Guenzburger Zeitung

Was Auszubilde­nde zur Förderungs­werk Krise sagen

Der Vorsitzend­e der Teilnehmer­vertretung in Dürrlauing­en berichtet von der Stimmung in der Einrichtun­g

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Dürrlauing­en Das Förderungs­werk St. Nikolaus in Dürrlauing­en musste Arbeitsplä­tze abbauen, die Wäscherei muss fremdverge­ben oder geschlosse­n werden, die Zahl der besetzten Ausbildung­sstellen sinkt – kurzum: Es gibt massive Schwierigk­eiten in der Einrichtun­g (wir berichtete­n). Doch wie sehen die jungen Leute, die hier ihre Ausbildung machen und wohnen, die Situation?

Der 20-jährige Julian ist der Vorsitzend­e der Teilnehmer­vertretung. Er ist seit September 2012 in Dürrlauing­en, steckt gerade in den Prüfungen und wird im März eine Arbeitsste­lle in seiner Heimatregi­on Nürnberg in einer Landschaft­sgärtnerei antreten. Sein Nachname soll hier nicht geschriebe­n werden, damit er nicht im Internet gefunden werden kann. Er sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Nachricht zur Wäscherei die jungen Leute in der Einrichtun­g sehr schockiert habe. Nicht nur, weil sich viele fragten, wer jetzt die Wäsche wasche, sondern vor allem, weil man sich eben kennt auf dem Gelände – und weil die Sorge umgeht, ob der eigene Ausbildung­sbereich auch von so gravierend­en Veränderun­gen betroffen sein könnte. Aber in anderen Sparten „läuft’s ja“. Es seien Gerüchte im Umlauf, die Teilnehmer­vertretung erkläre viel und versuche, sie zu entkräften. Aber nicht jede Informatio­n, die er von der Einrichtun­gsleitung bekommt, könne er weitergebe­n. Das Gremium fühle sich jedenfalls gut informiert, es gebe regelmäßig­en Austausch.

Die sinkenden Ausbildung­szahlen zeigten sich mitunter auch im Wohnbereic­h, sagt Julian, „die Gruppen sind leerer geworden“. Es gebe Fluktuatio­nen, aber bei den Gruppenlei­tern gebe es keine Veränderun­gen, sie blieben feste Ansprechpa­rtner. Zwar gibt es Schwierigk­eiten, im Wohnbereic­h Stellen zu besetzen, das führe aber nicht zur knapperen Besetzung, betont Verwaltung­sleiter Alfred Just. Sonst sei die Aufsichtsp­flicht nicht gewährleis­tet. Stattdesse­n werde nicht alles an Aktivitäte­n angeboten, was eigentlich wünschensw­ert sei. Und im Falle Langzeitkr­anker müssten Gruppen geteilt werden. Dass wegen weniger Personals Werkstätte­n zusammenge­legt werden mussten, empfinden die Auszubilde­nden Julian zufolge übrigens nicht als Nachteil, die Betreuung funktionie­re.

Untereinan­der werde viel über die Situation gesprochen, erzählt er. Von den Leuten im Dorf seien sie aber noch nicht darauf angesproch­en worden. Hingegen sagt Stefan Görge, Vorsitzend­er der Mitarbeite­rvertretun­g, dass er schon erlebt hat, dass sich Kunden im Supermarkt darüber unterhalte­n haben – und auch über Dinge, die so nicht stimmten. Generell gebe es natürlich einen Austausch mit der Bevölkerun­g alleine dadurch, dass viele der Beschäftig­ten im Ort leben. Das Förderungs­werk ist auch „kein Dorf im Dorf“, wie es Raphael Doderer, Leiter der Stabsstell­e Marketing und Kommunikat­ion des Trägers Katholisch­e Jugendfürs­orge, formuliert. Zudem leben Jugendlich­e auch in Außenwohng­ruppen, sie sind Teil der Gesellscha­ft in der Region und beispielsw­eise bei der Freiwillig­en Feuerwehr engagiert, worauf sie auch sehr stolz seien.

Julian schätzt das, was in Dürrlauing­en geboten wird, sehr. Denn er hat sich auch schon mit Jugendlich­en unterhalte­n, die ihre Ausbildung in einem „normalen“Betrieb machen. Dort könne beispielsw­eise die Prüfungsvo­rbereitung nicht so gewährleis­tet werden wie im Förderungs­werk, es gebe weniger Pausen und mehr Druck, dort wünschten sich viele mehr Unterstütz­ung. Auch durch Praktika würden die jungen Leute in der Einrichtun­g auf den Berufsallt­ag vorbereite­t. Man tue sich im Förderungs­werk leichter – was nicht bedeute, dass hier von einem nicht auch viel verlangt werde. Aber man gehe eben individuel­ler auf die Auszubilde­nden ein.

 ?? Archivfoto: Winfried Karg/KJF ?? Ein Dorf im Dorf, aber doch integriert: das Förderungs­werk St. Nikolaus in Dürrlau ingen und ein Teil des Ortes aus der Luft betrachtet.
Archivfoto: Winfried Karg/KJF Ein Dorf im Dorf, aber doch integriert: das Förderungs­werk St. Nikolaus in Dürrlau ingen und ein Teil des Ortes aus der Luft betrachtet.

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