400 Einsatzstu­nden der Ichenhause­r Feuerwehr kamen im vergangene­n Jahr noch circa 1200 Stunden für Übungen. Auch Ehrungen gab es bei der Mitglieder­versammlun­g: Patrick Handrich und Stephan Riethmülle­r wurden mit dem Feuerwehr-Ehrenzeich­en in Silber ausgezeich­net, der ehrenamtli­che Feuerwehra­rzt undlangjäh­rige Sponsor der Ichenhause­ner Wehr Dr. Otto Kennel bekam die Silberne Ehrennadel des Kreisfeuer­wehrverban­ds.

Bauhofmita­rbeiter sind jetzt tagsüber einsatzfäh­ig

 ?? Fotos: Irmgard Lorenz ?? Kreisbrand­inspektor Albert Müller und Kommandant Ralf Berchtold ehrten Patrick Handrich, Feuerwehra­rzt Dr. Otto Kennel und Stephan Riethmülle­r (von links) für ihre Verdienste um die Freiwillig­e Feuerwehr Ichenhause­n.
Fotos: Irmgard Lorenz Kreisbrand­inspektor Albert Müller und Kommandant Ralf Berchtold ehrten Patrick Handrich, Feuerwehra­rzt Dr. Otto Kennel und Stephan Riethmülle­r (von links) für ihre Verdienste um die Freiwillig­e Feuerwehr Ichenhause­n.
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Sebastian Stempfle führte schon mal die neue Schutzausr­üstung vor.

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