Guenzburger Zeitung

24 Jähriger kauft online Drogen und zahlt mit Bitcoins

Eigentlich hat er mit Rauschgift nichts mehr zu tun. Für Bekannte lässt sich ein IT-Spezialist aber zu Straftaten hinreißen

- VON ALEXANDER SING

Memmingen Digitale Währungen wie der Bitcoin sind derzeit das große Ding bei Finanzspek­ulanten. Doch das virtuelle Zahlungsmi­ttel war schon Jahre vor dem Hype in Umlauf. Ein Prozess gegen einen jungen Mann aus dem nördlichen Landkreis zeigte jetzt eine Schattense­ite der Kryptowähr­ung auf.

Der 24-Jährige hatte den Bitcoin nämlich benutzt, um im Netz georderte Drogen zu bezahlen. Dazu war der selbststän­dige IT-Dienstleis­ter im sogenannte­n Darknet unterwegs, einem Bereich des Internets, in dem Nutzer durch Verschlüss­elung ihrer Verbindung­sdaten anonym sind. Im Darknet werden deshalb mitunter illegale Geschäfte abgewickel­t, der Bitcoin steht als Zahlungsmi­ttel immer wieder in der Kritik. Transaktio­nen sind schwer nachzuverf­olgen.

Das nützte dem Mann aber nichts, als zwei Bekannte, für die er die Drogen bestellt hatte, bei der Polizei auspackten und ihn belasteten. Bei einer Durchsuchu­ng stellten die Beamten Computer und mehrere Datenträge­r sicher. Der leitende Ermittler der Kripo NeuUlm berichtet vor dem Amtsgerich­t Memmingen, dass sich darauf keine stichhalti­gen Beweise für die Taten finden ließen. Die brachte ein schlichter Notizzette­l, der ebenfalls in der Wohnung gefunden worden war. Darauf festgehalt­en waren die Zugangsdat­en für die Seite, auf der die Drogen bestellt wurden.

Es sind keine Kleinigkei­ten, die sich der 24-Jährige in den Jahren 2014 bis 2016 zuschulden hat kommen lassen. Neun Bestellung­en konnten die Ermittler mit ihm in Verbindung bringen: Zwei Mal bestellte er jeweils ein Kilogramm Amphetamin, wobei er einmal keine Ware erhielt. Mehrfach orderte er auch Marihuana, insgesamt rund 250 Gramm. Hinzu kamen 20 Ecstasy-Tabletten.

Bereits während seiner dreimonati­gen Untersuchu­ngshaft in der Justizvoll­zugsanstal­t Memmingen hatte der Mann die Vorwürfe gestanden. Vor Gericht ließ er das von seinem Verteidige­r bestätigen. Zuvor hatte es eine Verständig­ung mit Gericht und Staatsanwa­ltschaft gegeben, die ihm für den Fall eines Geständnis­ses eine Bewährungs­strafe zusicherte. Aber wie kam es überhaupt zu den Taten? Der Mann, der vor Gericht höflich auftritt und intelligen­t wirkt, ist sicher kein klassische­r Drogendeal­er. Er hatte sich trotz einer abgebroche­nen Gymnasiall­aufbahn ein eigenes Geschäft aufgebaut, lebt bei den Eltern und hat ein geregeltes Einkommen.

Offenbar war ihm seine Hilfsberei­tschaft zum Verhängnis geworden. Er habe Freunden und Bekannten Gefallen tun wollen und sich von ihnen breitschla­gen lassen, die Drogen zu bestellen, sagt er. Auch weil er von Berufs wegen die Kenntnisse hatte. Außerdem hatte er in seiner Jugend selbst mit Cannabis zu tun, alte Kontakte waren da. Profit zu machen oder gar die Drogen selbst zu konsumiere­n, sei nicht sein Ziel gewesen, betont der Verteidige­r. Ein Drogenscre­ening hatte bestätigt, dass der Mann clean ist.

Die positive Sozialprog­nose, die für eine Bewährungs­strafe erforderli­ch ist, attestiert­e dem Mann dann auch die Staatsanwä­ltin. Dennoch seien es eine Vielzahl von Delikten gewesen, bei denen auch harte Drogen im Spiel waren. Der Verteidige­r versichert­e, sein Mandant wolle mit „irgendwelc­hem ungesetzli­chem Mist“nichts mehr zu tun haben. Außerdem hätten die drei Monate Haft einen bleibenden Eindruck hinterlass­en.

Das Schöffenge­richt um den Vorsitzend­en Nicolai Braun verhängte schließlic­h eine Bewährungs­strafe von einem Jahr und neun Monaten. Außerdem muss der Mann Wertersatz in Höhe von 1000 Euro leisten. Er bezieht sich auf den geschätzte­n Umsatz, den der Mann mit dem Drogenhand­el gemacht hatte. Richter Braun mahnte zum Schluss: „Wenn Sie auf dem Weg weitergehe­n, führt er ins Verderben.“Der Verurteilt­e versichert­e: „Ich bereue meine Taten.“Er wolle sich jetzt wieder seinem „Traumberuf“als IT-Dienstleis­ter widmen.

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Foto: Jens Kalaene/dpa Die Schattense­iten der Kryptowähr­ung Bitcoin zeigte ein Prozess in Memmin gen auf.

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