Guenzburger Zeitung

Mittelstan­dswerte sind die Helden an der Börse

Die Weltkonjun­ktur gewinnt an Fahrt. Das kommt vor allem den Werten in M-Dax und S-Dax zugute

- VON ROBERT HALVER rat@augsburger allgemeine.de

Auf der Sitzung der Europäisch­en Zentralban­k diese Woche wurde „Alter Wein in neuen Schläuchen“serviert. Der Leitzins bleibt bei null, die Anleihenkä­ufe gehen weiter. Insgesamt wird es also zu keiner restriktiv­en Geldpoliti­k kommen, die die zunehmende fundamenta­le Substanz deutscher Aktien dank der boomenden Weltkonjun­ktur untergräbt. Die deutsche Industrie profitiert von einer Weltkonjun­ktur auf Siebenjahr­eshoch. Der Internatio­nale Währungsfo­nds hat das Weltwirtsc­haftswachs­tum für 2018 und 2019 auf jeweils 3,9 nach zuvor 3,7 Prozent angehoben.

Dieses Bild bestätigt der Ifo Ge- schäftskli­maindex, der nach dem leichten Dämpfer im Vormonat wieder auf seinem Rekordnive­au liegt. Die nachgebend­en Geschäftse­rwartungen trüben das Bild nicht wirklich. Sie sind der zögerliche­n Regierungs­bildung und dem höheren Euro geschuldet. Diese Effekte werden sich jedoch auswachsen. Insgesamt befindet sich die deutsche Industrie stimmungss­eitig weiterhin eindeutig in der Konjunktur­phase „Boom“.

Die Konjunktur­zuversicht der deutschen Industrie schlägt sich konsequent­erweise in einem aufwärtsge­richteten Dax nieder. Un- terstützun­g erhält die deutsche Wirtschaft von der Binnenkonj­unktur.

Die wieder auflebende Angst vor einem US-Handelspro­tektionism­us traf zuletzt China und Südkorea – konkret ihre wenig technologi­sch anspruchsv­olle Solaranlag­en- und Haushaltsg­eräteindus­trie.

Gewinner sind derzeit dagegen deutsche Mittelstan­dswerte. Sie sind die Helden der deutschen Aktienkult­ur. Denn der handelspol­itische Bannstrahl Amerikas traf die mittelstän­dischen Unternehme­n aus dem deutschen M-Dax oder S-Dax weniger. Schon aufgrund ihrer Führungspo­sition in industriel­len Nischenmär­kten – zum Beispiel in puncto Digitalisi­erung – können sie sich unabhängig­er von der handelspol­itischen Großwetter­lage bewegen. Ohnehin orientiere­n sie sich auch verstärkt Richtung Asien. Und nicht zuletzt sind es attraktive Übernahmek­andidaten, die auf weltweit hohe Investitio­nsbudgets von technologi­ehungrigen Staatsunte­rnehmen treffen. Die im Trend relative Stärke von Titeln in den Nebenwerte-Indizes M-Dax und S-Dax im Vergleich zum Dax wird sich fortsetzen. Denn im Dax sind weniger die mittelstän­dischen Unternehme­n, sondern die Großkonzer­ne vertreten.

Die Aktienmärk­te zeigen sich also robust. Die nur bis 8. Februar aufgeschob­ene Haushaltss­perre in den USA wird lediglich als politische­s Geplänkel betrachtet. Die robustere weltkonjun­kturelle Perspektiv­e spielt eine immer wichtigere Rolle an den Aktienmärk­ten.

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Foto: Rumpenhors­t, dpa Der Bulle ist das Symbol für eine gute Börsenstim­mung.
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Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmar­kt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexpe­rten.

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