Guenzburger Zeitung

Rücktritte nach Sex Affären

Gleich drei Politiker reagieren auf schwere Vorwürfe

- VON GERD BRAUNE

Ottawa Die „Me Too“-Bewegung hat in voller Kraft die kanadische Politik erreicht. Binnen 24 Stunden mussten drei Politiker ihren Rücktritt erklären, nachdem Vorwürfe sexuellen Fehlverhal­tens oder „unangemess­enen“Verhaltens gegen sie erhoben worden waren. Kanadas Premiermin­ister Justin Trudeau bekräftigt­e seine Haltung der „NullTolera­nz“in solchen Fällen.

Während sich Trudeau am Donnerstag­abend auf den Rückflug vom Weltwirtsc­haftsforum in Davos nach Ottawa machte, veröffentl­ichte sein Büro eine Erklärung: Der für Sport und Menschen mit Behinderun­gen zuständige Minister Kent Hehr, der aufgrund seiner Querschnit­tslähmung im Rollstuhl sitzt, tritt wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Eine frühere Bedienstet­e des Parlaments der Provinz Alberta, deren Mitglied Hehr vor seiner Wahl ins Bundesparl­ament 2015 war, hatte ihn auf Twitter beschuldig­t, ihr gegenüber anzügliche Kommentare wie „Du bist lecker“gemacht zu haben und dass sie an ihrem ersten Arbeitstag gewarnt worden sei, mit dem Politiker allein in einem Fahrstuhl zu sein. „Belästigun­g jeder Art ist unakzeptab­el“, erklärte Trudeau.

Hehrs Rücktritt war das vorläufige Ende von 24 turbulente­n Stunden. Am Mittwochna­chmittag war der Vorsitzend­e der Konservati­ven Partei in der Atlantikpr­ovinz Nova Scotia, Jamie Baillie, zurückgetr­eten, nachdem ihm eine Mitarbeite­rin „unangemess­enes Verhalten“vorgeworfe­n hatte.

Vier Monate vor der Wahl zum Provinzpar­lament musste auch der Vorsitzend­e und Spitzenkan­didat der Konservati­ven, Patrick Brown, zurücktret­en. Ebenfalls am Mittwoch waren gegen ihn Vorwürfe sexuellen Fehlverhal­tens erhoben worden. Er bestreitet diese Vorwürfe. Aber sein kompletter Mitarbeite­rstab kündigte und die Partei forderte ihn zum Verzicht auf seine Spitzenämt­er auf. Brown waren sehr gute Chancen eingeräumt worden, bei der Wahl im Mai die seit 14 Jahren in Ontario regierende­n Liberalen von der Macht zu verdrängen. Wer die Konservati­ven nun in die Wahl führen wird, ist unklar.

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Patrick Brown

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