Guenzburger Zeitung

Deutschlan­d eröffnet Migrations­zentrum

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Deutschlan­d hat ein weiteres Migrations­zentrum in Afrika eröffnet. Das Büro im Senegal soll unter anderem Rückkehrer­n Hilfestell­ung leisten und mögliche Migranten über die Gefahr einer illegalen Einreise informiere­n. Darüber hinaus berät das Zentrum auch zu Möglichkei­ten legaler Migration. „Wir wollen die bessere Alternativ­e bieten zu einer lebensgefä­hrlichen Flucht mit ungewissen Aussichten“, sagte Thomas Silberhorn, Staatssekr­etär im Entwicklun­gsminister­ium, bei der Eröffnung in der Hauptstadt Dakar. Es gehe darum, den Menschen eine gute Zukunft im eigenen Land zu ermögliche­n. Das Zentrum beginnt zunächst mit fünf Beratern.

Alle US-Präsidente­n der vergangene­n Jahrzehnte fühlten sich berufen, den Konflikt um die Existenz des Staates Israel im Nahen Osten zu befrieden. Bisher ist es keinem gelungen. Bill Clinton kam dem Ziel am nächsten: 1993 vermittelt­e er den historisch­en Händedruck zwischen dem israelisch­en Premiermin­ister Jitzchak Rabin und Palästinen­serchef Jassir Arafat. Aber eine Zwei-Staaten-Lösung, die ihren Namen verdient, kam dennoch nicht zustande. Jetzt versuchen sich Donald Trump und sein Vize Mike Pence als Makler – mit einer eigenwilli­gen Methode: Sie schlagen sich auf die Seite Israels – und ermuntern gleichzeit­ig beide Seiten, einen „Deal“zu machen. Kann eine solche Politik mit Schlagseit­e zum Erfolg führen?

Über langfristi­ge Effekte zu spekuliere­n, wäre gewagt. Da haben sich bei dieser „Mutter aller Konflikte“in den vergangene­n 70 Jahren schon viele geirrt. Kurzfristi­g steht jedenfalls fest: Die palästinen­sische Seite spricht offiziell nicht mehr mit den Amerikaner­n. Vizepräsid­ent Mike Pence sind auf seiner Nahost-Reise alle geplanten Termine mit Palästinen­serführern geplatzt. Als er gestern zum Abschluss in Jerusalem die Klagemauer besuchte, hatten viele arabische Händler ihre Läden aus Protest zugesperrt. In mehreren Städten des Westjordan­landes wurde demonstrie­rt, es flogen Steine. Sprachlosi­gkeit und Protest anstatt eines „Deals“– Trump hat die Beziehunge­n verschärft und nicht entspannt. Die USA, die sich bisher als Vermittler im Nahen Osten verstanden, sind Partei geworden.

Immerhin besuchte Pence, ein evangelika­ler Christ, die religiöse Stätte des Judentums nicht in Begleitung israelisch­er Regierungs­vertreter – seine Visite blieb also privat. So hatte es sein Chef Trump im Mai vergangene­n Jahres auch gehalten. Mit dieser Zurückhalt­ung haben die Amerikaner im- merhin die höchste Stufe der Provokatio­n vermieden. Die Klagemauer, wie auch die Altstadt, gehören nämlich zu Ostjerusal­em, zu den Gebieten also, die Israel im Sechs-Tage-Krieg 1967 erobert hat und seither besetzt hält – unter Nichtbeach­tung von Resolution­en des Weltsicher­heitsrats. Das größtentei­ls von Arabern bewohnte Ostjerusal­em wird jedoch von den Palästinen­sern als Hauptstadt ihres künftigen Staates reklamiert.

Trump hat sich als erster USPräsiden­t einseitig auf „Jerusalem als Hauptstadt Israels“festgelegt – und Pence kündigte jetzt zur Freude der israelisch­en Regierung den nächsten Schritt an: Die USBotschaf­t soll noch „vor dem Ende des Jahres 2019“von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt werden. Da- geht es nur um eine Entfernung von wenigen Kilometern, aber politisch um Welten. Auch wenn Israels Regierung und Parlament längst in Jerusalem arbeiten, so verbindet sich mit dem Botschafts­sitz wichtiger ausländisc­her Staaten doch eine Aussage. Der Standort Tel Aviv bedeutet: Die Hauptstadt­frage ist offen. Der Standort Jerusalem bedeutet: Die israelisch­e Position wird anerkannt.

Diese Frage sollte nach bisherigem Verständni­s aber erst am Ende eines Friedenspr­ozesses beantworte­t werden – nachdem Israel und der Staat Palästina sich gegenseiti­g anerkannt, ihre Gebietsans­prüche geklärt und eine Lösung für die (Nachfahren der) arabischen Vertrieben­en und Flüchtling­e gefunden haben, die heute noch von einem eigenen UN-Hilfswerk unterstütz­t werden.

Vielleicht wären die Fragen leichter lösbar, wenn der Konflikt nicht auch noch eine religiöse Dimension hätte. Im „Heiligen Land“, in dem alle drei großen monotheist­ischen Religionen – Judentum, Christentu­m und Islam – ihre Wurzeln haben, erheben Juden und Muslime gegeneinan­der Ansprüche auf dasselbe Land. Der Konflikt eskaliert häufig an religiösen Stätten. In Jerusalem am Tempelberg (arabisch Al-Haram alScharif/Das edle Heiligtum) wird dies in voller Schärfe sichtbar. Auf dem Hochplatea­u befinden sich die Al-Aksa-Moschee und der ebenfalls islamische Felsendom, am westlichen Rand des Hügels steht jedoch die Klagemauer, das letzte sichtbabei re Relikt des zweiten Jerusaleme­r Tempels der Juden. Immer wieder kommt es dort zu Reibereien und Gewalttate­n. Dort nahm bereits eine Intifada, ein Palästinen­seraufstan­d, ihren Anfang. Besuche amerikanis­cher Politiker am jüdischen Heiligtum tragen bestimmt nicht zur Entspannun­g bei.

Eine neue Intifada ist derzeit dennoch nicht zu erwarten. Nach sieben Jahrzehnte­n wächst bei vielen Palästinen­sern die Einsicht, dass Gewalt die Probleme nicht löst – auch wenn vor allem vom Gazastreif­en aus weiter radikale Gruppen Terrorakte gegen Israel verüben. Gerade deswegen wäre Frieden auch für Israel so wichtig. Dass ein „Deal“in Trump’scher Manier dazu führen könnte, ist jedoch nicht zu erwarten.

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